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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Ende auch nach dem Tod sehnen.«
    »Das wird nicht passieren«, erwiderte ich so laut, dass meine Stimme von den Wänden widerhallte und der Diener mir einen Schlag gegen den Hinterkopf versetzte. »Ich werde Euch helfen, ich habe Freunde …«
    »Ihr wollt ihr helfen, Bruno«, flutete Jeromes spöttische Stimme die Stufen hinunter. »O ja, Ihr habt einflussreiche Freunde, daran hege ich keinen Zweifel. Aber sie sind nicht hier, und Ihr könnt Euch nicht mit ihnen in Verbindung setzen, egal wie viel Ihr ihnen bereits erzählt habt.«
    Als wir das Stockwerk erreichten, wo sich das Treppenhaus in den großen Torhausraum öffnete, schleiften mich meine Häscher dort hinein und warteten auf Jerome. Sophia folgte ihm. Ihr Kleid war zerknittert und ihr Gesicht blass und verquollen. Sie warf mir einen gequälten Blick zu.
    »Fesselt ihn«, befahl Jerome knapp, dann richtete er das Messer auf mich. »Holt Stricke und ein Tuch als Knebel, ich werde ihn so lange bewachen. Selbst wenn er einen Fluchtversuch wagen sollte, wird er nicht weit kommen.«

    Der stämmige Diener gab meinen Arm frei, den ich allerdings vor Schmerz kaum bewegen konnte. Als er mit seinem Kameraden verschwunden war, trat Jerome zu mir und winkte mit dem Messer.
    »Kommt, Bruno, ich möchte Euch etwas zeigen«, sagte er lächelnd. »Bitte macht alles nicht noch schlimmer, indem Ihr zu fliehen versucht, denn dann müsste ich Euch verletzen, und das möchte ich vermeiden.«
    Er bedeutete mir, ihm zu der gegenüberliegenden Tür zum Ostturm zu folgen, wo er und Sophia sich bei unserer Ankunft verborgen gehalten hatten.
    Statt zu einem Treppenhaus führte diese Tür in einen Raum, der von einem hohen Fenster in jeder der sechs Außenwände erleuchtet wurde. In ihm befand sich eine weitere schmale Tür, hinter der ein kleiner, niedriger Raum lag, der wohl einst als Kleiderstube oder Abtritt gedient hatte. Jetzt war er fast leer, er war aus Ziegeln gemauert, der Boden war mit irdenen Fliesen ausgelegt, und er wurde von zwei an der Wand befestigten Kerzen erleuchtet. In der hinteren Wand befand sich eine türhohe Nische von einer Größe, die darauf schließen ließ, dass sie einst einen kleinen Altar beherbergt hatte. Jerome lehnte sich gegen die innere Wand der Nische, presste den Absatz fest gegen die hinterste Bodenfliese und trat zurück, als sich die unter den Fliesen verborgene Falltür geräuschlos öffnete. Die Klappe bestand aus zwei zusammengenagelten soliden Eichenholzplatten. War sie geschlossen, war sie unter den Fliesen nicht zu erkennen, und kein Priesterjäger würde, wenn er darauf klopfte, ein hohles Geräusch darunter hören.
    »Willkommen in meinem geheimen Heim.« Jerome fuchtelte mit seinem Messer herum. »Noch nicht einmal fünf der Diener wissen von diesem Versteck. Es ist in die Mauern des Hauses eingebaut und von keiner Seite zu entdecken. Ihr werdet es überraschend bequem finden.«
    »Master Owens Werk?«, fragte ich.
    Jerome warf mir einen Seitenblick zu.

    »Sehr gut. Wie ich sehe, habt Ihr viel gelernt, Bruno. Die Frage ist nur: Wie viel habt Ihr davon weitergegeben?«
    »Ich verstehe Euch nicht«, erwiderte ich. Jerome schnalzte ungeduldig mit der Zunge, doch ehe er etwas sagen konnte, hörten wir Schritte auf den Stufen, und der stämmige Diener kam mit einem Strick zurück. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    »Fessel seine Hände«, schnarrte Jerome, dabei hob er das Messer zu meinem Gesicht. »Aber so, dass sich der Strick nicht lösen kann. Dieser Mann hier kann durch Mauselöcher schlüpfen. Es wäre besser für Euch, wenn Ihr keinen Widerstand leisten würdet, Bruno.«
    Das hatte ich auch nicht vor; nach den Ereignissen dieser Nacht brachte ich nicht mehr die Kraft dazu auf. Meine linke Schulter war so stark verrenkt, dass sie gar kein Teil meines Körpers mehr zu sein schien. Ich streckte die Arme vor, und als meine Handgelenke ein zweites Mal gefesselt wurden, kam mir diese Haltung schon fast vertraut vor.
    »Gib mir den Strick, und dann geh und hilf, alle Spuren unserer Anwesenheit zu beseitigen, und bereite alle auf die Ankunft der Unterherolde vor«, befahl Jerome dem Diener. »Ich bringe das hier zu Ende, Sophia, sag Lady Eleanor, dass wir Pferde brauchen. Ich reite mit dir nach Abingdon, ich habe Kontaktmänner dort, die dich zu dem Schiff begleiten werden. Und Ihr …« Er wandte sich an mich und stieß mich auf das Loch im Boden der Nische zu. »Dort hinein.«
    Sophia zögerte, als ließe sie mich nur

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