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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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eliminieren. Hatte sich der Einsatz hierbei noch erhöht? Und wie hoch war die Falsch-positiv-Quote? Wie viele Nichtaufständische – Leute, die einfach nur nicht das richtige Bewegungsmuster zeigten – wurden vom System markiert und wegen vermeintlicher oder prognostizierter Verbrechen Sicherheitsdiensten oder Kontrakt-Killerkommandos ausgeliefert? Es war gewiss nicht im Interesse der Betreiber zuzugeben, dass ihr System Fehler machte.
    Natürlich wusste Odin, dass ein System wie EITS nicht dazu gedacht war, Konflikte zu lösen. Es sollte sie lediglich managen. Die Gewalt lange genug unorganisiert, kanalisiert und isoliert halten, um die ungestörte Ausbeutung von Ressourcen zu ermöglichen. Wenn das getan war, würde man die Einheimischen wieder sich selbst überlassen. Durch dieses System wussten sie mehr über die Einheimischen, als diese selbst über sich wussten. Und das war nur der Anfang. Es gab keinen Grund, warum das System nicht überall angewandt werden konnte – auch in Amerika, das war Odin klar. Die Frage war nur, ob es dort bereits implementiert war und, wenn ja, ob ganz oder nur teilweise.
    Odin unterbrach den General mitten im Redefluss. «Man hat mir gesagt, dieses System beinhalte auch eine autonome Luftschlagskapazität, General. Ist das der Fall?»
    Der General zögerte, trank von seinem Kaffee und nickte dann. «Wir wissen doch beide, dass autonome tödliche Waffensysteme unausweichlich sind, Sergeant. Im Augenblick setzen wir jedoch über diesem Operationsgebiet noch keine bewaffneten Systeme ein. Dies ist eine reine Überwachungsplattform.»
    «Aber autonome Drohnen sind Teil der Designspezifikation?»
    «Für Überwachungszwecke, ja. Mittels unbemannter Systeme koordinieren wir die vollständige Erfassung des Zielgebiets.»
    «Aber Waffen ließen sich integrieren?»
    Der General stellte seinen Kaffeebecher ab und musterte Odin. «Die selbständige Tötungsentscheidung durch Drohnen ist ein heikles Thema, Master Sergeant. Auf absehbare Zukunft belassen wir einen Menschen in der Entscheidungsschleife.»
    «Ist das hier derzeit die einzige aktive Implementierung des EITS-Systems, General?»
    «Worum geht es Ihnen, Sergeant?»
    Odin trommelte mit den Fingern auf die Besucherschranke, während er auf die Bildschirme blickte. Dann sah er den General an. «Wir wissen doch beide, dass die Tage der bemannten Kampfflugzeuge gezählt sind. Autonome Drohnen werden billiger, manövrierfähiger und leichter ersetzbar sein. Und ferngelenkte Drohnen werden gegen einen technisch hochentwickelten Gegner wie China, Russland, Iran oder Nordkorea nichts nützen – der wird einfach unsere Funksignale stören. Das heißt, wir müssen autonome Drohnen in unsere militärischen Einheiten integrieren. Zu Patrouillenzwecken und um auf feindliche Übergriffe zu reagieren.»
    Der General nickte und griff wieder zu seinem Kaffeebecher. «Da sind wir uns einig. Die Frage ist nur, wann Washington zu dieser Einsicht gelangt.»
    Sie musterten sich einen Moment lang schweigend, während Tastaturgeklapper und leiser Funkverkehr den Kontrollraum erfüllten.
    Der General deutete auf die Bildschirme. «Beeindruckend, was?»
    Odin betrachtete die Bilder. «Nur eins beschäftigt mich noch, General.»
    «Und das wäre?»
    «Amerika bezahlt die immensen Forschungs- und Entwicklungskosten für diese komplexen Systeme, und wenn diese dann entwickelt sind, könnten sie in die falschen Hände geraten. Und dann sind da die Sekundär- und Tertiäreffekte dieser Art von Technologie. Schleppnetzüberwachung erzeugt Opposition – den Widerstand einer Öffentlichkeit, die keine Technologieherrschaft will. Die Leute werden neue Wege finden, ihr zu entgehen, und es ist durchaus möglich, dass wir am Ende mehr Konflikte erzeugen, als wir ohne diese Systeme je gehabt hätten.»
    Der General starrte ihn an.
    «Nur so ein Gedanke …»

[zur Inhaltsübersicht]
    12
    Im Untergrund
    Linda McKinney stieg die Treppe eines ungekennzeichneten weißen Privatjets hinunter in eine kalte Winternacht. Auch im Leerlauf waren die Triebwerke der Maschine ohrenbetäubend laut, die Navigationslichter und Strobelights blinkten.
    Eisiger Wind fegte über das trostlose Rollfeld eines kleinen Flugplatzes. Weiter links befand sich ein privates Terminalgebäude, und dahinter erblickte sie eine triste Hochstraße. Vor ihr lagen ein Parkplatz hinter einem Maschendrahtzaun und ein geschlossener weißer Metallhangar. Ansonsten nur noch eine Reihe gelblicher

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