Ketten der Liebe
zu verdrängen, für die eine Stadt gebaut wurde, die nach ihr benannt ist?« Zaynab lachte. »Ich will dem Kalifen nur Vergnügen bereiten. Das ist, wofür ich ausgebildet wur de - zur Unterhaltung.« Obwohl sie hoffte, daß Naja eine gewisse Treue zu ihr entwickeln würde, wußte sie, daß er, wie alle anderen, von mächtigeren Personen bestochen werden konnte. Was auch immer er wiedergeben würde, mußte Zahra eher beschwichtigen als beunruhigen.
Sheila kehrte mit einigen Sklaven zurück, die die Möbel trugen, welche sie für ihre Herrin ausgewählt hatte. »Diese alte Walladah wollte mich zu den schrecklichsten alten Möbeln schleppen, Herrin«, sagte Sheila. »Aber zum Glück habe ich durchgesetzt.« Sie hörte hinter sich ein Geräusch und wirbelte herum. »Vorsichtig mit dem Diwan! Stellt ihn dort hin.« Sie wandte sich wieder ihrer Herrin zu. »Ich habe mir gedacht, der Kalif sollte etwas Bequemes zum Sitzen haben, wenn wir ihn unterhalten.«
Sheila hatte ein paar wundervolle Möbelstücke im Magazin des Harems gefunden. Der Diwan war mit pfauenblauer Seide bespannt. Seine hölzernen Beine waren vergoldet. Sie hatte auch einige runde und eckige Tischchen besorgt. Einer davon war aus poliertem Ebenholz mit Einlegearbeiten aus Perlmutt, ein anderer bestand aus einer runden, gravierten Messingplatte auf Beinchen aus Elfenbein, und der dritte war blau und weiß gefliest. Mehrere Sklaven waren mit Seidenkissen in Saphirgrün und Rubinrot beladen. Ein wunderbarer Leuchter aus patinierter Bronze, einige Hängelampen mit bernsteinfarbenem Glas und eine Anzahl polierter Messinglampen für die Tischchen wurden hereingetragen. Man brachte einen einzelnen Stuhl aus geschnitztem Holz mit einem Ledersitz und einige Holzkohlebecken, um an feuchten oder kühlen Tagen Wärme zu spenden. Die Schlafkammer brauchte keine Möbel. Ein Podest für Zaynabs Bettzeug stand bereits im Zimmer, und ihre Kleidertruhen würden den restlichen Raum ausfüllen. Es gab einen kleinen Alkoven im Schlafraum, wo Sheila ihre Schlafmatte ausbreiten konnte. Naja würde vor der Tür der Gemächer seiner Herrin schlafen.
Als sie schließlich allein waren, begann Sheila Zaynabs Truhen auszupacken. »Was werdet Ihr anziehen?« fragte sie.
»Etwas Einfaches«, antwortete Zaynab. »Aber zuerst muß ich baden. Naja, stehen uns die Bäder zu jeder Zeit zur Verfügung?«
»Ja, Herrin, aber die Damen des Harems baden gewöhnlich morgens. Dann können sie miteinander tratschen.«
»Ich bade zweimal täglich«, beschied ihn Zaynab. »Morgens und spät am Nachmittag. Jeden Nachmittag benötige ich die Dienste einer Masseuse. Meine Duftnote ist Gardenie. Ich verwende nichts anderes. Sorge dafür, daß die Badefrauen es erfahren.« Sie löste das Hüftband ihres Rockes, so daß er rasselnd zu Boden fiel. Dann trat sie aus dem perlenbesetzten Kleidungsstück heraus, knöpfte ihre Bluse auf und zog sie aus. »Sheila, eine Robe bitte.« Sie reichte ihre Bluse Naja, während Sheila ihr in ein weißes, seidenes Gewand half. »Bringe mich zu den Bädern, Naja«, befahl Zaynab.
Der junge Eunuch reichte Sheila die Bluse und führte seine neue Herrin aus ihren Gemächern. Als sie durch den Harem eilten, richteten sich alle Augen neugierig auf sie. Sie schwieg und blickte erhobenen Hauptes geradeaus. Walladah verbreitete bereits Gerüchte, vermutete sie. Als sie an ihrem Ziel ankamen, stellte Naja sie der obersten Badefrau vor, die Obana hieß.
»Nun«, sagte Obana nüchtern, »zieht Euch erst einmal aus und laßt sehen, womit wir es zu tun haben.«
Obana war eine bedeutende Person in der Hierarchie des Harems, und ihre Loyalität galt einzig und allein dem Kalifen. Man konnte sie nicht bestechen, und sie fürchtete sich auch vor keiner der Frauen einschließlich Zahra. Wenn ein Mädchen gut gepflegt war und vor Gesundheit strotzte, warf das ein gutes Licht auf Obana, besonders, wenn diese dem Kalifen gefiel. Und wenn der Kalif zufrieden war, belohnte er sie üblicherweise großzügig. Ihre Gunst zu gewinnen, war der erste Schritt zum Erfolg bei Abd-al Rahman.
Naja entfernte Zaynabs Seidenrobe. Nun stand sie still und ließ sich von Obana kritisch begutachten.
»Laßt mich Eure Hände sehen, Herrin.« Sorgfältig untersuchte Obana die zarten Hände des Mädchens und fuhr mit starken Fingern über Zaynabs zarte Glieder. »Eure Füße bitte, einen nach dem anderen.«
Zaynab gehorchte geduldig.
»Öffnet den Mund.« Sie betrachtete die starken, weißen Zähne
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