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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Let’s start with the weather. MET, you have it.«
    Ein Bildschirm wurde aus der Decke geklappt und der MET präsentierte Karten und Übersichten. An Jung ging dieser Vortrag vollständig vorbei. Abgesehen davon, dass das englische Vokabular ihm nicht geläufig war, hätte er auch auf Deutsch nicht viel mehr verstanden. Bis jetzt war er der Meinung gewesen, Bofort sei eine schwedische Schnellfeuerkanone. Wie er später vom MET erfuhr, ist Beaufort ein für Seefahrer geläufiges Maß für die Windstärke. Er schaltete in der Folgezeit ab und versuchte nicht mehr krampfhaft zu verstehen, wovon die Rede war.
    Jung wurde erst wieder wach, als der N 2 – zuständig für Fremdlage und Aufklärung – über Unruhen in Südsomalia berichtete und dabei einen Jussuf Barre erwähnte, der dort in Scharmützel verwickelt sei. Dazu zeigte er auf dem Bildschirm die Fotografie eines Farbigen, den Jung nur allzu gut kannte. Jung war freudig überrascht und gleichzeitig sehr enttäuscht, sein Ziel so weit weg und für ihn unerreichbar zu finden.
    Schließlich blieb ihm noch die Aufforderung des SMO 16 im Gedächtnis hängen: Die Soldaten sollten von ihren Offizieren noch einmal eindringlich darüber belehrt werden, dass die Bordell- und Amüsierszene in Dschibuti zu 80 Prozent AIDS-durchseucht sei.
    Der Admiral hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Jetzt übergab der C das Wort an ihn. Der Admiral bat den C, den IO, den N 4 – zuständig für Versorgung und Nachschub – und Jung zu einer Lagenachbesprechung in den Offizierbesprechungsraum auf dem H-Deck. Damit war das Briefing beendet.
    Der Besprechungsraum entpuppte sich als der OBR, schräg gegenüber der Kammer des IO. Er roch nach kaltem Zigarettenrauch. Der Admiral schien darüber verärgert. Jung wunderte sich, wie schnell die Offiziere seine veränderte Stimmung aufnahmen. Der ansonsten joviale Umgangston verwandelte sich in gespannte Korrektheit.
    »N 4, die versprochenen Marketenderwaren sind Ihrem Briefingbeitrag zufolge wieder nicht geliefert worden«, kam der Admiral direkt zur Sache. »Seit Wochen fordere ich die Anlieferung von Kantinenwaren aus Deutschland. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Herr Admiral, ich habe die Waren schon drei Mal mit höchster Priorität beim Einsatzführungskommando angefordert. Bis jetzt ohne Erfolg.«
    »Sie haben drei Logreq 17 alfa 18 abgesetzt ohne Reaktion? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Das ist korrekt, Herr Admiral.«
    »Was denken sich diese Sesselfurzer in Potsdam eigentlich?«, rief er aufbrausend. »Die versauen mir die Stimmung in der Truppe.«
    »Herr Admiral, ich möchte zu bedenken geben, dass wir durch den überraschenden Abgang des Kantinenführers auf dem Flaggschiff zusätzlich gehandicapt sind«, schaltete sich jetzt der IO ein. »Der Mann hat diese Sachen zu seiner Zeit auf dem Obergefreitendienstweg immer genial hinbekommen.«
    »IO, das darf doch kein Grund sein, dass ich jetzt tatenlos zusehe, wie mir die Leute sauer werden«, erwiderte der Mann immer noch erregt.
    »Ich schlage vor, dass wir im Daily SitRep 19 an das Einsatzführungskommando die Sache thematisieren und ihr Nachdruck verleihen«, empfahl der C.
    »Okay, Klaus. Machen wir das. N 4, Sie liefern mir einen Feeder, hart und kurz, bitte. Ich schreib auch noch was dazu«, schloss der CTF die Diskussion.
    »N 4, wir brauchen Sie dann nicht mehr. Machen Sie sich an die Arbeit«, verabschiedete der C den Offizier.
    Nachdem der den Raum verlassen hatte, wandte sich der Admiral Jung zu. »Was macht das Bein, Herr Jung?«
    »Geht schon besser. Der IO hat mir einen Termin beim San-Maaten besorgt.«
    »Gut. Aber nun zur Sache. Ich möchte, dass Sie an den Musterungen aller Hauptabschnitte teilnehmen und dort vorgestellt werden. Das hat so zu erfolgen, dass keine Unruhe entsteht, wenn Sie sich in den Abschnitten umsehen und Fragen stellen. IO, Sie sorgen dafür.«
    »Hab ich notiert, Herr Admiral.«
    »Dann hab ich noch eine Frage: Wer hat Ihnen eigentlich Ihren Dienstgrad verpasst? Das ist doch ’ne Lachnummer, wenn Sie in Ihrem Alter als Oberleutnant hier herummarschieren. Welche Gehaltsgruppe haben Sie als Beamter?«
    »A 13, Herr Admiral«, erwiderte Jung verdutzt. Ihm war nicht klar, was den Admiral bewegte.
    »Das wäre also Korvette. Warum hat er die drei Streifen nicht, Klaus?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Gottfried«, antwortete der C. »Ich gebe aber zu bedenken, dass die Leute vom PIZ sowieso für Exoten gehalten werden. Insofern

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