KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
aufwärts einen Fluchtweg suchen.
»Wenn ihr euch gleich auf die Socken macht, bekommt sie es erst mit, wenn es zu spät ist«, sagte Garrett und grinste hämisch.
»Gutes Argument«, stimmte Sean zu.
Kopfschüttelnd nahm Ethan Rachel bei der Hand. »Sie haben recht. Wir können uns vorne rausschleichen, und wenn keiner unseren Wagen zugeparkt hat, sind wir weg, bevor jemand Alarm schlägt. Und das passiert so sicher wie das Amen in der Kirche – dass einer Alarm schlägt, meine ich. Garrett hat den kleinen Zwischenfall mit Tante Edna garantiert noch nicht vergessen.«
»Wenn es nicht um Rachel ginge, hätte ich dich längst verpfiffen«, sagte Garrett empört.
Ethan zog Rachel von der Bank hoch. »Los, komm, wir hauen ab, ehe er es sich noch anders überlegt.«
Sie drehte sich um und gab Sean einen Kuss auf die Wange. »Schön, dich zum zweiten Mal kennengelernt zu haben. Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.«
Die Geste schien ihn zu überraschen – und zu freuen. Dann umarmte sie kurz Garrett, und weil sie nicht als Idiotin dastehen wollte, ging sie anschließend etwas unsicher auf Sam zu.
»Gute Nacht, Sam«, sagte sie beinahe förmlich.
Er breitete die Arme aus und wartete. Sie holte kurz Luft, dann umarmte sie auch ihn. Er hielt sich zurück und erwiderte die Umarmung nur locker. Aufrichtig lächelnd trat sie zurück. Wer so empfindsam auf ihre Gefühle Rücksicht nahm, konnte kein übler Kerl sein.
Sam erwiderte ihr Lächeln und strich ihr kurz über die Wange. »Bis dann, Rachel.«
Sie deutete ein Winken an und folgte Ethan um das Haus herum. Auf dem Weg zu seinem Pick-up legte er ihr den Arm um die Schultern und zog sie eng an sich.
Ihr Pulsschlag hätte einen Holzklotz zertrümmern können, so sehr freute sie sich darauf, mit Ethan zu schlafen. Sie war aber auch nervös, vielleicht nervöser als je zuvor, doch davon würde sie sich nicht abhalten lassen.
Höchste Zeit, ihre Ehe und Ethan zurückzuerobern.
24
Als Ethan vor ihrem Haus hielt, ließ er das Lenkrad zunächst nicht los. Lange starrte er vor sich hin, bis ihm schließlich bewusst wurde, dass er den Atem anhielt wie ein Teenager vor dem ersten Rendezvous. Was es in gewisser Hinsicht ja auch war. Sein erstes Rendezvous. Mit seiner Frau. Großer Gott. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Rachel wieder bei ihm war und er eine zweite Chance bekommen hatte.
Sein Herz hämmerte. Schließlich stellte er den Motor ab und drehte sich zu ihr. Sie wirkte nicht weniger nervös als er, doch sie hielt sich tapfer.
»Rachel? Kleines? Willst du immer noch mit mir schlafen?«
Seine Handflächen waren feucht und rutschten vom Lenkrad ab. Erst durch die Frage war ihm klar geworden, wie sehr er befürchtete, sie würde im letzten Moment einen Rückzieher machen. Verstehen könnte er es, natürlich. Notfalls würde er eben warten, bis sie so weit war. Aber er wünschte sich nichts mehr auf der Welt, als sie endlich wieder berühren zu können.
Sie sah ihn an, ihre Augen funkelten im schwachen Licht der Verandabeleuchtung. In ihnen spiegelten sich vielerlei Gefühle: Furcht, Unschlüssigkeit, Hoffnung und Begehren. Entschlossenheit.
»Gehen wir rein, Ethan.«
Ihre rauchige Stimme jagte ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper, und er rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Zitternd hielt sie ihm die Hand hin.
Er verschränkte die Finger mit ihren und drückte sie beruhigend. Schließlich hob er ihre Hand an seine Lippen und küsste jeden Knöchel einzeln.
»Dann los«, sagte er leise.
Sie stiegen aus und liefen zur Veranda. Als Ethan ungeschickt am Türknauf herumfummelte, kicherte Rachel plötzlich los.
Überrascht, sie so guter Dinge zu sehen, hielt er einen Moment inne, nachdem er die Tür schließlich geöffnet hatte. Rachel zwinkerte ihm fröhlich zu. Sie holte tief Luft und hielt sich gleichzeitig vor Lachen den Bauch.
»Wir sind vielleicht ein Pärchen. Haben wir uns eigentlich immer so dämlich angestellt? Waren wir immer so scharf darauf, ins Bett zu kommen, dass wir auf dem Weg dorthin über unsere eigenen Füße gestolpert sind?«
Ethan grinste, dann brach er schließlich in lautes Gelächter aus. Die Anspannung löste sich in Wohlgefallen auf. Er lehnte sich an den Türrahmen und wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Wahrscheinlich kommt das daher, weil wir einen so großen Nachholbedarf haben. Mir geht es jedenfalls so. Typisch Mann, wird gleich ganz zappelig, wenn das Thema Sex auch nur erwähnt
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