Ketten der Liebe
Schlafgemaches und ging hinein.
Zaynab hatte ihn im Vorraum gehört. Nun verbeugte sie sich still und erwartete geduldig seine Anweisungen. Er schloß die Tür hinter sich und starrte sie eine lange Zeit an. Zaynab bewegte sich nicht. Ja, sie atmete kaum, denn plötzlich wurde sie sich bewußt, daß sie ein wenig Angst hatte. Ihr Gesicht verriet jedoch keines ihrer Gefühle. Sie war versteinert wie eine Statue.
»Ich glaube, mir deine unglaubliche Schönheit nur eingebildet zu haben«, sagte er schließlich und brach damit das Schweigen zwischen ihnen, »aber du bist kein Traum, Zaynab. Entkleide dich nun für mich. Diese aufreizenden kleinen Blicke, die du mir heute morgen auf deinen Körper gewährt hast, als du dieses hinreißende Kostüm trugst, haben mich neugierig gemacht. Ich will dich ganz betrachten.«
Sein Ton war verlangend, als ob er sich bemühen mußte, seine Ungeduld im Zaum zu halten. Er blickte sie majestätisch an. Offensichtlich war er ein Mann, der sofortigen Gehorsam gewohnt war.
Dann lächelte er sie kurz an, als ob er sie beruhigen wollte. Seine Zähne waren stark, gleichmäßig und weiß. Ohne den Turban war sein Haar in der Tat rotblond. Die Augen unter den sandfarbenen Wimpern waren dunkelblau.
Wie seltsam, dachte sie. Ich hatte immer angenommen, daß alle Mauren dunkelhaarig und dunkeläugig wären, aber anscheinend stimmte das nicht. Ihre Finger öffneten die winzigen Perlenknöpfe an ihrem Kaftan. Während sie einen nach dem anderen löste, verließen ihre Augen niemals die seinen. Der letzte Knopf schlüpfte aus seiner seidenen Schlaufe. Nun war der Kaftan bis zum Nabel offen. Der Blick des Kalifen hielt sie fest, und ihr stockte noch immer der Atem.
Bevor sie das Kleidungsstück abschütteln konnte, streckte er die Hand aus und teilte die Zwillingshälften ihres Kaftans, so daß er über ihre Schultern glitt. Die Seide raschelte leise, als sie zu Boden fiel. Abd-al Rahman trat einen Schritt zurück und ließ seine tiefblauen Augen über die großzügigen Kurven ihres Körpers wandern. »Wo im Namen aller sieben Djinns hat Donal Righ ein so wunderbares Geschöpf wie dich gefunden?« sagte er leise.
»Ein Wikinger brachte mich zu ihm«, erwiderte Zaynab. Sie war erstaunt, daß sie ein Wort über die Lippen brachte. »Er hatte das Kloster überfallen, in dem man mich untergebracht hatte.«
»Du warst eine christliche Nonne?« Sein Blick heftete sich auf ihre Brüste, und er konnte sich nur schwer davon abhalten, sein Gesicht zwischen ihnen zu vergraben.
»Nein, Herr. Ich sollte Nonne werden, aber ich war erst an diesem Tag im Kloster eingetroffen«, erklärte Zaynab.
»Was für ein grausamer, blinder, gefühlloser Mann könnte so ein schönes Mädchen hinter den hohen Mauern eines Klosters verstecken?« wollte der Kalif halb ärgerlich wissen. »Du warst nicht dazu bestimmt, eingesperrt zu werden und den Rest deines Lebens als vertrocknete Jungfer zu verbringen.
Gepriesen sei Allah, daß mein alter Freund Donal Righ dich gefunden hat!«
Zaynab lachte darüber, wie leidenschaftlich er seiner Meinung Ausdruck verlieh. Sie konnte nicht anders. Er war wirklich ein feuriger Mann. »Ich habe eine Zwillingsschwester, Herr«, erzählte sie.
»Wir sind eineiige Zwillinge, aber sie ist die Erstgeborene. Unser Vater starb vor unserer Geburt. Wir waren seine einzigen Kinder. Es wurde entschieden, daß Gruoch den Sohn des benachbarten Lords heiraten sollte und daß man mich in ein Kloster schicken würde. Diese Entscheidung wurde am Tag unserer Geburt getroffen. Keine von uns konnte ihr eigenes Schicksal beeinflussen.«
»Konnte man nicht auch für dich einen Gatten finden?« wunderte sich der Kalif. Bei Allah, ihr Haar war wundervoll. Er wollte es weich auf seiner nackten Haut spüren.
»Meine Eheschließung hätte Schwierigkeiten verursacht. Mein Gemahl hätte die Hälfte des Landes meines Vaters verlangt, Herr. Der benachbarte Lord wollte aber alles für seinen Erben und seine Familie. Ich kann ihm deswegen nicht böse sein. Unsere beiden Familien lagen jahrelang miteinander in Fehde. Die Ehe meiner Schwester hat diese Kriege beendet. Für mich gab es keinen anderen Platz als das Kloster«, berichtete Zaynab.
»Dein Platz ist hier in meinen Armen«, sagte der Kalif entschieden. »Du gehörst mir allein, meine Schöne!« Er zog sie an sich. Dann nahm er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und küßte sie auf den Mund. Er erforschte seine Beschaffenheit, seine Festigkeit, ihren
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