Kill Order
legte den Kopf schräg und sah Nikolaj an. „Aber zu Unrecht, nehme ich an. Oder?“
„Ich will Frieden.“
Kusowjenko nickte langsam. „Wie ist es dir ergangen?“
„Willst du das wirklich wissen?“
„Es ist mein voller Ernst.“
„Ich habe mir ein Haus im Libanongebirge gekauft. Und dabei hätte ich es belassen, wenn es nach mir gegangen wäre.“
„Ich habe dich für ehrgeiziger gehalten.“
„Mein Ehrgeiz hat sich auf andere Ziele gerichtet.“
„Welche denn?“
„Ich male Bilder.“
„Das hast du doch vorher schon getan.“
„Jetzt tue ich es mit dem Herzen.“
„Dabei hast du Talent. Schade.“ Kusowjenkos Augen nahmen einen listigen Ausdruck an. „Bist du sicher, dass du nicht doch wieder ins Geschäft einsteigen willst?“
Nikolaj schüttelte den Kopf. „Es ist gut zu wissen, wann man aufhören muss.“
„Und du glaubst, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“
„Versuchst du, mich wieder anzuwerben? Nachdem mich deine Leute gerade noch ausschalten wollten?“
„Geschäft ist Geschäft.“ Ein Lächeln glitt über Victors Lippen. „Das darfst du nicht persönlich nehmen. Es gibt jemanden, der mir viel Geld anbietet, wenn ich dich umlege.“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Aber man muss die Zeichen der Zeit erkennen. Was sagst du, wenn ich beschlossen hätte, diese andere Geschäftsbeziehung zu beenden? Willst du wissen, warum?“ Er blies eine Rauchwolke durch die Nase. Der Geruch nach Vanille wurde intensiver. „Weil ich dich mag, und weil ich lieber mit dir arbeiten würde, als dich umzubringen.“ Eine Taube flog vor ihnen auf und ließ sich ein Stück entfernt auf den Steinen nieder. „Deshalb habe ich mir etwas überlegt.“
Er streckte beide Hände in einer freundschaftlichen Geste aus. Seine Stimme sank zu verschwörerischem Wispern herab. Nikolaj musterte die Szene jenseits der Säulen. Es gab keine unerwarteten Bewegungen, keine Unregelmäßigkeiten, nichts, das den Strom der Fußgänger störte. Hier waren sie, zwei Männer, die friedlich nebeneinander in den Kolonnaden spazierten wie tausend andere Menschen auch. Es fühlte sich an wie die Ruhe im Auge des Sturms.
*
„Dort!“, sagte Tal.
Rafiq folgte seiner Kopfbewegung. Sie standen an der Rückseite des Alten Museums, inmitten einer italienischen Touristengruppe. Von hier hatten sie einen guten Blick auf die Kolonnaden. Mehrere Gruppen von Spaziergängern hielten sich zwischen den Säulen auf. Auf halber Höhe entdeckte Rafiq zwei Männer, die sich zum Spreeufer hin bewegten. Aber sie waren zu weit entfernt. Er konnte die Gesichter nicht erkennen. „Das hat keinen Sinn“, sagte er. „Wir müssen näher ran.“
Sie liefen schräg im Fußgängerstrom. Die Köpfe der zwei Männer verschwanden immer wieder hinter den Säulen. Rafiq überflog mit einem Blick die Autos vor den Kolonnaden, auf der Suche nach Carmen.
„Scheiße“, sagte Tal plötzlich. „Das ist er.“
Rafiq erhaschte erneut einen Blick auf die zwei Männer. Einer von ihnen war groß und schwer gebaut und hatte leuchtend blondes Haar. Der andere wurde halb von ihm verdeckt.
Jemand rempelte sie von hinten an. „Entschuldigung.“ Rafiq machte einen Schritt zur Seite. Sie bewegten sich jetzt parallel zu den beiden Männern. Die Friedrichsbrücke geriet in ihr Blickfeld.
„Er ist es wirklich“, sagte Tal.
Rafiq brach der Schweiß aus.
*
„Was denkst du?“, fragte Viktor. „Ich gebe dir den Namen und du kümmerst dich um den Kerl. Dann sind wir quitt.“
Unwillkürlich musste Nikolaj lachen. „Quitt? Wie kommst du darauf?“
„Gönn mir die Illusion, ich hätte dir etwas Gutes getan.“
„Abbitte für vergangene Schandtaten würde ich das eher nennen.“
„Lassen wir doch die Vergangenheit ruhen.“ Kusowjenko blieb stehen, um seinen Zigarettenrest auszutreten. „Und kümmern uns um das, was vor uns liegt. Du willst etwas und ich will etwas, da ?“
„Gut“, sagte Nikolaj. „Wer garantiert mir, dass dein Name echt ist?“
„Bitte“, sagte Viktor mit einer Spur Entrüstung, „wäre ich hier, wenn ich dich aufs Kreuz legen wollte?“ Sie näherten sich einem kreisrunden kleinen Pavillon, der den Schnittpunkt zwischen den beiden Säulengängen markierte. „Der Mann, der für Rosenfeldts Tod bezahlt hat, heißt David Liberman.“
Nikolaj erfasste eine Querbewegung auf der Bodestraße. Der Strom der Fußgänger verwirbelte entlang einer Linie. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte. Viktor
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