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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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sprach noch von einem hochgewachsenen, hellhaarigen Engländer. Wo versteckt er sich?«
    »Er ist geflohen.« Meine Worte überschlugen sich fast. »Er ist mit einer jungen Frau namens Sophia Underhill auf dem Weg zur Küste. Dort wollen sie an Bord eines Schiffes nach Frankreich gehen, und während der Überfahrt soll Mistress Underhill getötet werden. Beeilt Euch, Ihr müsst sie aufhalten!«
    Newell lachte böse.
    »Es bedarf nicht viel, um dich zum Reden zu bringen, nicht wahr, Jesuit?«, spottete er. »Meine Männer werden ein leichtes Spiel mit dir haben. So viel ist von der berühmten Loyalität zum Papst zu halten«, fügte er hinzu, woraufhin seine Begleiter pflichtschuldig lachten.
    »Ich bin kein Jesuit«, beharrte ich. »Wo ist Sidney? Er wird Euch sagen, wer ich bin. Ich will auf der Stelle Sidney sehen.«
    »Wer ist Sidney?«, fragte Newell.
    »Sir Philip Sidney, der Neffe des Earl of Leicester.« Meine Zuversicht schwand merklich. »Hat er Euch nicht auf meine Anweisung hin hierhergeschickt? Ist er nicht bei Euch?«
    »Sir Philip Sidney?« Der Unterherold schien sich köstlich zu amüsieren. »Oho! Müssen wir damit rechnen, dass auch Ihre Majestät jeden Moment hier auftaucht, um sich für dich einzusetzen? Nein, mein römischer Freund, ich bin nicht von Sir Philip Sidney oder einem ähnlich hochrangigen Edelmann gerufen worden, sondern von Master Walter Slythurst dem Quästor des Lincoln College, der Grund zu der Annahme hatte, dass ein berüchtigter Papist und Mörder aus Oxford in Richtung Great Hazeley fliehen würde, um dort Zuflucht zu suchen.«
    »O Gott, Slythurst«, stöhnte ich, dabei barg ich das Gesicht in meinen immer noch gefesselten Händen. »Er hat das alles ganz falsch verstanden. Ihr müsst mir glauben, ich bin weder ein
Mörder noch ein Papist. Ich bin Gast des französischen Botschafters in London, um Himmels willen! Ich wollte Sophia retten, aber der echte Priester hat mich in dieses Loch geworfen!«
    »Er ist gefesselt , Sir«, mischte sich der junge Soldat, der mich aus dem Versteck gezogen hatte, zaghaft ein.
    »Was?« Newell fuhr zu ihm herum.
    »Er war an Händen und Füßen gefesselt und außerdem geknebelt«, sagte der junge Mann jetzt merklich verunsichert. »Warum sollte er sich selbst so etwas antun?«
    »Diese Hunde kennen alle Arten von Listen, von denen du noch nicht einmal träumen würdest, Soldat.« Newell presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, dann wandte er sich wieder an mich. »Du kannst dich zu angemessener Zeit vor dem Assisengericht verteidigen. Ein paar Wochen im Kerker werden dir helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Inzwischen kannst du mir verraten, was du über Sophia Underhill weißt. Ihr Vater hat die Stadtwache gestern darüber informiert, dass sie entführt wurde. Sind dafür auch die Papisten verantwortlich?«
    »Sie sind auf dem Weg nach Dorset«, keuchte ich. »Aber sie wollen zuerst nach Abingdon, um sich Pferde zu holen. Jeder Moment, den Ihr hier vergeudet, kommt dem Priester zu Hilfe. Ihr müsst den beiden sofort Eure Männer hinterherschicken.«
    »Schreib du mir nicht vor, was ich zu tun habe, du elende Ratte«, geiferte Newell, dann nickte er dem Soldaten zu. »Nimm diesen Mann wegen Mordes an zwei allseits respektierten Fellows und einem Studenten des Lincoln und wegen des Verdachts des Mordes an einem jungen Mann fest, der vom Torhausturm gestürzt wurde.« Als ich den Mund öffnete, um zu protestieren, fügte er hinzu: »Und wegen des Verdachts, in der verräterischen Absicht, die Untertanen der Königin zum katholischen Glauben zu verführen und sich in Staatsangelegenheiten zu mischen, in dieses Land gekommen zu sein.«
    »Das stimmt nicht! Ich flehe Euch an, schickt nach Sir Philip Sidney am Christ Church College, er wird Euch bestätigen, dass
ich unschuldig bin«, rief ich, als der junge Soldat meine Fußfesseln löste, mich beim Ellbogen nahm und in die Höhe zog.
    »Ach ja, und ein Pferd hat er auch noch gestohlen«, fügte Newell mit boshafter Freude hinzu. »Wir haben ein edles Reitpferd mit dem Geschirr in den königlichen Farben im Wald neben dem Feldweg gefunden.«
    »Das Pferd gehört mir, ich habe es mir aus den königlichen Ställen von Windsor geliehen.«
    »Tatsächlich?« Sein Bart zuckte vor grausamer Belustigung. »Ich wundere mich, dass Ihre Majestät dir nicht auch gleich noch ihre beste Kutsche geliehen hat. Aber jetzt habe ich genug von diesem Unsinn.«
    Er stapfte durch die geräumige

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