Ketten der Liebe
auch Reichtum und Ansehen verschafft. Natürlich wollte sie nicht gern alles verlieren, was sie erreicht hatte.
»Ihr müßt Euch entscheiden, Herrin«, drängte Zaynab sie sanft.
»Die Sklaven werden hier bald mit meinen Besitztümern eintreffen. Ich habe einige Truhen und Juwelenkästchen, die sicher untergebracht werden müssen. Ich kann es nicht gestatten, daß gewöhnliche Konkubinen und ihre Dienerinnen in meinen Kleidern herumwühlen. Das ist völlig undenkbar. Denkt daran, wem wir dienen, Herrin. Ich bin nur zu einem Zweck hierhergeschickt worden. Um unserem Herrn, dem Kalifen, Vergnügen zu bereiten. Wenn ich keinen Raum habe, in dem ich ihn unterhalten kann, oder wenn mein Besitz von Damen unbestimmter Herkunft mit flinken Fingern entwendet wird, ist mir das unmöglich.«
Walladah betrachtete sie argwöhnisch. Die junge Frau, die vor ihr stand, war unglaublich hübsch und sehr selbstsicher, aber sie war höflich. Vielleicht ein bißchen hochmütig, aber höflich. »Nun«, gab die Herrin der Frauen nach, »vielleicht könnte ich ein kleines Gemach für Euch finden, aber wenn Ihr die Gunst des Kalifen nicht schnell genug gewinnt, dann werdet Ihr schneller als Ihr denken könnt eine Schlafmatte mit Eurer Dienerin teilen.«
Zaynab lachte, als ob so etwas u, denkbar wäre. »Mein Gemach muß einen eigenen kleinen Garten haben. Ich brauche meine Ruhe, wenn ich an die frische Luft gehe.« Walladah schluckte ihre Entrüstung herunter. Was für eine Dreistigkeit! Aber dann mußte sie doch zugeben, daß dies keine gewöhnliche Sklavin war. Dennoch, ihre Stellung erforderte es, ein gewisses Maß an Kontrolle über die Situation zu bewahren. »Ich habe genau das richtige Gemach für Euch, Herrin Zaynab«, sagte sie.
»Wenn Ihr und Eure Dienerin mir bitte folgen wollt.« Sie eilte mit den beiden jungen Frauen davon.
Das Gemach, das sie diesem Mädchen zuteilen wollte, war am entferntesten Ende des Harems. Es hatte einen winzigen Garten, aber die Gartenmauer grenzte an den Tierpark des Kalifen. Das Mädchen würde bekommen, um was sie gebeten hatte, aber es würde keineswegs eine Unterkunft erster Wahl sein. Später, falls das Mädchen wirklich die Gunst des Kalifen fand, könnte man ihr immer noch ein besseres Quartier geben. Falls es ihr gelang.
Sheila keuchte vor Entsetzen, als Walladah die Doppeltüre zu ihren Gemächern öffnete. Wie konnte diese Frau es wagen, ihre Herrin so zu beleidigen! Sie wollte gerade ihre Stimme erheben und ihrer Meinung über diese Unverfrorenheit Luft machen, als Zaynab, ihre Herrin, ihr eine warnende Hand auf den Arm legte und selbst das Wort ergriff.
»Es ist klein, Walladah, aber ich glaube, man kann es ganz bequem einrichten. Ich werde mich an Eure Güte erinnern.« Die Herrin der Frauen fühlte sich einen Moment lang etwas unwohl in ihrer Haut, als sie Zaynabs Worte hörte. »Ich werde sofort nach einer Reinemachefrau schicken, Herrin.«
»Ausgezeichnet«, gurrte Zaynab. »Ich möchte auch so bald es geht die Eunuchen sehen, die mir für meine Dienste zur Verfügung stehen. Und ich benötige gleich ein Bad. Der Kalif wünscht mich heute abend zu sehen.«
Walladah eilte von dannen. Sie war erstaunt, daß so ein junges Mädchen solch eine Ausstrahlung hatte und sie so verblüffen konnte. Sie würde tun, was sie tun mußte, damit es diese Zaynab bequem hatte, aber dann würde sie Zahra, der Lieblingsfrau des Kalifen, Bericht erstatten. Sie würde sicherlich alles erfahren wollen, was es über dieses neue Wesen zu wissen gab.
»Wenn sie uns zurück nach Alcazaba Malina geschickt hätte«, beschwerte sich Sheila, »könnten wir auch nicht weiter vom Geschehen entfernt sein. Zwei Zimmer, und keines davon groß genug, um sich darin zu bewegen, möchte ich hinzufügen.«
Zaynab lachte und schloß die Tür hinter ihnen. »Es ist besser, als ein Bett im Schlafsaal des Harems zugeteilt zu bekommen und mit einer Gruppe von Frauen zusammen zu wohnen, die zweifellos alles stehlen würden, was wir besitzen«, sagte sie. »Diese Gemächer sind vielleicht klein, aber sie verschaffen uns ein gewisses Ansehen und eine Privatsphäre. Wir werden sie in ein vollendetes Schmuckkästchen verwandeln, das genau richtig ist, um ein funkelndes Juwel zu beherbergen«, schloß sie ihren Vortrag mit einem Lachen.
Sheila blickte sich um. »Na ja«, sagte sie, »ich nehme an, wenn erst einmal der Staub entfernt ist und wir unsere Sachen ausgepackt haben, wird es bewohnbar sein. Laßt uns mal den
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