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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Menge seelenruhig seine eigenen Ohren ab und ging seiner Wege. Es heißt, er hätte dabei keinen Laut von sich gegeben. Und er ließ seine Ohren einfach am Pranger hängen, könnt Ihr Euch das vorstellen?«
    Ich zuckte zusammen. Cobbett nickte abgeklärt.
    »So einer ist Rowland Jenkes. Haltet Euch von dieser Art von Gesindel fern, Doktor Bruno!«
    »Welcher Art von Gesindel? Dem, das sich in einem Wirtshaus namens Catherine Wheel herumtreibt?«
    Cobbett starrte mich so entsetzt an, als hätte ich gerade seine gesamte Familie verflucht.
    »Heiliger Christus! Wo seid Ihr da hineingeraten, Doktor Bruno? Im Ernst, Sir – allein die Erwähnung dieses Namens kann Euch in mächtige Schwierigkeiten bringen.«
    »Wie meint Ihr das?« Ich hielt es für ratsam, den unwissenden Ausländer zu spielen.
    »Hört zu.« Cobbett dämpfte seine Stimme zu einem Flüstern und winkte mich noch näher zu sich heran. »Die Leute, die ins Catherine Wheel gehen, tun das nicht des Essens und des Bieres wegen, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »So viel habe ich auch schon herausgefunden«, murmelte ich und fragte ihn weiter aus, meiner Spürnase folgend. »Wisst Ihr, ob vielleicht auch irgendeiner der Fellows oder Studenten des Lincoln diese Schänke besucht?«
    Cobbett kniff die Augen zusammen, sog seine fleischigen
Wangen nach innen und betrachtete mich eine Zeit lang nachdenklich. Offenbar erwog er, wie viel er diesem merkwürdigen, neugierigen Ausländer enthüllen sollte. Eben wollte er zu einer Antwort ansetzen, in diesem Augenblick jedoch wurde die Tür des Pförtnerhauses aufgerissen, und Rektor Underhill stapfte herein. Beim Anblick seines Gastes, der hier gerade ein Bier mit seinem Pförtner trank, huschte ein überraschter Ausdruck über sein Gesicht, aber er fasste sich rasch wieder und setzte ein Lächeln auf.
    »Guten Tag, Doktor Bruno«, begrüßte er mich mit kühler Höflichkeit. »Cobbett, habt Ihr Doktor Coverdale heute gesehen? Er ist nirgendwo zu finden, aber er hat mir nicht gesagt, dass er auswärts zu tun hätte.«
    »Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen.« Etwas verspätet ließ Cobbett jetzt Flasche und Becher unter seinem Stuhl verschwinden.
    Underhills Nasenflügel bebten vor Zorn.
    »Gut, wenn Ihr ihn durch das Tor kommen seht, dann sagt ihm bitte, er möchte sofort zu mir kommen! Ich muss dringend mit ihm sprechen.«
    »Wird gemacht, Sir«, versprach Cobbett diensteifrig.
    »Könnte ich Euch draußen kurz sprechen, Doktor Bruno?«, wandte sich Underhill an mich.
    »Selbstverständlich.« Ich erhob mich mit einiger Mühe von dem wackeligen Stuhl, nickte Cobbett zu, der zur Antwort breit grinste, und folgte dem Rektor in den Turmgang.
    »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr die Dienstboten während ihrer Arbeitszeit nicht zum Trinken verleiten würdet. Vor allem Cobbett braucht keine Aufforderung dazu.« Er schürzte die Lippen. Ich machte Anstalten zu protestieren, doch er hob eine Hand, um etwaigen Einwänden Einhalt zu gebieten. »Ich hoffe, Ihr werdet Euch heute zum Abendessen in der Hall zu uns gesellen. Seit dem Tod des armen Roger sind wir alle ziemlich bedrückt, und Eure Anwesenheit würde die Stimmung bei Tisch sicherlich etwas aufhellen.«

    »Ich würde mich sehr freuen und nehme Eure Einladung dankend an«, erwiderte ich höflich, und der unaufrichtige Ton in meiner Stimme konnte sich mit seinem durchaus messen.
    »Gut. Wir speisen um halb sieben, Ihr werdet sicherlich die Glocke hören.«
    Ehe er im Bogengang neben der Hall verschwinden konnte, der zu seiner Wohnung führte, rief ich ihn zurück.
    »Doktor Underhill? Ich habe mich gefragt… heute Morgen habe ich nach dem Gottesdienst einen Spaziergang gemacht, um etwas frische Luft zu schnappen und um Eure schöne Stadt besser kennen zu lernen.«
    Underhill verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich argwöhnisch.
    »Ich hoffe, Euch hat gefallen, was Ihr gesehen habt?«
    »O ja! Allerdings habe ich mich dann draußen vor der Stadtmauer ein bisschen verlaufen, fürchte ich. Ich war durchs Tor bei der Lady Chapel gegangen und da rechts abgebogen, und nach einer kurzen Strecke zwischen Feldern und Obstgärten hindurch beschrieb die Straße eine Biegung nach links. Dort stieß ich auf ein wunderschönes Herrenhaus neben einer kleinen Kirche, die einen sehr alten Eindruck machte. Nun wüsste ich gar zu gerne, was das für ein Gebäude ist.«
    Im Anschluss an eine kurze Bedenkzeit befand der Rektor meine Frage

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