Kill Decision
Zusammenhang mit den Angriffen? Wo ist da der Unterschied?»
«Die Angriffe sind nicht, was sie zu sein scheinen.»
«Sie wissen, dass Falschaussagen gegenüber Beamten der Bundespolizei eine schwere Straftat darstellen?»
«Warum in aller Welt sollte ich lügen?»
«Nun ja, unter anderem haben Sie eine kriminelle Vorgeschichte.»
McKinney war verblüfft. «Kriminell kann man meine Vorgeschichte wohl kaum nennen.»
«Besitz von Marihuana, ungebührliches Verhalten.»
«Ich glaub’s nicht, dass Sie das jetzt aus der Mottenkiste holen. Ich wurde damals mit tausend anderen Leuten bei einer Demonstration festgenommen. Und Marihuana? Hallo, ich war auf dem College.»
«Dann glauben Sie also, dass die Anti-Drogen-Gesetze für Sie nicht gelten?»
«Das ist doch – hören Sie, können wir zu den äußerst wichtigen Dingen kommen, die ich Ihnen zu sagen versuche?»
Er studierte die Akte. «Sie sind unter verdächtigen Umständen verschwunden, nachdem Sie eine substanzielle Lebensversicherung abgeschlossen hatten.» Er sah auf. «Und Sie haben beträchtliche Schulden von Ihrem Studiendarlehen.»
«Ich glaub’s nicht.»
«Sie haben ein Fahrzeug der Forstbehörde gestohlen und schwer beschädigt –»
«Es ist kein Fahrzeug der Forstbehörde, und ich musste es nehmen, um zu fliehen.»
«Weil Sie angeblich gekidnappt worden waren» – er las wieder in der Akte – «‹möglicherweise von einem streng geheimen Militärkommando … oder einer Terrorzelle. Entweder – oder.›» Er sah auf. «Ist das korrekt?»
Der andere Agent schnaubte nur höhnisch.
«Hören Sie, ich bin Professorin für Entomologie an der Cornell University. Sie können ja auf die Website der Universität gehen, da finden Sie ein Foto von mir und alles. Ich bin nicht irgendeine Spinnerin. Ich bin eine renommierte Expertin für Ameisen – Myrmekologin. Ich habe Ihnen doch meine Sozialversicherungsnummer und –»
«Ja. Ihre Identität haben wir anhand Ihrer Fingerabdrücke überprüft. Das ist nicht das Problem. Mich verwirrt nur … wie sind Sie in die USA zurückgekehrt?» Er blätterte in der Akte. «Sie sind vor zweieinhalb Monaten von New York nach Johannesburg geflogen, mit Ziel Tansania, und aus den Daten der Einreisebehörde geht hervor, dass Sie nicht wieder eingereist sind. Bei American Airlines haben Sie einen Rückflug Ende dieses Monats gebucht.»
«Das habe ich doch in meiner schriftlichen Aussage erklärt.»
«Seien Sie so gut, es noch mal zu wiederholen. Ich möchte mich nur vergewissern, dass Ihre Geschichte konsistent ist. Also, wie ist das vor sich gegangen?»
Sie seufzte gequält. «Ich wurde gekidnappt und gegen meinen Willen in die USA gebracht.»
Beide lehnten sich an die Wand. «Sie wurden gekidnappt – in Afrika – und nach Kansas City gebracht? War das vor oder nach der Bombenexplosion?»
«Ich weiß, es klingt verrückt, aber –»
«Warum sollte die Regierung Sie entführen? Und wenn es so war, warum haben die dann nicht auch gleich Ihren Passstatus aktualisiert? Und wie sind Sie an ein Fahrzeug der Forstbehörde gekommen?»
«Es ist kein Fahrzeug der Forstbehörde. Ich bin von so was wie einer streng geheimen militärischen Operationsgruppe gekidnappt worden. Die verfügen offenbar über enorme finanzielle Ressourcen und hatten einen ganzen Fuhrpark mit Fahrzeugen von Tarnfirmen oder vorgeblichen Regierungsbehörden.» Sie zeigte auf das Ancile-Services-Poloshirt, das sie immer noch trug. «Dieses Shirt hier zum Beispiel. Ancile Services ist angeblich eine Erdölexplorationsfirma, aber es ist nur Tarnung für diese Geheimoperation.»
Agent Tierney nickte langsam. «Verstehe.»
Harrison genehmigte sich ein leises Grinsen. «Wahrscheinlich hatten sie ein akutes Ameisenproblem.»
Sie starrte die beiden an. «Sie haben behauptet, mein Weberameisen-Softwaremodell würde für den Bau autonomer Kampfdrohnen benutzt.»
«Ah ja, richtig. Sie sagen, die Terroranschläge seien in Wahrheit Drohnenangriffe.»
«Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht, aber das haben die mir erzählt. Ich kann nicht ausschließen, dass diese Leute selbst hinter den Angriffen stecken.»
«Sie meinen die Terroranschläge? Sagten Sie nicht, die Leute, die Sie entführt hätten, stünden im Dienst der Regierung?»
«Möglicherweise. Ich weiß es nicht. Ich habe nie irgendeinen Beweis dafür gesehen, dass sie in Diensten der Regierung stehen, und wenn sie Militärs sind, könnte es ja trotzdem eine illegale
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