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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Hand um Walsinghams Börse, deren Gewicht eine beruhigende Wirkung hatte, als wir in die angegebene Richtung gingen. »Aber ich kenne die Schänken von Oxford nicht. Wisst Ihr irgendetwas über eine, die Catherine Wheel heißt?«
    Ich blickte Thomas bei diesen Worten unschuldig an. Unverkennbare Furcht flackerte in seinen Augen auf, aber er fasste sich sofort wieder.
    »Ich glaube, das ist ein übler Ort, Sir. Uns Studenten ist es außerdem nicht gestattet, uns außerhalb der Stadtmauer aufzuhalten. Wir würden streng bestraft werden, wenn wir ertappt würden.«
    »So? Das ist merkwürdig, gestern habe ich einen Spaziergang gemacht, und ich bin sicher, einen jungen Mann im Gewand eines Studenten gesehen zu haben, der durch eines der Tore ging.«
    Thomas zuckte die Achseln.
    »Wahrscheinlich einer der Commoners.« Seine Stimme klang nicht bitter, nur resigniert, als hätte er schon vor langer Zeit akzeptiert, dass die Reichen nach anderen Gesetzen lebten und es sinnlos war, auf eine Veränderung zu hoffen.
    »Wie Euer Herr Gabriel Norris?«, fragte ich.
    »Ich wünschte, Ihr würdet ihn nicht als meinen Herrn bezeichnen, Sir. Ich meine, genau das ist er natürlich, aber es ist demütigend, daran erinnert zu werden.«
    Er war vor einem weiß getünchten, zweistöckigen Gebäude stehen geblieben, das einen sehr gepflegten Eindruck machte. Der Schankraum war gleichfalls sauber und ordentlich, alles, was das Catherine Wheel nicht war, und als wir die Tür hinter uns schlossen, stieg uns der würzige Duft gerösteten Fleisches
in die Nase. Ein lächelnder Wirt, dessen Schürze einen so gewaltigen Bauch umspannte, dass er aussah, als stände er kurz vor der Niederkunft, geleitete uns zu einem Tisch und rasselte dabei eine so lange Liste von Speisen herunter, dass ich die erste schon wieder vergessen hatte, ehe er zum Ende kam. Wir bestellten Käse, Gerstenbrot und Bier, und Thomas schaute sich dann so ungläubig um, als sei er unverhofft in die Freiheit entlassen worden.
    »Also gut, Thomas«, begann ich sanft. »Was wollt Ihr mir sagen?«
    Er hob den Kopf und musterte mich müde.
    »Vor drei Tagen, an dem Tag, an dem ich Euch gleich nach Eurer Ankunft so unverschämt belästigt habe, Sir, habe ich etwas über meinen Vater erfahren.« Er brach mit einem tiefen Seufzer ab, als ein Schankjunge die Bierkrüge und das Brot brachte. Ich dachte an Humphrey Pritchard und seine lateinischen Brocken und beschloss, dass ich unbedingt noch einmal mit ihm sprechen musste. Thomas machte sich über sein Bier her, als hätte er seit Tagen nichts mehr getrunken. Ich wartete, bis er seinen Humpen abgestellt hatte, ehe ich behutsam weiterfragte.
    »Ihr steht also mit Eurem Vater in Verbindung?«
    »Wir schreiben uns«, erwiderte Thomas. »Obwohl Ihr Euch sicher denken könnt, dass unsere Briefe auf Befehl des Earls alle gelesen werden. Mein Vater lebt in der englischen Universität in Reims, wo die Priester für die englische Mission ausgebildet werden, daher sind alle Briefe, die von dort kommen, von größtem Interesse. Und da man mir unterstellt, die Ansichten meines Vaters zu teilen, warten sie darauf, dass ich mich in einem meiner Briefe verrate. Sie beobachten jeden meiner Schritte, jeden, den ich treffe und mit dem ich spreche. Sie werden mich wahrscheinlich auch hierüber befragen«, er deutete auf den Tisch zwischen uns, »wenn sie davon erfahren.«
    »Wer sind ›sie‹?«, bohrte ich nach, dann trank ich gleichfalls einen Schluck Bier.

    »Der Rektor. Und Doktor Coverdale. Er wollte mich der Universität verweisen, nachdem mein Vater verbannt worden war. Er meinte, wenn ich bleiben dürfte, würde das so ausgelegt werden, als toleriere die Universität Papisten.«
    In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit, aber ich beobachtete ihn genau und konnte keine Anzeichen dafür erkennen, dass er wusste, dass der Mann, von dem er sprach, tot war.
    »Aber Ihr seid kein Papist?«
    »Ich bin der Sohn von einem, also gehen sie davon aus, dass es mit meiner Loyalität gegenüber England nicht weit her ist. Der Rektor entschied sich schließlich, mich hierzubehalten, aber Coverdale vertrat die Meinung, ich dürfe nicht länger auf Kosten der Universität studieren, also verlor ich mein Stipendium. Ich bilde mir nicht ein, dass der Rektor Mitleid mit mir hatte, vermutlich hat er gedacht, meine Korrespondenz mit meinem Vater könne ihm nützlich sein.« Er lachte bitter auf. »Er wird eine schwere Enttäuschung erlebt haben; mein Vater schreibt nur

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