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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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und warf der Kellnerin einen flehenden Blick zu. Die Frau starrte sie nur verständnislos an. Es geht jetzt nicht, formulierte Carmen lautlos. Dann, ohne sich umzudrehen, sagte sie in krampfhaft normalem Ton: „Würstchen mit Kartoffelsalat. Und können Sie mir noch einen Kaffee bringen?“
    Die Frau setzte zu einer Antwort an, aber Carmen wandte sich ab und betete stumm, dass sie es darauf beruhen ließ. Es gelang ihr, Überraschung zu simulieren, als sie beinahe in Nikolaj hineinlief. Das Lächeln auf ihrem Gesicht fühlte sich an wie eine Maske aus kaltem Schlamm. „Ich habe gerade schon für mich bestellt.“
    Er blickte sie sonderbar an. Dann endlich nickte er. „Okay.“
    Sie berührte ihn leicht am Arm. „Ich warte draußen.“ Ihr Nacken brannte, während sie zwischen den leeren Tischen hindurchging. Sie drängte sich zurück an ihren Platz und holte ein paar Mal heftig Atem. Flach presste sie sich ihre Hände auf die Wangen. Ihre Handflächen waren eisig kalt, die Wangen glühten. Hatte er etwas bemerkt? Ihr Herz schlug so heftig, dass sie das Blut in ihren Schläfen rauschen hörte.
     
    *
     
    Katzenbaum stand mit gerunzelter Stirn vor der Bilderwand, als Rafiq die Tür aufstieß und ihm die gebundene Broschüre entgegenhielt. „Museumsinsel“, keuchte er. „Haben wir Bilder von der Museumsinsel?“
    Felix Roth blätterte einen der dicken Aktenordner auf.
    „Hattest du eine Eingebung?“, fragte der Katsa.
    „Hier.“ Rafiq schlug die Broschüre auf und legte den Katalog daneben. „Das Neue Museum grenzt an einen kleinen Platz, der von einem Säulengang umgeben ist. In der Mitte steht eine Bronzestatue. Und ich weiß jetzt, was mit dem roten Fenster gemeint ist.“
    „Hier sind die Fotos.“ Roth schob den Ordner über den Tisch.
    „Das rote Fenster ist eine Metapher.“ Rafiq wischte sich über die Augen. „Das ist eine alte Geistergeschichte. Lev, das muss es sein. Es muss einfach.“
     
    *
     
    Um vierzehn Uhr fünf empfing Nirim Peretz den Mitschnitt eines Telefonats von Kusowjenkos Mobiltelefon. Peretz und sein Team hockten in einem Lieferwagen, der eine Straße vom Hotel entfernt stand, in das Kusowjenko sich zusammen mit einem halben Dutzend Leibwächtern einquartiert hatte. Das zweite Team, das bereits seit Prag an ihm dranhing, meldete zwei Minuten später per Telefon, dass der Russe mit seinen Leuten das Hotel verlassen hatte.
    Peretz hatte noch Cohens Anweisungen im Ohr. „Ohne Rücksicht auf Verluste“, hatte der Alte gesagt. „Wenn ihr eine Schießerei auf offener Straße anzetteln müsst, dann seht zu, dass ihr anschließend eure Ärsche dort wegbekommt. Wir regeln das dann schon.“
    Nirim Peretz kannte den Direktor noch aus seiner Zeit beim Militärgeheimdienst und wusste, dass Shimon Cohen nicht zimperlich war. Aber eine so plumpe Vorgehensweise war selbst für ihn ungewöhnlich. Diese Operation barg eine Menge Risiken. Es konnten Unbeteiligte verletzt, vielleicht sogar getötet werden, noch dazu in einem befreundeten Land. Wenn herauskam, dass der Mossad dahinter steckte, drohte riesiger Ärger.
    Aber Cohen war der Boss, und Peretz nicht in der Position, seine Anweisungen zu hinterfragen. Cohen hatte deutlich gemacht, dass Kusowjenko unter allen Umständen liquidiert werden musste und der andere, Fedorow, ebenfalls. Außerdem gab es noch die Frau, eine Deutsche, die zeitweise als Freiberuflerin für den Dienst gearbeitet hatte. Peretz warf einen langen Blick auf das Foto. Sie sah nett aus. Fast schade, sie umzulegen.
     
    *
     
    „Ihr wollt also eure Entscheidung aufgrund einer alten Geschichte treffen, in der ein blutiges Fenster erwähnt wird?“ Tal verhehlte nicht, wie verrückt er das fand.
    „Es ist kurz nach zwei.“ Rafiq schrie beinahe. „Wir können nicht länger warten!“
    „Er hat recht“, sagte Katzenbaum, „wir müssen uns jetzt entscheiden.“
    „Es passt alles. Wenn du weißt, wonach du suchen musst.“ Rafiqs Finger glitt über die vergrößerten Bilder an der Wand. „Hier, das sind die Kolonnaden. Die verdammte Statue – “
    „ – hat jede Menge Ähnlichkeit mit einer Vogelscheuche“, knurrte Tal. „Also ich kann da keine Verwandtschaft erkennen.“
    Katzenbaum warf einen Blick auf seine Uhr. „Na schön. Wir fahren los.“
     
    *
     
    Mitten auf der Brücke blieb Nikolaj stehen.
    „Wir machen es anders. Das Risiko ist mir zu hoch. Außerdem könnte ich ein zweites Paar Augen brauchen.“ Er zog Carmen mit sich an das steinerne

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