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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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eigentlich hinaus wollte.
    „Vielleicht kannst du einen Deal mit ihm machen. Ein Abkommen. Informationen gegen ...“, sie stockte, einen Moment ratlos.
    „Gegen die Zusicherung, dass sie mich in Ruhe lassen.“ Leicht schüttelte er den Kopf. „Warum sollten sie das tun? Und selbst wenn dieser Katzenbaum sich auf so einen Handel einlässt, schafft mir das nicht automatisch den Rest der Bande vom Hals. Dann gibt es immer noch den Schattenspieler irgendwo in Israel, der sicherstellen will, dass sein schmutziges Spiel nicht auffliegt.“
    „Aber ihr könntet eure Kräfte bündeln.“
    „Außerdem habe ich nichts zum Handeln. Noch nicht jedenfalls. Zuerst müssen wir Viktor finden. Dann sehen wir weiter.“
    „Es war nur eine Idee.“ Sie rollte sich herum und stand vom Bett auf. „Denk einfach darüber nach.“
    „Wie geht’s deinem Bein?“
    „Es tut kaum noch weh.“
    Mein Gott, was hätte er darum gegeben, zu wissen, was in ihrem Kopf vorging. „Warum machst du das? Warum“, er ließ seine Stimme absinken, „hast du nicht die Gelegenheit genutzt, in München abzuhauen?“
    Sie blieb für einen Lidschlag reglos. Dann fing sich ein schiefes kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln. „Als ich diesen Wagen gekauft hatte, habe ich überlegt, ob ich mich nicht ausklinken sollte. Ich dachte, ich könnte einfach Katzenbaum anrufen und ihm sagen, wo sie dich finden. Und dann bringe ich mich in Sicherheit. Weißt du“, sie nagte an ihrer Unterlippe, „vielleicht wären die Chancen gar nicht so schlecht, dass sie mich vergessen, wenn sie dich erst mal haben. Egal, was ich weiß oder nicht weiß. Ich bin doch nur ein kleines Licht.“
    „Ja genau.“ Kälte breitete sich in seinem Magen aus. „Wieso hast du’s nicht getan? Wieso bist du zurückgekommen? Du riskierst dein Leben. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen.“
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Vielleicht wegen deiner bezaubernden grünen Augen.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich habe darüber nachgedacht und mich dagegen entschieden. Jetzt frag lieber nicht, welche Überlegungen da eine Rolle gespielt haben. Ich schätze, es hat was damit zu tun, dass mir die Loyalität zu meinem Arbeitgeber abhandengekommen ist.“ Sie lachte leise. „Das liest man doch immer in der Zeitung. Innerliche Kündigung.“ Er hob eine Augenbraue. „Ich habe innerlich gekündigt, okay? Zypern hat mich ziemlich mitgenommen. Ich dachte wirklich, sie wären auch wegen mir gekommen. Irgendwie dachte ich, dass sie sich um mich kümmern würden. Diese Wir-lassen-keinen-Mann-zurück-Story. Aber stattdessen versuchen sie mich zu erschießen.“ Sie setzte sich wieder aufs Bett. „Inzwischen kommt mir auch deine Version der Ereignisse von damals plausibler vor als das, was sie mir erzählt haben. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein.“
    Er spürte Wärme und eine schwer zu greifende Erleichterung, so als habe sich im Nachhinein die Unschuld eines guten Freundes erwiesen.
     
    *
     
    Das Schrillen der Klingel riss Rafiq aus seiner Konzentration. Er spürte einen irrationalen Anflug von Ärger über die Störung, obwohl er auf diesen Besuch gewartet hatte. Sorgfältig legte einen Zettel in seine Zeitschrift, um die Seite später wieder zu finden. Dann ging er zur Tür und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Katzenbaums Stimme klang blechern durch den billigen Lautsprecher.
    Er drückte auf den Türsummer, klinkte die Wohnungstür auf und setzte frischen Kaffee in der Küche auf. Von draußen hörte er das Geräusch der aufgleitenden Aufzugtüren und langsame, schwerfällige Schritte. Katzenbaum stieß die Tür hinter sich zu und blieb auf seine Krücke gestützt stehen. Rafiq bemerkte, dass er nicht rasiert war. Wortlos machte er eine Geste in Richtung des Wohnzimmers. „Willst du Kaffee?“
    „Gern.“ Der Katsa setzte sich schwerfällig in Bewegung.
    Rafiq nahm Tassen und die Zuckerdose aus dem Küchenschrank, während er darauf wartete, dass das heiße Wasser durchlief. Nikotingeruch reizte seine Nase. Katzenbaum, der ohne brennende Zigarette weder denken noch arbeiten konnte. Er drängte den Anflug von Verletzlichkeit zurück, der ihn vorhin bei Katzenbaums Anblick überfallen hatte. Die Schussverletzung hatte den Katsa viel stärker mitgenommen, als der zugeben wollte. Er sah erschreckend alt aus. Alt und zerbrechlich. Rafiq stellte alles auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer. Katzenbaum hatte die

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