Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
drehte mit der anderen sanft ihr Gesicht zu sich.
»Nein. Lass mich los. Meine Hände sind voller Silikon.«
»Aber irgendetwas hat er gemacht.« Seine Stimme war kalt geworden, als unterdrücke er seine Wut. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich wollte nur noch ein bisschen darüber nachdenken und mir selber einen Reim darauf machen, damit es mir leichter fällt, es im Zusammenhang zu erzählen.« Seine Hand lag immer noch an ihrer Wange, und sein Gesicht war sehr nah. »Und es wäre auch einfacher für mich, wenn du mich im Moment nicht so anfasst.«
»Im Moment?« Seine Finger glitten in ihren Nacken. »Oder immer?«
Am liebsten hätte sie sich in seine Hand geschmiegt und geschnurrt wie ein Kätzchen. »Sagen wir mal, im Moment.«
Er nickte. »Sag mir nur eins: Ist mit Simon alles in Ordnung?«
Gegen Attraktivität konnte sie ankämpfen. Auch gegen sexuelles Verlangen. Aber gegen die aufrichtige, tiefe Sorge um ihren Sohn kam sie nicht an.
»Ja. Ihm geht es gut. Er wollte dringend mitkommen heute. Er ist gerne bei dir - bei euch allen«, fügte sie hastig hinzu. »Aber ich wollte in seiner Gegenwart nicht darüber reden.«
»Dann gehen wir jetzt hinunter, und du erzählst alles. Ich komme im Lauf der Woche dann mal bei dir vorbei, um nach ihm zu schauen.«
»Du musst nicht …«
»Ich bin doch ebenso gerne mit ihm zusammen. Mit euch beiden.« Er streichelte über ihre Schulter. »Vielleicht könntest du mich ja noch einmal zum Abendessen einladen?«
»Nun, ich …«
»Morgen zum Beispiel. Wie wäre es mit morgen?«
»Morgen? Da gibt es nur Spaghetti.«
»Großartig. Ich bringe eine Flasche Wein mit.« Da er die Angelegenheit damit anscheinend für erledigt hielt, zog er sie zur Treppe. »Komm, wir gehen hinunter.«
Warum konnte sie ihm nur nie widerstehen? Er hatte ihr gar keine andere Wahl gelassen, überlegte Zoe, als sie sich schnell vor dem Essen noch die Hände wusch. Aber es war so unauffällig geschehen, dass sie es erst gemerkt hatte, als es zu spät war.
Außerdem war es ja erst Morgen. Heute musste sie sich über andere Dinge den Kopf zerbrechen als über Spaghetti zum Abendessen.
Sie waren mit den Renovierungsarbeiten im Haus zwar schon relativ weit gekommen, aber die Küche war und blieb der beste Versammlungsort. Eine Sperrholzplatte auf zwei Böcken diente als Tisch, und Eimer und Leitern wurden zu Stühlen umfunktioniert.
Dana zog sich einen Eimer heran. »Ist da Erdnussbutter und Gelee drauf?«, fragte sie und beäugte das Sandwich, das Zoe gerade ausgepackt hatte.
»Ja«, erwiderte Zoe und wollte gerade in eins der Dreiecke beißen, als ihr auffiel, dass Dana offensichtlich das Wasser im Mund zusammenlief. »Willst du es haben?«
»Es ist schon eine Ewigkeit her, seit ich so was das letzte Mal gegessen habe. Dein halbes gegen eine Hälfte von mir mit Schinken und Käse auf Roggenbrot.«
Sie tauschten, und Dana biss hinein. »Hervorragend«, mümmelte sie. »Das können nur Mütter. Erzählst du uns jetzt, was passiert ist, oder willst du zuerst essen?«
Zoe schluckte. Alle sahen sie erwartungsvoll an. »Habe ich ein Schild auf der Stirn?«
»So in etwa.« Malory rührte ihren Joghurt um. »Als du heute früh hergekommen bist, hast du nervös gewirkt, aber du hast versucht, es zu verbergen. Du bist sofort nach oben gerannt. Außerdem hast du kein Wort darüber verloren, dass wir die Küche fertig angestrichen haben.«
»Also, ich finde, sie sieht toll aus.« Zoe fühlte sich immer unwohl, wenn sie im Mittelpunkt stand. Nervös zerrupfte sie ihr halbes Sandwich. »Ich wollte nur warten, bis ihr alle eine Pause macht, ehe ich euch erzähle, was gestern Abend passiert ist.«
»Jetzt machen wir ja Pause.« Dana tätschelte Zoe den Oberschenkel. »Was war los?«
Zoe nahm sich Zeit beim Erzählen, weil sie sichergehen wollte, dass sie nichts ausließ. »Es war anders als bei euch. Auch anders als die Erfahrung, die wir im ersten Monat hier im Haus gehabt haben.«
»Wusstest du denn, dass er dahinter steckte?«, fragte Jordan.
»Ja, weil ich nie lange genug an einem der drei Orte geblieben bin, um sie zu spüren. Und ich glaube, ich habe mich ihm nicht selber entzogen, wie ihr das konntet. Dafür war gar keine Zeit. Es war eher, als ob man irgendwo ist, und dann schließt man für eine Sekunde die Augen und ist irgendwo anders.«
»Sehen wir uns die Szenarien doch einmal nacheinander an.« Flynn hatte bereits einen Notizblock zur Hand genommen. »Du hast in der Hängematte
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