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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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mit einem metallenen Trenngitter gesteckt. Und schlimmer noch, sie hatten ihr Handschellen angelegt und sogar die Hände an die Taille gekettet. Sie trug einen ockerfarbenen Gefangenenoverall und Einwegüberziehschuhe. Ihr Leben wurde mit jedem Tag nur noch bizarrer.
    «Jetzt, wo wir uns vom FBI-Büro entfernt haben – könnten Sie mir bitte diese Ketten abnehmen, Agent Blake?»
    Er schüttelte den Kopf. «Wir müssen zuerst weit genug weg sein und sicher gehen, dass uns niemand folgt.»
    McKinney ließ sich zurücksinken und versuchte, es sich auf dem harten Plastiksitz möglichst bequem zu machen. Als sie durchs Zentrum fuhren, lehnte sie den Kopf an die Scheibe und betrachtete die vorbeiziehenden Ladenfronten und Bürofassaden. Normales Leben. Fußgänger waren kaum unterwegs. Es wirkte wie eins dieser Stadtzentren, die nach Einbruch der Dunkelheit ausgestorben sind – ohne die Büroangestellten.
    McKinney fragte sich, ob die Feds die geheime Operationsbasis stürmen würden. War dort überhaupt noch jemand? Vielleicht hatte Odins Team ja alles eingepackt oder vernichtet und war geflohen. Plötzlich überkam sie Angst, dass sie sich geirrt hatte und dass die Feds sich ihretwegen eine Schießerei mit dem Militärteam liefern würden – irgendein Verständigungsproblem oder Missverständnis, das womöglich die Verteidigung der Vereinigten Staaten untergrub. Schuldgefühle setzten ihr zu, als sie an die verbrannten Leichen auf den Fotos dachte. Insbesondere das Gesicht eines toten kleinen Mädchens quälte sie.
    Aber was hätte sie anderes tun sollen? Sie war Wissenschaftlerin. Da nahm man nicht einfach für bare Münze, was einem irgendwelche Leute erzählten – man forschte nach. Sie musste für eine solche Story Beweise suchen. Diese Leute konnten nicht von ihr erwarten, dass sie einfach so tat, was sie von ihr wollten. Ohne eine offizielle Bestätigung zu haben, dass die Operation legitim und legal war. Wenn die Feds den Laden hochgehen ließen und sich herausstellte, dass es eine illegale Operation war – oder schlimmer noch, dass diese Leute selbst hinter den Drohnenangriffen oder Bombenanschlägen, oder was es auch war, steckten, dann hätte sie doch dazu beigetragen, ein schweres Verbrechen zu stoppen. Oder?
    Aber alles Argumentieren half nichts. McKinney dachte, dass das vermutlich das Wesen von Geheimdienstarbeit war: keine Ahnung zu haben, wie alles letztlich zusammenhing und was richtig war und was falsch.
    Sie hatte eine ganze Weile ihren Gedanken nachgehangen, als sie plötzlich merkte, dass sie über einen großen, leeren Parkplatz fuhren. Grelles Licht stach von regelmäßig verteilten hohen Lichtmasten herab. In der Ferne sah sie Passagierjets starten. Sie erkannte das Areal einer Mietwagenfirma ein paar hundert Meter weiter, außerdem beleuchtete Plakatwände, wie es sie nur in der Umgebung von Flughäfen gab – Werbung für Shuttlebusse, Bonusmeilenaktionen, Frühstücksbuffets. An Hochhäusern leuchteten die üblichen Kettenhotel-Logos. Offenbar brachte Blake sie zu einem Flughafenhotel. Keine schlechte Idee, um anonym zu bleiben.
    Die Limousine bremste mitten auf dem Parkplatz ab. Blake fuhr im Kreis und blickte dabei wachsam nach allen Seiten.
    McKinney beugte sich vor. «Was tun wir hier?»
    Blake antwortete nicht.
    «Agent Blake, was ist los?»
    Wortlos hielt Blake, ohne die Parkplatzmarkierungen zu beachten. Er stieg aus.
    «Hey!» McKinney beugte sich hinüber, sah ihn in seinem langen Mantel an den Rand des Lichtkegels treten und das Dunkel absuchen. «Hey, was soll das?» Sie zerrte an der Kette, die ihre Handschellen an ihre Taille fesselte. «Agent Blake!»
    Er tat immer noch so, als wäre sie gar nicht da.
    McKinney sah sich um. Da war kein anderes Fahrzeug im Umkreis von zweihundert Metern. Nur eine riesige, leere Fläche unter Flutlicht. Die Winterkälte drang jetzt allmählich in den Wagen – ihr Atem bildete Dampfschwaden. Sie hörte abkühlende Motorteile knacken.
    Agent Blake behandelte sie jetzt wie eine Unperson, und ihr dämmerte etwas Schreckliches: Sie war gefährlichen Leuten auf den Leim gegangen. So viel wurde immer klarer.
    Sie lehnte sich zurück und versuchte sich zu erinnern, wie normales Leben aussah. Doch sie erinnerte sich nur an die blitzschnelle Explosionswelle auf den Videos – Körper, von industriellen Waffen zerfetzt, als wären sie aus Papier.
    Würde je jemand herausbekommen, was mit ihr passiert war, oder würde sie einfach nur eine der vielen

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