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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Truppe gesetzt, die mich triumphierend nach Oxford zurückbringen sollte, als die Stille von Hufgetrommel zerrissen wurde. Ich blickte auf und sah in der Ferne zwei Reiter, die eine Gruppe von vielleicht dreißig Bewaffneten anführten, deren Uniformen sich von denen der im Hof versammelten Soldaten unterschieden. Ich muss gestehen, ich wunderte mich, dass sie meinten, solche Verstärkung zu brauchen, um mit ein paar Priestern fertig zu werden, doch dann bemerkte ich, wie sich Newell sichtlich verwirrt an den Befehlshaber seiner Truppe wandte. Ganz offensichtlich hatte er mit den Neuankömmlingen nicht gerechnet.
    Doch erst als der erste Reiter auf Newell zugaloppierte und sein Pferd direkt vor ihm scharf zügelte, begriff ich, was sich hier abspielte, und mein Herz begann schneller zu schlagen.
    »Was in Gottes Namen hast du mit meinem Freund gemacht, du Bastard!«, brüllte Sidney, sprang von seinem Pferd und
rannte mit gezücktem Schwert zu mir herüber. »Bei Gott, ich peitsche den Mann, der hierfür verantwortlich ist, mit meinen eigenen Händen aus! Binde ihn los, Soldat«, befahl er dem Mann, der mein Pferd hielt. Dieser gehorchte augenblicklich. Ich dachte, Newell würde Einwände erheben, aber als ich ihm einen Blick zuwarf, bemerkte ich, dass er den anderen Reiter, Sidneys Begleiter, mit einer Mischung aus Groll und Ehrfurcht betrachtete.
    »Mylord Sheriff«, murmelte er, den Hut ziehend. »Ich habe einen gefährlichen Jesuiten aus Italien festgenommen, der das Geschwür des Papismus verbreiten und die treuen Untertanen Ihrer Majestät zum katholischen Glauben bekehren will.«
    »Ich fürchte, das habt Ihr nicht, Master Newell«, erwiderte der andere Mann ruhig. Er trug einen breitkrempigen, mit einer Feder geschmückten Hut und hatte einen ergrauenden Bart. Auf seinem karminroten Wams prangte ein eingesticktes Wappen. Seine Augen blickten freundlich, aber sein Auftreten nötigte Respekt ab. »Dieser Mann ist ein bekannter Philosoph und ein Freund von Sir Philip Sidney hier. Den wahren Priester habt Ihr entkommen lassen.«
    »Mylord Sheriff …«, blökte Newell, aber der Sheriff winkte ab.
    »Schon gut. Dank Sir Philip und unserem italienischen Freund hier haben meine Männer bereits die Verfolgung aufgenommen. Er wird nicht weit kommen.«
    Sidney half mir vom Pferd. Ich rieb meine Handgelenke gegeneinander, stellte aber fest, dass ich die Hände kaum bewegen konnte. Sidney schlang einen meiner Arme um seine Schulter, stützte mich und führte mich zu seinem Gefährten.
    »Sir Henry Livesey, der Sheriff von Oxfordshire«, verkündete er, dabei deutete er auf den Mann auf dem Pferd. »Darf ich Euch Doktor Giordano Bruno aus Nola vorstellen. Leider befindet er sich nicht in bester Verfassung.«
    Ich unternahm einen ziemlich misslungenen Versuch, mich zu verbeugen, und der Mann lächelte.

    »Ich, ich hatte Grund zu der Annahme, dass Lady Tolling einen Jesuitenpriester versteckt«, stammelte Newell, dabei sah er seinen Vorgesetzten ängstlich an. »Ich habe ihn in einem Priesterloch entdeckt – und er ist Italiener«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Die Inquisition hasst diesen Mann fast so sehr, wie sie Ihre Majestät hasst.« Sidney maß Newell mit einem vernichtenden Blick. »Nicht wahr, Bruno?« Er klopfte mir freundschaftlich auf meine verletzte Schulter, was bewirkte, dass ich vor Schmerz leise aufschrie.
    »Entschuldige.« Er rieb kräftig über die betreffende Stelle, als wolle er mich trösten. »Himmel, du bist ja ein Wrack, Bruno. Jemand muss das untersuchen.« Er führte mich zu seinem Pferd, hob mich in den Sattel, sprang vor mir auf den Rücken des Tieres und griff nach den Zügeln.
    »Ich lasse meine Männer zu Eurer Unterstützung hier, Newell«, verkündete der Sheriff, stieg ab und gab dem Kommandanten seiner Truppe einen Wink. »Ich will, dass alle Dienstboten verhört werden. Mit Lady Tolling spreche ich selbst, bringt mich bitte zu ihr.« Er wandte sich mit einer leichten Verbeugung zu uns. »Fünf meiner Männer werden Euch und Doktor Bruno nach Oxford zurückbegleiten. Es tut mir sehr leid, dass Newell so grob mit Euch umgesprungen ist«, sagte er dann zu mir. »Bitte nehmt meine aufrichtige Entschuldigung dafür an. Ich versichere Euch, dass sich der Mann dafür verantworten muss.«
    Newell erbleichte. Ich brachte es nur fertig, dem Sheriff zum Dank zuzunicken. Sidney riss das Pferd herum, und ich klammerte mich an seinem Rücken fest, als wir die Auffahrt hinunterritten. Fünf

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