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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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er derjenige, der die wichtige Botschaft überbracht hätte. »Diener vom Christ Church. Wollte wissen, ob Ihr an diesem Nachmittag im Shotover jagen geht.«
    Ich fluchte stumm; über all der Aufregung über meine Entdeckung im Catherine Wheel hatte ich das Versprechen, das ich Sidney gegeben hatte, und meine Absicht, mich persönlich bei ihm zu entschuldigen, vollkommen vergessen. Jetzt wäre es jedenfalls auch mit viel Glück zu spät, um ihn noch im Christ Church anzutreffen.
    »Das passt mir heute gar nicht«, sagte ich halb zu mir selbst.
»Ich sollte jetzt besser gehen und meinem Freund eine Nachricht hinterlassen.«
    »Nein«, meinte Cobbett verständnisvoll, mittlerweile wieder besser bei Atem, »ich hätte Euch auch nicht für einen begeisterten Jäger gehalten. Nehmt es mir nicht übel, aber um mit einem Langbogen umgehen zu können, seid Ihr ein wenig zu kurz geraten.«
    Ich nickte nur und wandte mich ab. Da fielen mir plötzlich Sidneys Rat bezüglich Universitätspförtnern und ihrem Informationsschatz sowie die Flasche Ale wieder ein, die wir gekauft hatten, um Cobbetts Redefluss in Gang zu bringen, und die noch immer in meiner Kammer wartete.
    »Hättet Ihr Lust, einen Schluck mit mir zu trinken, Cobbett?« , fragte ich.
    »Ihr scheint meine Gedanken lesen zu können, Doktor Bruno.« Cobbett bedachte mich mit seinem zahnlosen, wissenden Grinsen. »Vorhin dachte ich noch, dass meine Kehle schon ganz ausgedörrt ist. Das grenzt ja an Hexerei.«
    »Ich versichere Euch, dass dabei keine Hexerei im Spiel ist. Ich erkenne eben einen durstigen Mann, wenn ich einen sehe«, lächelte ich. »Wartet eine Sekunde, ich bin gleich wieder da.«
    Der alte Pförtner sank schwer auf seinen Stuhl zurück. »Keine Sorge, Sir, ich gehe nirgendwohin. Muss mal sehen, ob ich einen sauberen Becher finde. Wir sind an Gäste nicht gewöhnt, nicht wahr, Bess?« Er kraulte die alte Hündin sacht hinter den Ohren, woraufhin sie ein leises, wohliges Grunzen von sich gab.
    Als ich mit der Flasche zurückkam, zog Cobbett sofort den Stopfen heraus und füllte zwei auf dem Tisch stehende Holzbecher bis zum Rand. Ich bemühte mich, den, den er mir reichte, nicht allzu gründlich auf seinen Sauberkeitszustand zu untersuchen. Cobbetts rundes Gesicht verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln, und er bedeutete mir, mir einen Stuhl heranzuziehen.
    »Gutes Ale und gute Gesellschaft«, seufzte er, nachdem er einen großen Schluck aus seinem Becher genommen und im
Mund hatte kreisen lassen, bevor er ihn geräuschvoll seine Kehle hinabrinnen ließ. »Nun dann – ich sehe Euch an, dass Ihr mich etwas fragen wollt. Ich kann nämlich auch Gedanken lesen, wisst Ihr?« Er zwinkerte mir zu.
    Ich hatte beschlossen, dass es das Beste wäre, Cobbett gegenüber ganz offen zu sein, er würde etwaige Täuschungsmanöver ohnehin sofort durchschauen.
    »Habt Ihr je von einem Buchbinder aus der Catte Street namens Jenkes gehört?«, begann ich.
    Cobbett warf den Kopf zurück und brach in jenes prustende Gelächter aus, das mich jedes Mal um seine Gesundheit fürchten ließ. Als er sich wieder erholt hatte, bedachte er mich mit einem ungläubigen Blick und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Bei Gott und allen Heiligen, Doktor Bruno, wie habt Ihr das denn fertiggebracht?« Noch immer lachend schüttelte er den Kopf. »Ihr trefft in der Gesellschaft der hochrangigsten Männer Englands in Oxford ein, und ein paar Tage später habt Ihr schon mit dem berüchtigtsten Schurken der Stadt zu tun! Haltet Euch von Rowland Jenkes fern, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Berüchtigter Schurke? Ein einfacher Buchbinder?«
    »Rowland Jenkes ist kein einfacher Irgendwer. Sondern ein Papist und ein Hexenmeister!«
    »Tatsächlich?« Mein Interesse war geweckt, und Cobbett wusste ein aufmerksames Publikum zu schätzen.
    »Habt Ihr noch nie vom ›Schwarzen Geschworenengericht‹ gehört?«, fragte er, bewusst einen unheilvollen Ton anschlagend.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Cobbett neigte sich mit der genussvollen Miene eines Großvaters nach vorne, der sich anschickt, seine kleinen Enkel mit einer gruseligen Geschichte zu erschrecken.
    »Also, das war so.« Eine frustrierend lange Pause entstand, während der er seinen Becher leerte und sich großzügig nachschenkte. »Vor sechs Jahren, im Sommer 1577, einem verdammt heißen Sommer übrigens, wurde Rowland Jenkes wegen Aufwiegelung
verhaftet und in den Kerker des Oxford Castle geworfen, in den Gefangene

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