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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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mehr Abstand zwischen sich zu bringen.
    Sie hatten sich im Mercure Hotel eingebucht, einem großen Neubau auf der anderen Seite der Elbe. Als sie zurückkamen, duschte Carmen und legte sich ins Bett. Sie schlief fast sofort ein. Nikolaj löschte das Licht, entkorkte eine Flasche Rotwein und setzte sich hinaus auf den Balkon.
    Er blieb lange dort sitzen, rauchte, während er die Weinflasche bis zur Hälfte leerte und beobachtete die vierspurige Straße, die schräg unter ihrem Fenster verlief.
    Gegen zwei Uhr nachts frischte der Wind auf. Er schob die Balkontüren auf und kehrte ins Zimmer zurück, um sich eine Jacke zu holen. Carmens Silhouette wurde fast vollkommen von der Dunkelheit verschluckt. Nur der Schein einer Straßenleuchte malte sich auf der Bettdecke ab und zeichnete ein Ohr und einen Teil ihrer Wange in scharfen Schwarzweiß-Kontrasten.
    Sein Blick blieb an ihr hängen und ihn überwältigte Befangenheit. Er fühlte sich wie ein Dieb, der unerlaubt in ihre Privatsphäre eindrang. Dennoch konnte er nicht aufhören, sie anzusehen. Reglos stand er und betrachtete ihr Gesicht.
    Er wusste, dass er hätte schlafen sollen. Sein Körper brauchte die Ruhe, nur sein Verstand war überreizt und gaukelte ihm vor, dass er keine Müdigkeit spürte. Was wirst du machen, wenn alles vorbei ist, hatte er sie gefragt. Er hatte nicht genau gewusst, welche Antwort er sich erhoffte, aber die Vorstellung, dass sie getrennte Wege einschlagen könnten, riss eine heftige Leere in ihm auf. Die Gewalttätigkeit dieser Empfindung überraschte ihn. Mit einem Ruck drehte er sich weg und griff nach seiner Jacke.
    In diesem Moment erwachte sie und richtete sich auf. Die Bettdecke rutschte von ihren Schultern und entblößte die schmalen Träger ihres Hemdes. „Wie spät ist es?“, murmelte sie schlaftrunken.
    Er erstarrte. „Kurz nach zwei. Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.“
    „Warum kommst du nicht ins Bett? Du musst schlafen.“ Ihre Augen glänzten. Sie zog den Saum ihrer Bettdecke ein Stück hoch. Sein Mund wurde trocken. „Jetzt komm.“ Sie ließ sich zurück ins Kopfkissen sinken. Ihre Stimme klang noch immer belegt. „Und mach die Balkontür zu, es ist kalt.“
    Er umrundete das Bett und setzte sich auf die Matratze. Mit steifen Bewegungen zog er sich das T-Shirt über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Dann drehte er sich halb zu ihr um.
    Sie hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und sah ihn an. Mit der freien Hand strich sie eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Was ist?“, fragte sie.
    „Du machst mich nervös.“
    „Ist das so?“ Ein verlegenes, fast mädchenhaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Wieder fiel ihm auf, wie jung sie aussah. Er tastete nach dem Verband an seiner Schulter. Die Wunde schmerzte kaum noch. Als das Schweigen an Schwere gewann, stand er auf und trat ans Fenster. Wortlos schloss er die Balkontür. Er drehte sich um und sah, dass sie ihn noch immer beobachtete. Ihr Antlitz hatte einen nachdenklichen Zug angenommen.
    „Was überlegst du?“, fragte er.
    „Vielleicht sind wir morgen um diese Zeit schon tot.“
    Er schob die Decke ein Stück beiseite und setzte sich neben sie ans Fußende des Bettes. Die Matratze bewegte sich leicht, als sie ihre Beine anzog. „Das bezweifle ich.“
    „Du bist eben ein hoffnungsloser Optimist. Das warst du damals schon.“
    „Was?“
    „Dein Plan dieses Camp zu überfallen, war verrückt. Das hätte niemals funktionieren können.“
    Er wollte etwas einwenden, aber sie stoppte ihn mit einer Handbewegung. „Rafiqs Plan war genauso bescheuert.“ Sie legte den Kopf schräg. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Als ich in diesem israelischen Gefängnis war. Ich hatte jede Menge Zeit. Eigentlich war es reines Glück, dass sie uns nicht schon während des Überfalls erschossen haben.“
    „Damals dachte ich, es wäre ein guter Plan.“ Befangen senkte er den Blick und betrachtete die Schatten auf der Bettdecke. „Aber du hast recht. Wir hätten abhauen und mit Verstärkung wiederkommen sollen.“
    Sie schwieg einen Moment. Dann bewegte sie sich, ihr Knie berührte für einen zufälligen Moment seinen Oberschenkel. „Weißt du, dass ich dich damals süß fand?“
    Er starrte sie an. Seine Fingerspitzen fühlten sich taub an. Ungerührt erwiderte sie seinen Blick. „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ Er holte tief Atem. „Ich weiß nicht ...“
    „Ob sich das geändert hat?“ Sie beugte sich vor. Ihre Finger glitten über seine

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