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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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bereit wie ich. Ihr habt um Eurer Überzeugungen willen viel auf Euch genommen, genau wie ich, und Ihr werdet gefasst in den Tod gehen, so wie ich es tun werde, wenn meine Zeit kommt. Deswegen kann ich nicht anders, als Euch zu respektieren und zu wünschen, Ihr wärt einer von uns gewesen.«
    »Dann lasst mich Euch aufgrund unserer Seelenverwandtschaft an Stelle der Absolution um etwas anderes bitten, Vater«, warf ich rasch ein. Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: »Lasst Sophia nach Hause zurückkehren. Weicht von dem Kurs ab, den Ihr eingeschlagen habt, und rettet wenigstens ein unschuldiges Leben.«
    Jerome seufzte. Ein Schauer schien durch seinen Körper zu laufen.
    »Ihr habt nichts verstanden, nicht wahr, Bruno? Sie hat kein Heim mehr. In Oxford gibt es keine Zukunft für sie. Sie wird von ihrer Familie verstoßen werden, weil sie zum alten Glauben konvertiert ist, und von den Katholiken als gefallene Frau verachtet werden.«
    »Sie ist allein Euretwegen eine Katholikin und eine entehrte Frau«, knirschte ich, dabei versuchte ich auf die Füße zu gelangen, obwohl ich nichts tun konnte, außer mit meinen gefesselten Händen zu gestikulieren. »Ist es recht, sich ihrer zu entledigen, damit Ihr Euer Werk fortsetzen könnt? Ihre Sünden sind Eure Sünden, Vater !«

    »Glaubt Ihr, das weiß ich nicht?« Plötzlich packte er meine Handgelenke und brachte sein Gesicht nah an das meine heran, und zum ersten Mal bemerkte ich den Gefühlsaufruhr, der hinter seiner gelassenen Fassade tobte.
    »Ihr scheint keine große Reue zu empfinden«, bemerkte ich.
    »Reue?« Er starrte mich an, dann gab er mit einem erstickten, verzweifelten Lachen meine Hände frei. »Oh, ich kann Euch Reuebeweise zeigen, Bruno.« Er begann sein Wams aufzuknöpfen, während ich auf die Bank zurücksank und zusah, wie er sein kostbares Seidenhemd öffnete und den Blick auf ein Hemd aus rauem schwarzem Tierhaar freigab. Er schnürte es auf und zog es sich stumm zusammenzuckend über den Kopf.
    »Hier seht Ihr meine Reue.« Er drehte sich langsam um.
    Einen Augenblick betrachtete ich seinen breiten nackten Rücken und die zerfetzte, blutige Haut, die sich darüber spannte. Einige Wunden waren frisch und nässten noch; die Metallhaken der Peitsche hatten große Stücke aus seinem Fleisch gerissen und wulstige Narben hinterlassen. Übelkeit stieg in mir auf. Auf meinen Reisen durch Italien hatte ich schon oft Büßer gesehen und mich immer gewundert, wie sich Menschen selbst solche Qualen zufügen konnten, weil sie meinten, Gott verlange es von ihnen. Ich sog zischend den Atem ein und wandte mich ab, doch er fuhr herum, um mir wieder ins Gesicht sehen zu können. Irgendetwas in ihm war zerbrochen; seine Augen glänzten vor Wut und Tränen.
    »Ist das Reue genug für Euch? Habt Ihr geglaubt, ich liebe sie nicht? Wisst Ihr, wie es mich innerlich zerrissen hat, zwischen meinen Gelübden und meinen Gefühlen für sie wählen zu müssen?«
    »Wenn Ihr sie liebt, dann opfert sie nicht«, gab ich sanft zurück.
    »Um der Liebe Christi willen, Bruno, ich opfere sie doch gar nicht!«, rief er, dabei fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare. »Sie wird sicher nach Frankreich gebracht.«
    »Ich denke, Ihr lügt«, gab ich zurück.

    Er holte tief Atem, um seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, dann fixierte er mich erneut mit einem eindringlichen Blick.
    »Dann stehen wir uns ja in nichts nach.« Er streifte das härene Hemd wieder über, biss die Zähne zusammen, als es seine wunde Haut berührte, knöpfte sein Seidenhemd zu und schlüpfte in sein Wams, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Danach bückte er sich, um den Strick aufzuheben, und fesselte meine Fußknöchel – nicht schmerzhaft, aber fest. »Lebt wohl, Bruno«, sagte er, blieb vor mir stehen und betrachtete mich bekümmert, ehe er mit einer brüsken Bewegung die Tränenspuren von seinen Wangen wischte. »Es tut mir aufrichtig leid, dass es so enden musste. Ich werde beten, dass sich Gott Eurer Seele annimmt.«
    Er griff nach dem Tuch, das er mitgebracht hatte, und schickte sich an, mich zu knebeln.
    »Die Falltür lässt sich von innen nicht öffnen«, bemerkte er. »Und die Wände sind so dick, dass niemand Euch schreien hört, aber vorsichtshalber …«
    »Jerome, wartet«, bat ich, eine Hand hebend.
    »Ja?« In seinen Augen leuchtete eine fast rührende Hoffnung auf. Vielleicht glaubte er, ich hätte meine Meinung bezüglich der Absolution geändert.
    »Lasst mir das

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