Kiara & Alina
Aber bei deiner Schilderung über deine erste Begegnung mit Michael, als Mark dich wie ein neu erstandenes Videospiel an seinen Freund ausgeliehen hat, bin ich sogar richtig feucht geworden.«
Kiara musste grinsen. »Soll ich dich mit ihm bekannt machen?«
»Nein, danke! Oder hast du den Auftrag, mich für deine Fick-Sekte anzuwerben?«
»Miriam!«
»Entschuldigung, meine Liebe. Aber du wirst sicherlich auch verstehen, dass ich mich mit manchen Details noch immer sehr schwertue. Für eine emanzipierte Frau ist das meiste deiner Schilderungen ja echt hammerhart. Emanzipation heißt doch irgendwie auch Autonomie, und gerade auf die verzichtest du.«
»Emanzipation heißt für mich auch, zu meinen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen, mich also ernst zu nehmen. Und ich möchte mich nun mal einem Mann unterwerfen. Warum soll ich eine gleichberechtigte Beziehung wie mit Jens führen, wenn ich dabei nicht glücklich bin? Es geht doch um mein Glück! Außerdem gibt es auch Männer, die von einer Frau oder einem Mann dominiert werden möchten. Vielleicht ist das etwas schwieriger, denn Mark ist mir physisch weit überlegen, seine Macht mir gegenüber ist also real. Wenn er mich für etwas bestrafen möchte, dann fehlt mir allein schon die Kraft, das zu verhindern. Aber gerade diese Zwangsläufigkeit reizt mich so. Manchmal habe ich dabei nur ein Halsband an. Er packt mich an den Handgelenken, und dann weiß ich, gleich macht er etwas mit mir, aber was? Ich bin ihm völlig ausgeliefert,bin ganz Weib. Es ist wie ein Geschlechtsakt, bei dem mir ein Kind gemacht wird und ich es hinzunehmen habe. Das erregt mich.«
»Liebes, ich möchte dir dein Glück nicht nehmen. Aber bist du denn glücklich? Du hast gerade sehr geweint, so wie ich es bei dir noch nie erlebt habe. Also kann ja nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen – oder sollte ich sagen: Ficken, Peitschen, Verleihen – sein. Du hast doch was?«
»Miriam, mein großes Problem ist meine Liebe zu Alina, der Sklavin von Ellen. Ich gehöre Mark, und Alina gehört Ellen. Sollte ich Mark verlassen oder er mich verstoßen, dann sehe ich Alina nie wieder. Bleibe ich bei Mark, muss ich meine Gefühle ihr gegenüber unterdrücken. Ich kann bestenfalls darauf hoffen, hin und wieder einen liebevollen Blick von ihr aufzuschnappen.
Noch mehr bedrückt mich aber etwas anderes. Ellen verachtet Frauen und Lesben sowieso. Alina ist eine Lesbe. Ständig lässt Ellen ihre Wut und Verachtung an ihr aus. Alina war früher mal in Ellen verliebt, worauf sie von ihr versklavt wurde. Ich weiß nicht, wie belastbar Alina wirklich ist, aber auf Dauer kann kein Mensch so was aushalten. Ich habe Angst um Alina.
Wenn ich als Sklavin von Mark nur Verachtung spüren würde, dann hätte das alles für mich keinen Sinn mehr. Ich glaube, dann würde ich mich auch nicht mehr gern anderen Männern hingeben wollen.«
»Ja, und warum macht sie das alles mit? Wir sind ein freies Land. Bei uns gibt es keine Sklaverei mehr. Warum geht sie denn nicht einfach?«
»Miriam, bei mir wäre das einfacher: Ich verdiene meineigenes Geld, habe meine eigenen Sachen, eine gute Ausbildung, diverse Kontakte, ein intaktes Elternhaus, einen einflussreichen Vater und bin ein paar Jahre älter als Alina. Ich könnte jederzeit gehen. Mir würde es schwerfallen, aber es könnte mir gelingen.
Wohin sollte Alina denn gehen? Sie hat vielleicht keine Eltern mehr oder Geschwister. Wenn sie Ellen verlässt, steht sie mittellos auf der Straße. Möglicherweise hat sie nicht mal Geld für ein U-Bahn-Ticket.
Und dann hat sie wahrscheinlich noch den gleichen Grund wie ich, und der wiegt schwerer: Sie würde mich nie wiedersehen. Und sie weiß nicht, wo ich wohne und wie ich heiße, und mir geht es umgekehrt genauso. Sie kann das auch nicht erfragen, denn eine solche Frage ziemt sich nicht. Sie würde lediglich Peitschenhiebe ernten.«
»Oje, jetzt verstehe ich dich, Liebes. Da trägst du aber wirklich was mit dir herum. Ach, du Ärmste. Und ich wollte schon die ganze Zeit auf Mark rumhacken. Aber das ist ja was ganz anderes.«
»Weißt du, Miriam, in meinen Träumen wünsche ich mir immer, Alina wäre bei mir. Als Sklavin sehne ich mich nach jemandem auf gleicher Ebene, es geht also auch noch um etwas anderes als nur um Liebe. Es wäre schön, wenn eine zweite Sklavin an meiner Seite wäre. Verstehst du das?«
»Das verstehe ich sehr gut. Normalerweise sind ja Männer und Frauen heute gleichberechtigt. Aber oft wünsche
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