KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
weniger Tage jemand einfach so hier auftaucht und das ganze Dorf dem Erdboden gleichmacht. Und ich glaube nicht an Zufälle.«
»Ja, das kannst du laut sagen«, pflichtete ihm Terrence bei. »Wer hierfür verantwortlich ist, wollte nichts dem Zufall überlassen. So viel steht mal fest.«
Rio blickte finster drein. Sam würde nicht zufrieden sein. Er selbst war es auch nicht. Er hatte sich darauf gefreut, ein paar Kartellärsche aufzumischen. Nur Feiglinge benutzten Frauen im Krieg. Ob diese Wichser sich auch dann noch so stark vorgekommen wären, wenn sie es mal nicht mit wehrlosen Frauen zu tun bekommen hätten? Das wäre bestimmt lustig geworden.
Während seine Männer vorsichtig um die Leichen herumgingen, schaute er sich um. Was sollte hier vertuscht werden? Rachels »Tod« war sorgfältig inszeniert worden. Man hatte ihr jeden Kontakt zu ihrer Familie genommen und sie in einem gottverlassenen Drecksloch wie diesem hier festgehalten. Warum? Er konnte dahinter keine Logik erkennen. Und nun hatte sich jemand auch noch viel Mühe gegeben, damit niemand mehr lästige Fragen beantworten konnte.
»Und was jetzt?«, fragte Terrence, während er den Blick über die überall verstreuten Leichen schweifen ließ.
»Begraben werde ich sie jedenfalls nicht«, murmelte Rio. »Und ich werde auch kein Ave-Maria für sie beten. Sollen sie doch in der Hölle schmoren.«
Er verstummte schlagartig, als der Wind ein leises Geräusch zu ihm trug. Rio und Terrence rissen die Gewehre hoch und richteten sie auf einen der »Toten«. Nur dass er eben nicht tot war.
»Der atmet noch«, sagte Terrence leise.
Rio lief zu ihm, wobei er darauf achtete, dass er nicht in eine Sprengfalle tappte. Dann kniete er sich neben den schwer verletzten Mann.
»Habla español?«, fragte er.
Der Mann verzog die Augen zu schmalen Schlitzen. »Englisch«, stöhnte er. »Ich spreche Englisch.«
Rio und Terrence tauschten einen Blick aus. Was hatte ein Amerikaner mit dem kolumbianischen Drogenkartell zu schaffen?
Der Mann hustete, und ein Blutschwall ergoss sich aus seinem Mund. Mit glasigen Augen schaute er Rio an. »Ich habe nicht mehr viel Zeit.« Er schien sich jedes Wort mühsam abringen zu müssen. Er bekam kaum genügend Luft. »Ich habe versucht, ihr beizustehen. Ich habe sie beschützt, so gut ich konnte. Ich durfte wegen einer einzelnen Person nicht meinen Auftrag gefährden. Sie wissen das. Sie sind Soldat.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«, knurrte Rio. »Sind sie Mitglied irgendeiner Regierungsorganisation und haben einfach zugesehen, wie man Rachel Kelly ein Jahr lang gefangen gehalten und gefoltert hat?«
Der Mann schloss die Augen. Wieder floss Blut aus seinem Mund. »Mir blieb keine andere Wahl. Ich habe getan, was ich konnte. Sie unter Drogen zu setzen, war noch das Netteste, was sie ihr antun konnten. Ich habe ihrer Familie Informationen geschickt und gehofft, sie würden sie hier rausholen.«
»Ja, das hat sie dann auch gemacht«, fuhr Rio ihn an. »Sie haben sich mit der falschen Frau angelegt.« Er deutete auf das zerstörte Dorf und die vielen Leichen. »Wer war das? Wir waren es nicht.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Er weiß Bescheid. Inzwischen muss er es wissen. Er hätte nie zugelassen, dass jemand, der in die Sache verwickelt war, am Leben bleiben würde.« Er schloss die Augen und würgte.
»Wer weiß Bescheid?«, fragte Rio. Er packte den Mann an den Schultern und schüttelte ihn. »Wer steckt hinter der ganzen Sache?«
Die Lider des Manns zuckten noch einmal auf. »Sie ist in Gefahr. Er wird sie als Nächstes töten.« Dann wurden seine Augen glasig, der Kopf sank zur Seite. Er war tot.
»Scheiße«, fluchte Terrence. »Das bringt uns kein bisschen weiter.«
Rio stand auf und runzelte die Stirn. Das alles gefiel ihm ganz und gar nicht. »Verschwinden wir von hier, damit ich Sam benachrichtigen kann.«
»Steele wird enttäuscht sein«, sagte Terrence und grinste. »Der war schon sauer, weil wir ohne ihn losgezogen sind.«
»Steele kann mich mal. Er hat meinem Team nichts zu sagen. Statt sich Gedanken um uns zu machen, sollte er sich lieber auskurieren.«
»Sollen wir ihm verraten, dass er sich den Flug sparen kann, oder warten wir, bis er hier ankommt, und sagen ihm erst dann, dass die Mission fehlgeschlagen ist?«
Rio grinste Terrence durchtrieben an. Steele auf die Palme zu bringen, war so ziemlich der einzige Spaß, den sie sich dieser Tage gönnen konnten.
»Trommle alle zusammen, dann machen
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