KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
Minute damit, dass ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde.
Das war doch keine Art zu leben.
Wut kochte in ihm hoch, bis er Magensäure auf der Zunge schmeckte. Dazu kam der Frust. Der Frust, nicht alle nötigen Informationen zu besitzen. Resnick hatte seinen Job nicht ansatzweise korrekt gemacht, denn Garrett sah sich hier einer Frau mit Geheimnissen gegenüber. Dabei musste er ihre Vergangenheit bis ins letzte Detail kennen, um zu wissen, wie er am besten mit ihr umging.
Wenn sie tatsächlich einen Mord mitangesehen hatte, war das jedenfalls längst nicht alles. Jemand hatte ihr sehr wehgetan oder sie sonst irgendwie in Angst und Schrecken versetzt, und das machte ihn wütend. Ja, sie war ein Job, und er nahm jeden Job ernst. Er nahm seine Pflicht verdammt ernst. Aber der Beschützerinstinkt, der jedes Mal erwachte, wenn er diese eingeschüchterte, verletzliche Frau ansah, ging weit über einen normalen Job hinaus. Und dafür fand er keinerlei Erklärung.
Er drehte sich um und durchsuchte den Rest des Hauses. Die beiden Bolzenschlösser an der Tür waren ja schön und gut, die Fenster allerdings waren nicht im Geringsten gesichert. Zumindest hatte sie den Kleiderschrank vor das Schlafzimmerfenster geschoben. Man konnte dann zwar nichts mehr sehen, aber wegen der Aussicht war sie ja nicht hier.
Er ging wieder hinaus. Sarah hatte sich nicht vom Fleck gerührt und klammerte sich an ihre Tasche wie an eine Rettungsleine. »Alles klar.«
Erleichtert ließ sie die Schultern sinken. »Danke.«
Er rechnete damit, dass sie ihn nun wegschickte, ins Haus ging und die Tür hinter sich verriegelte. Aber sie stand nur da und starrte auf die Tür, als müsste sie erst ihren ganzen Mut zusammennehmen für den ersten Schritt.
»Hey«, sagte er behutsam. »Ich habe eine Idee.«
Sie fuhr herum und blinzelte ihn an, als hätte sie seine Anwesenheit vergessen.
»Nach meiner Ankunft hier habe ich als Erstes meine Vorräte aufgestockt. Ich glaube, ich habe mir so ziemlich das gesamte Fleischangebot aus dem Supermarkt unter den Nagel gerissen. Was halten Sie davon, wenn ich kurz zu mir rübergehe, alles Notwendige hole und uns ein saftiges Steak grille? Mögen Sie Bier? Davon habe ich reichlich.«
Sein Angebot überraschte sie, und sie wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie zog die Brauen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Hin- und hergerissen schaute sie zu seinem Haus hinüber, dann wieder zu ihm.
»Ein bisschen Gesellschaft könnte vielleicht nicht schaden, bis Sie sich von dem Überfall einigermaßen erholt haben. Ihr Ferienhaus ist dann nicht mehr so beängstigend.«
»Ja«, sagte sie leise und holte tief Luft. »In Ordnung. Danke. Ein Steak klingt wirklich nicht schlecht.«
Lächelnd und mit genügend Abstand zwischen ihnen ging er die Stufen der Veranda hinunter und weiter zu seiner Unterkunft. Als er den Strand erreicht hatte, drehte er sich um. Sie beobachtete ihn.
»In ein paar Minuten bin ich wieder da. Sie können ja draußen auf mich warten, wenn Sie nicht allein reingehen wollen.«
Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, das langsam breiter wurde. »Danke.«
7
Sarah stellte die Tasche ab und rieb sich Hände und Arme, um sich zu wärmen. Trotz der Sonne war ihr kalt. Sie blickte Garrett nach, der in aller Ruhe den Strand entlangschlenderte.
Der Mann war ihr ein Rätsel. Trotz seiner Größe und seiner intensiven Ausstrahlung wirkte er entspannt und gelassen. So unbeschwert. Das passte nicht zusammen. Eigentlich sollte sie Angst vor ihm haben, und in gewisser Weise hatte sie die auch. Dennoch erfüllte sie der Gedanke, dass er ihr Gesellschaft leisten würde, mit Erleichterung – wenn auch nur kurz.
»Er hat dich gerettet, du dumme Nuss«, schimpfte sie sich leise selbst. »Das typische Opfersyndrom. Du fühlst dich geborgen bei ihm, weil er dich gerettet hat.«
Und nun hatte sie ihn eingeladen. Zu sich ins Haus. Wo sie sich sicher fühlen sollte. Wie blöd sie doch war.
Ihre Hände fingen an zu zittern, und ihr wurde übel. Sie schaute zur Eingangstür, dann wieder zum Strand. Garrett war mittlerweile außer Sichtweite. Sie traf eine Entscheidung: Sie lief die Stufen hoch, schlüpfte ins Haus und schloss die Tür. Schwer atmend ließ sie sich dagegensinken. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Mit einem Auge linste sie ins Zimmer. Patches lag auf der Couch und beobachtete sie, während sie sich eine Pfote leckte. Sarah ging zu ihr und ließ sich neben die Katze
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