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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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das?«
    »Miss Amy!« Er fasste sich ans Herz, das vor Aufregung pochte. »Was machen Sie hier zu dieser Stunde? Die Glocke hat schon zehn geschlagen!«
    Aber er ahnte, was sie hier zu suchen hatte. Sie wusste, dass Seine Lordschaft frei war. Und jetzt wollte sie, dass Pom den Marquess wieder einfing.
    Stattdessen sagte sie: »Morgen müssen Sie für mich zum Festland rudern.«
    »Morgen?« Er schluckte. Das kam ihm seltsam vor. »Für Sie?«
    »Ich möchte Sie bitten, das hier« - sie drückte ihm ein kleines, mit Band verschnürtes Päckchen in die Hand - »zur Poststation zu bringen. Es soll nach Edinburgh in Schottland.«
    »Schottland.« Tiefe Furchen zeichneten sich auf seiner Stirn ab, als er ins Grübeln verfiel. »Das ist ein weiter Weg, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie ein wenig schroff. »Es ist unerlässlich, dass dieser Brief noch morgen abgeschickt wird.«
    Pom glaubte, Amys Wortwahl und ihren edlen Akzent in der Dunkelheit noch deutlicher wahrzunehmen. »Wenn Sie so reden«, dachte er laut, »so gebieterisch, meine ich, dann frage ich mich immer, wer Sie sind und woher Sie kommen.« Denn obwohl er erlebt hatte, wie nass, schmutzig und abgekämpft sie auf diese Insel gekommen war, wusste er, dass Amy weder aus der Arbeitsanstalt noch aus dem Zuchthaus entflohen war.
    Als sie tief Luft holte, glaubte er, ein Schluchzen zu vernehmen.
    »Verzeihen Sie, Miss Rosabel.« Er bereute seine letzten Worte. »Muss wohl mehr getrunken haben, als ich dachte, wenn ich das eben laut ausgesprochen habe.«
    »Nein, ist schon gut.« Sie schniefte, und er meinte, dass sie nach ihrem Taschentuch suchte. »Jemand auf der Insel muss wissen, was aus mir wird, wenn ... wenn das Schlimmste passiert.«
    »Sie meinen, wenn kein Lösegeld gezahlt wird und wir für unser Verbrechen festgenommen werden?« Eigentlich wollte er ihr sagen, dass er jetzt mehr als noch vor einer Stunde davon überzeugt war, dass ihnen nichts geschehen würde, aber er hatte an diesem Abend bereits mehr Worte gesprochen als sonst in einer ganzen Woche.
    »Sie werden nicht festgenommen, Pom.« In der Dunkelheit tastete sie nach seiner Hand. »Was auch immer geschehen mag, ich möchte Ihnen sagen ... ich hätte das niemals ohne Ihre Hilfe bewerkstelligen können. Und ich werde Sie nie verraten.«
    »Das weiß ich, Miss.« Er drückte ihre kalten, zittrigen Finger. »Vielleicht wird ja noch alles gut.«
    »Ja, vielleicht. Aber wenn es zum Äußersten kommt und ich hängen muss« -  sie sprach entschlossener, als sie ihr Schicksal vor sich sah - »dann muss ich Sie um zwei Dinge bitten. Versuchen Sie, Miss Victorine zu beschützen.«
    »Ist doch selbstverständlich, Miss.«
    »Und nehmen Sie auch dieses Päckchen mit.« Sie reichte ihm ein anderes, das genauso verschnürt war wie das erste. »Geben Sie es auch nach Edinburgh auf.«
    »Was hat es mit Edinburgh auf sich, Miss?«
    Sie zögerte ihre Antwort so lange hinaus, dass Pom schon glaubte, sie würde gar nichts mehr sagen. Doch schließlich erklärte sie: »Meine Schwester lebt dort. Nicht unmittelbar in Edinburgh, aber in Schottland, und sie wird dies lesen. Es handelt sich um eine Anzeige, die in der Gazette abgedruckt wird und ihr etwas über mein Schicksal verrät. Bislang war mir das gar nicht bewusst, aber meine Schwester liegt mir sehr am Herzen. Nach allem, was wir gemeinsam durchlebt haben, möchte ich, dass sie von meinem Tod erfährt... und weiß, wie sehr ich ihr zugetan bin.«
    Schottland, zwei Jahre zuvor
    »Wir sind Prinzessinnen. Wenn wir wieder sicher nach Hause zurückkehren können , werden wir köstliche Speisen essen , die schönsten Gewänder tragen und von allen geachtet und geliebt werden.« Das Haar der zweiundzwanzigjübrigen Clarice war nass vom Regen. Von der Kälte hatte sie blaue Lippen , aber ein Strahlen lag in ihrem Gesicht , als sie in ihrem feuchten Umhang vor dem dürftigen Kaminfeuer kauerte , das in dem Schankraum eines schottischen Wirtshauses brannte.
    Clarice glaubte wirklich an das, was sie sagte. Und aus Sicht der siebzehnjährigen Amy war genau diese Einstellung das Problem. Zehn Jahre waren sie mittlerweile von Beaumontagne fort , und doch war Clarice felsenfest davon überzeugt, sie würden in den Palast des kleinen Königreichs zurückkehren und das frühere, prunkvolle Leben weiterführen.
    Vielleicht war es einfacher für Clarice, an einen gut aussehenden Prinzen zu glauben. Sie war wunderschön: Ihr Haar war blond, sie war von kleiner ;

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