KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
fallen. Die Tasche rutschte auf den Boden. Sie lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Zimmerdecke.
»Ich bin eine Katastrophe, Kätzchen. Eine einzige Katastrophe. So kann ich nicht weiterleben.«
Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, und blinzelte sie schnell weg. Die Zeit des Weinens war vorüber. Es hatte keine andere Wirkung, als dass sie sich erneut völlig hilflos fühlen würde.
Das Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken. Sie schüttelte den Kopf über ihr bescheuertes Verhalten. Es war bloß Garrett. Garrett, den sie eigentlich auf der Veranda hätte erwarten sollen. Garrett, mit dem sie zu Abend essen wollte.
Eine Minute lang saß sie reglos da. Die Unentschlossenheit machte sie ganz verrückt.
»Sarah, ich bin’s, Garrett. Könnten Sie mir eine der Tüten abnehmen?«
Die Bitte traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie sprang auf, um die Tür zu öffnen, und vergaß völlig, dass sie sich kurz zuvor noch im Haus verbarrikadieren und ihn ignorieren wollte. Ein wirklich reifes Benehmen.
Sie riss die Tür auf, und er stand mit vollen Händen vor ihr. Sie packte die oberste Tüte, die schon bedenklich in Schräglage gerutscht war, und trat zur Seite. Er machte keine Anstalten einzutreten, sondern sah sie nur an.
»Kommen Sie rein«, forderte sie ihn auf und machte ihm mehr Platz.
Lächelnd ging er an ihr vorbei. »Was dagegen, wenn ich die Sachen auf dem Tisch da abstelle?«
Sie lief um ihn herum und legte ihre Tüte ab. »Nein, nur zu. Ganz wie Sie wollen. Da drüben ist der Kühlschrank.« Sie deutete hinüber und kam sich sofort lächerlich vor. »Natürlich steht er da drüben. Ist ja nicht zu übersehen.«
Garrett setzte die Lebensmittel auf dem Tisch ab und sah sie ernst an, vermied jedoch jede Bewegung in ihre Richtung. »Beruhigen Sie sich, Sarah. Kein Grund zur Nervosität. Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich gleich wieder gehen. Kein Problem.«
War der Typ echt? Er war so ruhig, so … vertrauenerweckend – genau das, was sie brauchte. Ein Gefühl der Bedrohung konnte sie nun wirklich nicht ertragen. Im Gegenteil. Sie brauchte Beständigkeit, einen Rückhalt, und wenn es auch nur für den kurzen Zeitraum einer Mahlzeit war.
»Ich bin völlig durch den Wind«, sagte sie zaghaft. »Bitte bleiben Sie. Das heißt, falls Sie noch wollen.«
»Ich will, dass Sie keine Angst mehr haben. Ich will, dass Sie sich sicher fühlen.« Er trat einen Schritt auf sie zu und zögerte dann, als wollte er abwarten, welche Wirkung das auf sie hatte. Schließlich berührte er sanft ihre Wange – nur mit der Fingerspitze. Aber ihr ging es durch und durch. »Mit mir zusammen kann Ihnen nichts passieren, Sarah. Ich lasse nicht zu, dass Ihnen jemand etwas tut.«
Bei jedem anderen hätte diese Bemerkung melodramatisch und kitschig geklungen. Er aber zuckte nicht mit der Wimper, als er das sagte. Er meinte es todernst, und sie glaubte ihm. Sie wollte ihm glauben.
Sie schrak nicht vor seiner Berührung zurück. Es war … angenehm. Irgendwie tröstlich, auch wenn sie es selbst nicht verstand. Es war einige Zeit her, dass sie die Zärtlichkeit eines Mannes so sehr genossen hatte. Diese einfache Geste sprach etwas in ihr an, das so lange vor Angst wie gelähmt gewesen war.
»Wer sind Sie?«, fragte sie plötzlich. »Gibt es Sie wirklich? Oder habe ich Sie irgendwie … herbeigezaubert?«
Verwirrt neigte er den Kopf und lachte leise. »Was mich betrifft, bin ich überfragt, aber das Essen gibt es wirklich.«
Neugierig betrachtete sie die Tüten auf dem Tisch. »Und was haben Sie Gutes mitgebracht?«
Er holte aus einer der Tüten eine Packung Steaks. »Ich habe mir gedacht, wir fangen mit Fleisch an, machen dann weiter mit Fleisch, und zum krönenden Abschluss gibt es …«
»Lassen Sie mich raten – Fleisch?«
Er grinste. »Ich will einmal groß und stark werden. Da brauche ich Proteine.«
Sie verdrehte die Augen, aber als ihr Blick auf seine Schulter fiel, wurde sie wieder ernst.
»Was haben Sie mit Ihrer Schulter gemacht?«
Er zog fragend eine Augenbraue hoch und lehnte sich an die Anrichte.
Sie wurde rot. »Ich habe Sie vom Fenster aus gesehen. Offenbar macht sie Ihnen beim Training zu schaffen.«
Er lächelte gequält. »Stimmt. Ich habe unangenehme Bekanntschaft mit einer Kugel gemacht.«
Sie kniff die Augen leicht zusammen. »Kann man mit einer Kugel überhaupt angenehme Bekanntschaft machen?«
Er blickte sie einen Moment entgeistert an, dann
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