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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ist das ganz normal. Alles andere würde nur auffallen.«
    »Okay, so kann man das natürlich auch sehen.« Über das Gesicht des Admirals huschte ein Schmunzeln. Damit war die Unterredung beendet. Sie standen auf und verließen den OBR.
    Der IO nahm Jung in den Schlepptau zu seiner Kammer und bat ihn, nachdem er die Tür geschlossen hatte, am Tisch Platz zu nehmen. »Sie haben gerade gehört, wie wichtig für uns der Kantinenführer, der KaFü, hier gewesen ist«, begann er. »Er ist der Soldat, dessen Verschwinden Sie aufklären sollen. Er ist einfach weg. Dafür sollte er eigentlich bestraft werden.«
    »Bestraft? Wie meinen Sie das?«, fragte Jung erstaunt nach.
    »Macht sich einfach aus dem Staub. Ich sage dazu Fahnenflucht.« Der IO klang verärgert.
    »Kannten Sie den Mann schon länger?«, versuchte Jung das Gespräch auf eine sachliche Ebene zu bringen.
    »Nein. Mein Kommando hier läuft erst seit Kurzem. Mein Vorgänger hielt große Stücke auf ihn. Ich kann das aus meiner Sicht nur bestätigen. Auch die Truppe schätzte seine Arbeit.«
    »War er beliebt?«
    »Beliebt? Das ist nicht das richtige Wort«, antwortete der IO. Seine Tonlage hatte sich wieder normalisiert. »Er war sehr diszipliniert, trieb viel Sport und hing nicht mit den Kameraden herum, um Bier zu trinken und Sprüche zu klopfen oder auf dem Computer zu spielen. Er war eher ein Einzelgänger.«
    »Würden Sie ihm einen Selbstmord zutrauen?«
    »Völliger Quatsch. Auch einen Unfall schließe ich aus. Dafür war er einfach zu gut.«
    »Könnte ihn einer über Bord gestoßen haben?«, setzte Jung nach.
    »Äußerst unwahrscheinlich. Er war, wie ich schon sagte, bei den Leuten anerkannt. Er hatte keine erkennbaren Feinde. Alle schätzten, was er für die Truppe leistete. Und jemanden über Bord gehen zu lassen, ohne dass ein Unbeteiligter etwas davon merkt, ist fast unmöglich. Auf den Brückennocken stehen Ausgucks.«
    »Auch nachts?«
    »Gerade nachts. Außerdem wird das Schiff bei Einbruch der Dunkelheit verriegelt. Das Betreten des Oberdecks ist dann verboten. Alle Außenschotten werden im Leitstand überwacht und gesteuert. Sie können nicht geöffnet oder geschlossen werden, ohne dass das dort registriert wird.«
    »Er könnte sich tagsüber an Oberdeck versteckt, und dort bis Einbruch der Nacht gewartet haben«, warf Jung ein.
    »Erstens war es nachweislich nicht so. Und zweitens ist das reine Theorie. Wir haben rund 220 Leute an Bord. Da ist man nie ganz allein. Auf den Brückennocken stehen, wie gesagt, Tag und Nacht Wachen. Außerdem haben wir Videokameras, die das Vorschiff und das Flugdeck überwachen. Sie können von der Brücke aus geschwenkt werden. Man kann also nie sicher sein, dass man nicht von der Brücke aus beobachtet wird.«
    »Was glauben Sie, ist mit dem KaFü passiert?«, bohrte Jung weiter.
    »Ich weiß es einfach nicht. Das macht mich ja so wütend. Anfangs hatte ich die Idee, dass er noch an Bord sein könnte und sich aus Versehen selbst eingeschlossen hatte, zum Beispiel in der Kühllast. Ich habe das ganze Schiff auf den Kopf stellen lassen. Nichts.«
    »Natürlich auch keine Leiche, das ist ja klar.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ja, das ist schon sehr mysteriös«, stellte Jung nachdenklich fest. »Nehmen wir einfach mal an, er ist doch irgendwie unerkannt, ob freiwillig oder unfreiwillig, außenbords gegangen. Was würde ihm dann passieren? Hätte er überhaupt eine Chance zu überleben? Könnte ihn zum Beispiel ein Boot aufgepickt haben?«
    In diesem Moment sprang die Bordsprechanlage an: »IO zum Kommandanten auf die Kammer.«
    »Herr Jung, wir müssen Schluss machen.« Der Offizier blickte auf seine Armbanduhr. »Ihr Termin im Revier steht auch gleich an. Wir sehen uns später. Ich komme auf Sie zu, okay?«
    »Okay, bis später.«
    Sie verließen die IO-Kammer und Jung machte sich auf die Suche nach dem Revier. Dort würde er den San-Maaten treffen. Das Schiff war jetzt so lebendig wie eine städtische Fußgängerzone am Vormittag. Jung fragte sich zum San-Revier durch. Es lag im Z-Deck. Er hatte den Weg dorthin schnell gefunden.
    Der Maat entpuppte sich als ein mittelgroßer Bodybuilder-Typ in weißen Hosen und Schuhen. Die kurzen Ärmel seines ebenfalls weißen T-Shirts spannten über beeindruckende Bizepse. Jung überfielen Zweifel, ob er ihnen seine Wade gefahrlos anvertrauen könne.
    »Guten Morgen, Herr Oberleutnant«, begrüßte der Maat ihn freundlich. Er hatte eine Stimme, die Jung bei geschlossenen

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