Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KGI: Blutiges Spiel (German Edition)

KGI: Blutiges Spiel (German Edition)

Titel: KGI: Blutiges Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Banks
Vom Netzwerk:
flau im Magen, und er wandte sich ab, unangenehm berührt von ihrem offensichtlichen Kummer. Jetzt wäre die beste Gelegenheit, um bei ihr vorbeizuschauen und gefühlvoll auf sie einzugehen – oder zu tun, was auch immer in einer solchen Situation angebracht war. Aber er würde sich lieber noch eine Runde mit diesem bescheuerten Didier prügeln, als einer weinenden Frau gegenüberzutreten.
    Er seufzte. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als nachzusehen, was sie hatte. Falls sie sich verkriechen sollte, bliebe sie bestimmt tagelang unsichtbar, und dann konnte er sie nicht so gut im Auge behalten.
    Urlaub hin oder her, er säße jetzt lieber irgendwo im Dschungel und würde die Welt durch ein Zielfernrohr betrachten. Zumindest waren das Situationen, in denen er wusste, was zu tun war: erst schießen, danach keine Fragen stellen. Das war einfach. Aber wie sollte er das Vertrauen einer zu Tode verängstigten Frau gewinnen? Tja, da war er total aufgeschmissen.
    Schokolade. Frauen waren doch angeblich immer wild auf Schokolade, oder? Vor Sophies Nase hatte er mehr als einmal mit einem Schokoriegel herumgewedelt, und schon waren alle möglichen Sünden vergeben gewesen.
    Er ging ins Schlafzimmer und wühlte in seiner Tasche herum. Proteinriegel hatte er massenhaft dabei, aber ein paar richtig gute Sachen hatte er ebenfalls eingepackt. Ein Schoko-Karamell-Riegel. Nein, den würde er nicht opfern. Vollmilchschokolade musste genügen. Den Rest warf er wieder aufs Bett.
    Beschwingt von seinem – wie er meinte – genialen Einfall ging er ins Freie und schaute in Sarahs Richtung. Sie saß unverändert da, und er schritt forsch auf sie zu. Er wollte ihr mit der Schokolade so nahe kommen wie möglich, ehe sie sich ins Innere zurückzog.
    Er war nur noch wenige Meter entfernt, als sie den Kopf hob und ihn bemerkte. Sie griff zur Tasche, die neben ihren Füßen lag, und umklammerte den Gurt, als erwarte sie, dass er sie stehlen wollte.
    Er hatte sich geirrt. Sie hatte nicht geweint, war aber irgendwie durcheinander. In ihren Augen stand … Kummer? Langsam ließ sie die Tasche wieder los. Sie rieb sich das Gesicht und strich einige Haarsträhnen nach hinten, dann stützte sie die Hände auf die Holzstufen, als würde sie mit einem Angriff rechnen. Verdenken konnte er ihr das nicht.
    »Hi«, sagte er freundlich. »Ich habe gesehen, dass Sie immer noch hier draußen sind. Ich habe ein Geschenk für Sie. Meine Schwägerin hat mir erzählt, dass Frauen keinem Mann widerstehen können, der ihnen Schokolade mitbringt.«
    Verwirrt beobachtete sie, wie er ihr den Schokoriegel hinhielt. Sie schaute ihn an, dann wieder die Süßigkeit, vollkommen perplex. Dann gewannen die Sorgenfalten wieder die Oberhand, und sie ließ den Kopf erneut hängen.
    »Ich kann nicht rein«, sagte sie leise.
    Er ging das Risiko ein und setzte einen Fuß auf die Stufe neben sie in der Hoffnung, sie würde nicht gleich wieder zurückweichen. »In das Ferienhaus?«
    Sie nickte, und erneut fielen ihr einige Haarsträhnen über die Augen. Blitzschnell schob sie sie hinter die Ohren, bevor er es tun konnte. Er ließ die Hand wieder sinken und blickte aufs Meer hinaus.
    Beiläufig hielt er den Schokoriegel so, dass sie ihn aus den Augenwinkeln sehen konnte. Nach kurzem Zögern nahm sie ihn, betrachtete ihn und strich vorsichtig über die Verpackung. Er kam sich vor wie ein Dompteur, der mithilfe von Leckerbissen ein wildes Tier zu zähmen versuchte.
    »Ja, in mein Ferienhaus«, antwortete sie schließlich. »Oh Gott, ich komme mir so dumm vor. Ich stand vor der Tür und konnte nicht reingehen.«
    »Warum nicht?«
    Ihr Kopf sank noch tiefer, und sie packte den Schokoriegel so fest, dass sie in Kombination mit der Kraft der Sonne bald bloß noch Schokoladensoße in der Hand halten würde.
    »Aus Angst«, entgegnete sie mit schmerzerfüllter Stimme. »Mein Gott, wie ich das hasse. Ich fühle mich so … ohnmächtig.« Sie drehte den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Haben Sie eine Vorstellung, wie sich das anfühlt?« Sie lächelte verächtlich und wandte den Kopf wieder ab. »Nein, wahrscheinlich nicht. Sie sehen aus wie jemand, der sich vor gar nichts fürchtet.«
    »Weinende Frauen jagen mir eine Heidenangst ein«, gab er zu.
    Sie lachte. »Dann haben Sie Glück, dass ich meinen gesamten Tränenvorrat schon vor Monaten verbraucht habe.«
    »Mir machen viele Dinge Angst. Schwangere Frauen zum Beispiel.«
    Jetzt schaute sie ihn wieder an und verzog den Mund.

Weitere Kostenlose Bücher