Kill Order
Handgelenke, hob dann die Beretta vom Boden auf und reichte sie Tal. Mit einem Ruck zog er den Kabelbinder fest. Fedorow wehrte sich nicht.
„In den Wagen mit ihm“, befahl Katzenbaum. „Wir müssen hier weg.“
„Warte.“ Rafiq beugte sich nahe an Nikolajs Gesicht. „Was ist mit Carmen?“
„Was soll mit ihr sein?“, erwiderte Nikolaj mit schwerer Stimme.
„Wo ist sie?“
„In Sicherheit, nehme ich an. Wir haben uns getrennt.“
„Das glaube ich nicht.“ Rafiq zog seine Glock hoch und rammte sie Nikolaj gegen die Kehle. „Wo?“
Der Russe krümmte sich unter einem Hustenanfall.
„Das könnt ihr nachher ausmachen“, verfügte Katzenbaum. „Wir müssen los.“
35
A
uf der Fahrt zur sicheren Wohnung verlor Nikolaj das Bewusstsein. Rafiq beobachtete im Rückspiegel, wie Fedorows Körper gegen Tal sackte und wie Tal zuerst zusammenzuckte, dann aber realisierte, dass von ihrem Gefangenen keine Bedrohung mehr ausging. Katzenbaum hielt in der einen Hand das Handy, in der anderen die Glock 17, mit der er Fedorow aufgehalten hatte. Im Fußraum lag Nikolajs Beretta mit dem blutverschmierten Griff.
Sie hatten das Radio eingeschaltet. Der Moderator berichtete über ein Stadtfest am Wannsee. Die Ereignisse der Museumsinsel waren noch nicht in die Nachrichten vorgedrungen. Die Normalität bildete einen schroffen Widerspruch zum Aufruhr, der in Rafiqs Innern tobte. In solchen Momenten verloren sich Loyalitäten als unscharfe Linie am Horizont. Gut und Böse bildeten nur mehr Schattierungen von Grau. Erschöpfung sättigte das Schweigen.
Das Klingeln des Telefons schnitt in die Stille wie eine Rasierklinge, die eine Papierbahn durchtrennt. Katzenbaum zögerte, bevor er den Anruf entgegennahm. „Ja?“
Lange Zeit lauschte er, ohne selbst etwas zu sagen. Sein Gesicht verhärtete sich immer mehr. „Ist das dein Ernst?“, fragte er schließlich.
Der Unterton in seiner Stimme ließ Rafiqs innere Alarmglocken aufschrillen. Sein Magen zog sich zusammen. Er bremste vor einer roten Ampel, drehte den Kopf zu Katzenbaum und versuchte seinen Blick aufzufangen.
Lev starrte aus dem Fenster. „Wir fahren zurück in die sichere Wohnung“, sagte er. „Aber wie ...“ Er verstummte und lauschte erneut. Dann plötzlich explodierte er. „Aber wie ist das möglich?! Wie kann das sein, dass unsere Leute in Berlin operieren und du weißt nichts davon? David, du leitest diese verdammte Station. Ich ... Was?“
Rafiq trat aufs Gas, als die Ampel auf Grün schaltete.
„Verstehe“, murmelte Katzenbaum. Tatsächlich sah er aus, als verstünde er überhaupt nichts. „Nein, wir haben ihn verloren. Tut mir leid.“ Er legte auf. Rafiq sah, dass seine Hände zitterten.
„War das Grolanik?“
„Ja“, sagte Katzenbaum. Sein Gesicht war blutleer.
„Was hat er gesagt?“
Katzenbaum antwortete nicht. Stattdessen warf einen Blick zu Fedorow. „Scheiße.“ Dann, lauter: „So eine verdammte Scheiße!“
Als Rafiq in die Hohenstauffenstraße einbog, nur noch ein paar Blocks von der Wohnung entfernt, beugte sich der Katsa nach vorn und legte die Glock auf den Boden. „Jemand will uns aufs Kreuz legen.“
„Das dachte ich mir schon“, erwiderte Rafiq lakonisch.
„Dass wir Fedorow haben, bleibt unser Geheimnis.“ Er drehte sich zu Tal um. „Ist das klar?“
Tal zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“
„Niemand darf es erfahren.“
„Was hat Grolanik gesagt?“
„Dass unsere eigenen Leute in diese Scheiße involviert waren, ohne jemanden zu informieren.“ Seine Stimme schraubte sich höher, der Zorn kehrte zurück, dem er schon am Telefon Luft verschafft hatte. „Da war ein verdammtes Kidon-Team vor Ort, das den Job hatte, diesen Waffenhändler umzulegen und Fedorow gleich mit.“
Rafiq starrte ihn an. „Was?“
„Davon abgesehen“, wütete Katzenbaum, „dass diese Aktion mit niemandem abgestimmt war, haben wir jetzt das Problem, dass drei der Kidons tot sind. Jetzt ist es Sache der deutschen Kriminalpolizei. Wenn rauskommt, dass die zu uns gehören, bricht die Hölle los.“
„Wer hat das veranlasst?“
„Das versucht Grolanik rauszukriegen. Angeblich kam es von ganz oben. Der Einzige, der das veranlassen konnte“, sagte Katzenbaum mit plötzlicher Ruhe, „ist der Direktor. Jeder andere hätte eine Genehmigung gebraucht. Und dann wäre David Grolanik informiert worden, und dann wäre es über offizielle Kanäle gegangen.“
„Aber warum?“, fragte Tal von der
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