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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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treffen, wir gehen den Korridor hinunter. Er weiß, dass ich mich nicht blicken lasse, wenn er seine Gorillas dabei hat, also muss er sie irgendwo zwischen den Passanten auf der Straße positionieren. Während wir laufen, können sie nicht riskieren zu schießen, wegen der Säulen und weil ich dafür sorgen werde, dass Viktor auf der rechten Seite geht.“
    „Was ist mit mir?“
    „Du wartest mit dem Wagen in der Bodestraße, so dass wir im Notfall schnell verschwinden können.“
    „Klingt einfach“, sagte sie ohne rechte Begeisterung.
    „Viktor muss verhandeln. Wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt, um mich aus dem Weg zu schaffen, dann wird er die natürlich nutzen. Aber das steht nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste.“
    „Und dann?“
    „Wenn wir die Namen haben?“
    Sie nickte.
    Er drehte den Kopf und sah sie an. „Dann kaufen wir uns frei.“
     
    *
     
    In mehreren Reihen hatten sie die Fotos an die Wand geheftet. Daneben klebten Kopien der Bilder, die Rafiq in den Katalogen markiert hatte. Die Luft im Raum war dick vom Zigarettenqualm.
    „Okay“, sagte Katzenbaum, „was ist mit diesem roten Fenster als Anhaltspunkt? Ich meine, wie viele rot gestrichene Fenster kann es geben?“
    „Auf diesen Fotos“, sagte Rafiq, „gibt es kein einziges. Das ist ja das Problem.“
    Felix Roth stand vor der Wand und starrte die Bilder an.
    „Probieren wir es mal so.“ Rafiq zeichnete die Grundriss-Skizze, die er bereits am frühen Morgen entworfen hatte, erneut auf ein Blatt Papier. Dann begann er Punkte mit Pfeilen einzutragen und mit Nummern zu beschriften. I, III, IV... „Hier“, sagte er zu Roth. „Das sind die ungefähren Standpunkte, von denen aus er gemalt hat. Das bedeutet, dass dort keine verkehrsreichen Straßen verlaufen. Es muss ein großes Areal sein, und es gibt kaum Verkehr. Er konnte den Platz aus fast allen Richtungen aufnehmen.“
    „Sie meinen, wir streichen alle Orte, die von großen Straßen beschnitten sind. Alle Verkehrsinseln.“
    „Genau.“
    „Das führt doch zu nichts“, brummte Tal. Er saß am Tisch und schlürfte seinen Kaffee. „Ich würde lieber drauf setzen, dass Carmen sich doch noch meldet. Oder dass eins von den Überwachungsteams an den Einfallsstraßen sie registriert.“
    „Werden wir sehen.“ Katzenbaum stellte sich neben Rafiq und starrte auf die Skizze. Dann betrachtete er wieder die Fotos an der Wand. Seine Hand kam hoch, sein Finger tippte auf ein Gemenge aus hellen Farben und Blautönen im Hintergrund der Statue. „Was ist das?“
    „Irgendein Gebäude.“ Rafiq trat näher heran. „Mit einer hellen Fassade und einer Art Vorbau.“
    „Wir sollten uns auf die Parks und Schlösser konzentrieren“, sagte Roth.
     
    *
     
    An der Abfahrt Buchholz verließen sie die Autobahn und durchquerten die Vorstadtbezirke im Berliner Norden.
    Carmen beobachtete die Digitaluhr im Cockpit und kämpfte ihre Nervosität nieder. Sie wusste nicht, ob und wann sie eine Gelegenheit finden würde, Katzenbaum noch einmal anzurufen. Sie war sich tatsächlich nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt noch wollte.
    Nikolaj gab sich unergründlich, beinahe gleichgültig. Das schmerzte. Aber es war ihre eigene Schuld. Sie hätte sich zusammenreißen sollen. Was war schon dabei? Sie hatte monatelang mit Männern geschlafen, die ihr vollkommen gleichgültig waren. Um wie viel leichter hätte es also bei Nikolaj sein müssen? Aber das war eben der Trugschluss. Es war überhaupt nicht leicht. Es war ungeheuer kompliziert, und es schmerzte und drückte ihr das Herz in der Brust zusammen.
    Sie fühlte sich elend. Darüber hinaus, und das war noch schlimmer, hatte sie ein Loch in das empfindliche Gewebe des Vertrauens gerissen, das in den letzten Tagen zwischen ihnen gewachsen war. Er würde alles, was sie sagte oder tat, von jetzt an mit Argwohn betrachten.
    Sie lehnte ihren Kopf in die Sitzpolster und beobachtete unter halbgeschlossenen Lidern seine Hände, die entspannt auf dem Lenkrad ruhten. Sonnenlicht fiel schräg durch das Seitenfenster und ließ das Narbengeflecht auf seinem Handrücken noch deutlicher als sonst hervortreten. Er war einer der widersprüchlichsten Menschen, die sie je kennen gelernt hatte. In Momenten wie diesem schien es nicht vorstellbar, dass er überhaupt zu Brutalität oder gewaltsamen Handlungen fähig war. Seine Finger waren Künstlerfinger, lang und schmal, die Handgelenke kraftvoll, aber zugleich geschmeidig wie bei einem Pianisten. Aber sie

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