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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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anging, die sie auf Großflughäfen über sich ergehen lassen musste.
    Foxy fuhr an einer Highway-Auffahrt, die mit Rt. 169/Kansas City Zentrum ausgeschildert war, vorbei und nahm stattdessen eine schmale Unterführung. Auf der anderen Seite der Schnellstraße kamen sie in einem schmutzigen, menschenleeren Industriegebiet heraus.
    McKinney war noch nie in Kansas City gewesen. Sie suchte den dunklen Horizont nach den unvermeidlichen Bankentürmen des Zentrums ab, sah aber nur Sicherheitsleuchten an Lagerhäusern und Fabrikgebäuden und ab und zu eine Plakatwand – das Amerika-Inbild von einst. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 01:23 Uhr. Auf den Straßen war praktisch kein Verkehr. Die Gewerbe- und Handelsbetriebe, Lagerhäuser und Schrottplätze zu beiden Seiten lagen hinter alten Maschendrahtzäunen und waren mit Tags besprüht, aber es wirkte doch alles viel ordentlicher als in irgendeiner ostafrikanischen Stadt.
    Foxy warf immer wieder prüfende Blicke in die Spiegel und spähte in jede Querstraße, die sie passierten. Seine seltsam gelassene Paranoia machte sie kirre. McKinney hatte auf beiden Flügen, von Afrika nach Deutschland und von Deutschland hierher, kein Auge zugetan. Sie fühlte sich halb wahnsinnig vor Erschöpfung und Stress, und Foxys Verhalten machte es nicht besser. Sie musste die ganze Zeit daran denken, wie ihr Vater wohl die Nachricht von ihrem Verschwinden verkraftete. Oder genau genommen – von ihrem Tod. Davon würde doch wohl jeder vernünftige Mensch ausgehen, wenn jemand bei einer Explosion verschwunden war. Und Adwele? Wie würde er mit dem Tod einer weiteren wichtigen Bezugsperson klarkommen? Zuerst sein Vater, jetzt McKinney …
    Plötzlich merkte sie, dass Foxy sie beobachtete. «Alles okay, Professor?»
    «Jemand hat meine Welt in die Luft gejagt.» Sie zuckte die Achseln. «Mir geht es prima, Foxy. Einfach super.»
    Er nickte. «Soll ich Ihnen einen Rat geben?»
    «Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber nein.»
    «Na ja, ich geb ihn Ihnen trotzdem. Sie haben gerade bei der beschissensten Lotterie der Welt gewonnen, das ist alles. Sie können nichts dafür – also beißen Sie sich nicht an Sachen fest, die Sie nicht beeinflussen können. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie beeinflussen können. Damit bin ich über die Jahre ganz gut gefahren.»
    McKinney dachte darüber nach. Eigentlich ein ganz guter Rat. Sie musterte Foxy. «Danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben. Dort in Afrika, meine ich.»
    «Gern geschehen.»
    «Können Sie diese Kora wirklich spielen?»
    Foxy sah sie ungläubig an und lachte dann. «Klar spiele ich sie. Ich kann fast jedes Instrument spielen, das ich mir vornehme. Aber ich muss zugeben, diese Einundzwanzig-Saiten-Dinger sind schwierig. Schon mal von Foday Musa Suso gehört?»
    «Kann sein. Afrikaner?»
    «Ursprünglich aus Gambia, lebt aber schon seit Jahrzehnten in Chicago. Ich versuche mich zurzeit an Songs von ihm. Konnte in letzter Zeit nicht viel üben, weil meine alte Kora in die Luft gesprengt wurde. Zusammen mit ein paar Leuten, die ich kannte.»
    McKinney fühlte, wie die Normalität des Gesprächs verpuffte. Sie sah jetzt in Foxys Gesicht die harten Züge des Elitesoldaten. «Tut mir leid.»
    Kurz darauf war sein Ernst wieder verflogen, und er grinste sie an. «Dieser Trip war für mich die Chance, mir eine neue zuzulegen.»
    «Ich hätte nie gedacht, dass jemand in Ihrem Metier Musiker ist.»
    «Per Musik kann man mit jedem reden.»
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück. «Dann ist die Musik also Mittel zum Zweck?»
    «Das ist nicht der richtige Ausdruck. Hören Sie, unser Job ist nicht das, was Sie denken. Aufklärung durch menschliche Quellen, HUMINT, wie wir das nennen, besteht hauptsächlich darin, zu Leuten Kontakt aufzubauen – nicht ihnen etwas anzutun. Man weiß nie, was für Möglichkeiten sich aus Freundschaften ergeben können. Und Musik ist etwas Tolles, um in fremden Ländern Freunde zu finden. Nehmen Sie nur mal die arabische Metal-Szene …»
    «Es gibt eine arabische Heavy-Metal-Szene?»
    Er nickte und lächelte wehmütig. «O ja, und ob. Das ist meine Musik. Der Soul der politisch Unzufriedenen. Sie finden nichts Authentischeres als Heavy Metal in einer repressiven Gesellschaft. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, spiele ich Ihnen mal was davon vor.» Er tätschelte sein T-Shirt. «Das ist von einer saudi-arabischen Band namens Eltoba, aber ich bin ein Riesenfan von Arsames – iranischer Death Metal –, und, äh,

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