Kill Decision
Sie sind modularisiert und billig. Hauptsächlich aus Dual-Use-Teilen, die ganz normal im Handel erhältlich sind. Platinen. Speicherchips. Batterien. Optische Sensoren.»
Sie streckte die Hand aus, und er gab ihr die Drohne. Inzwischen hatte McKinneys Neugier über die Angst gesiegt, und sie drehte und wendete das Ding, betrachtete die Feinheiten. Die kaputten Rotoren hingen schlaff von ihren Drahtarmen. Ihr stieg der pfeffrige Geruch in die Nase, den der Schwarm in Colorado verströmt hatte. «Da ist wieder dieser Geruch. Wie Cayennepfeffer. Ich wüsste gern die chemische Zusammensetzung.»
Odin nickte. «Mouse kennt ein paar Chemiker hier in der Gegend. Ex-Kartell-Leute. Mal sehen, ob er das Zeug analysieren lassen kann.»
Sie schnupperte dem Geruch nach und konnte ihn zu Spritzdüsen an einer Reihe silberner Kapseln im Gestell der Drohne zurückverfolgen. Es waren die Dinger, die wie Stickstoffpatronen für Sahnebereiter aussahen oder wie die CO 2 -Kartuschen von Paintball-Gewehren. «Vier Kapseln. Wie die Duftstoffdrüsen der Weberameise. Verschiedene Mischungen für verschiedene Botschaften. Das entspräche dem Verhalten der Ameisen. So legen sie eine Pheromonmatrix.»
«Dann haben sie also eine Duftspur hinterlassen.»
«Damit stacheln sie sich gegenseitig zum Angriff auf. Jeder Neuankömmling an einem Kampfschauplatz verstärkt die Angriffsbotschaft, indem er noch mehr Pheromon verspritzt. Aber das hieße, dass sie auch über eine Möglichkeit verfügen müssten, die chemischen Botschaften der anderen zu lesen.»
«So was wie eine elektronische Nase.»
«Genau.» McKinney fuhr mit dem Finger eine der vier vorwärts zeigenden Drahtantennen entlang, die mit winzigen Mikrochips besetzt waren.
Odin beugte sich dicht neben sie.
«Weberameisen – Ameisen überhaupt – haben an ihren Fühlern Dutzende von Sensillen. Damit erkennen sie alles Mögliche, chemische Spuren, Wärme, Feuchtigkeit. Wenn diese Dinger mein Weberameisenmodell benutzen, dann müssten sie auf numerische Pheromon-Inputwerte reagieren. In meiner Simulation sind sie virtuell, aber hier könnte es eine Konzentrationsmessung durch einen Hardware-Sensor sein. Weberameisen übermitteln einander Information auch noch über Berührung, Vibration.» Sie fuhr mit den Fingern jede der Antennen entlang, bemerkte ein halbes Dutzend kleiner Knötchen.
«Sie übermitteln sich Daten auch körperlich?»
McKinney nickte. «Das ermöglicht ihnen, Information noch anders als durch Pheromon innerhalb des Schwarms weiterzugeben.»
«Und diese Art der Kommunikation könnten wir nicht durch Funkgegenmaßnahmen stören.»
«Das gilt wohl für die chemische und die taktile Kommunikation. Aber ich habe mich auch gefragt, wie sie uns gefunden haben – wie sie erkannt haben, dass wir im Haus waren und wo genau.»
«Das möchte ich auch wissen. Diese dummen kleinen Bots haben alle unsere Schutzmaßnahmen ausgehebelt. Wir hatten Kühlanzüge an, um unsere Wärmesignatur zu unterdrücken, und Antidetektionsausrüstung, um unsere Körper- und Gesichtsformen zu verbergen. Das hat die Autosniper auf den Hügeln ausgetrickst, aber nicht diese Mistdinger. Ich dachte, sie reagieren vielleicht auf Geräusche oder auf Bewegung.»
McKinney schüttelte den Kopf. «Wenn sie auf meinem Weberameisenmodell basieren, arbeiten sie mit Sensoren für organische Verbindungen. Ameisen haben an ihren Fühlern Rezeptoren, mit denen sie Nahrung identifizieren. Vielleicht –»
«Wollen Sie sagen, sie riechen uns?»
«Oder schmecken uns.» Sie seufzte. «Ich weiß, das klingt lächerlich, aber bei Weberameisen ist es auch so. Sie erkennen Nahrungsquellen an Spurenstoffen – in etwa so, wie sie die Pheromonbotschaften der anderen lesen.»
Odin schien über irgendetwas nachzudenken. «Das klingt überhaupt nicht lächerlich, im Gegenteil.»
«Was?»
«Es gibt da eine Technologie, die in der Terrorbekämpfung eingesetzt wird. Von der Homeland Security und sogar vom Zoll. Nennt sich C-Scout MAS – Molekularanalysesystem. Wir haben es schon bei der Jagd auf hochrangige Aufständische benutzt.»
Sie untersuchte eine der Drohnenantennen. «Kenne ich nicht.»
«Das ist eine elektronische Nase, die die Anwesenheit von Menschen erschnuppert. Offenbar gibt es etwa ein Dutzend charakteristische chemische Substanzen in der Luft, die wir ausatmen – Azeton, Pentan, Hexan, Isopren und so weiter. Sie treten in einem spezifischen Verhältnis überall da auf, wo Menschen atmen – je
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