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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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keine Ahnung. Vielleicht Leute des Waffenhändlers, der tot in den Kolonnaden lag. Sie hatten Fedorow aus den Augen verloren, das war das Schlimmste. Und David Grolanik am Telefon tobte.
    „Können wir ...“, Katzenbaum stockte, weil Grolanik ihm ins Wort fiel. „Können wir das später besprechen?“ Unruhig spähte er in den Rückspiegel. Die Polizeisirenen, die er die ganze Zeit aus der Ferne vernommen hatte, rissen plötzlich ab.
    Grolanik hörte ihm nicht zu und lamentierte weiter.
    „David, verdammt“, brüllte Katzenbaum, „ich weiß, dass dein Arsch da mit drinhängt. Jetzt krieg dich ein und lass mich meinen Job machen.“ Er unterbrach die Verbindung und wählte Rafiqs Nummer.
    „Ja?“ Rafiqs Atem ging schwer, wie nach einem schnellen Lauf.
    „Gibt’s was Neues?“ Im Rückspiegel entstand eine Bewegung, eine Unregelmäßigkeit, die seine Aufmerksamkeit erregte.
    „Hier ist ein Krieg ausgebrochen“, keuchte Rafiq. Wind überlagerte seine Stimme. „Die Polizei macht gleich alles dicht.“
    Katzenbaum fokussierte seinen Blick auf den Mann, der sich dem rückseitigen Ende der Brücke näherte. Es war die Art, wie er sich bewegte. Und wie er seine Hand gegen die Seite gepresst hielt. Sein Instinkt sprang an. „Warte mal.“
    „Was ist?“, versuchte Rafiq den Wind zu übertönen.
    „Seid ihr auf dem Weg hierher?“ Der Mann war inzwischen so nahe, dass Katzenbaum Details ausmachen konnte. Es war unübersehbar, dass er verletzt war. Er hatte sichtlich Mühe, sich auf den Beinen zu halten, hastete aber mit langen Schritten die Brücke hinunter. „Dann beeilt euch.“ Er wechselte die Hand am Handy und langte mit der Rechten nach der Pistole auf dem Sitz. „Er kommt nämlich direkt auf mich zu.“
    „Wer?“ Rafiq rannte jetzt offensichtlich. „Fedorow?“
    „Genau der.“ Katzenbaum erkannte das Gesicht des Mannes und sah, dass Blut über seine Stirn und die rechte Gesichtshälfte lief. Er ließ das Handy fallen und packte den Türgriff.
     
    *
     
    Nikolaj taumelte, stolperte und fing sich wieder. Die Aussetzer kamen jetzt schneller. Die Konturen der Straße vor seinen Augen, die vorbeifahrenden Autos überlagerten sich. Auf einer abstrakten Ebene seines Verstandes wusste er, dass das eine Folge des Blutverlustes war und des abfallenden Adrenalinspiegels. Ebenso wie das Kältegefühl, das seinen Körper zu lähmen begann. Er zitterte am ganzen Leib. Im Laufen riss er sich die Sprechfunkausrüstung vom Körper und warf sie über das Geländer ins Wasser. Er war nicht sicher, ob er es noch bis zum Wagen schaffen konnte. Falls ihn die Polizei aufgriff, wollte er nicht, dass sie eine Verbindung zu Carmen herstellten. Wenigstens sie war in Sicherheit.
    Im Malstrom seiner Gedanken kreisten die beiden Namen. Shimon Cohen und David Liberman. Er konzentrierte sich auf die gegenüberliegende Straßenseite, die Dorotheenstraße, die linker Hand abzweigte. Dann traf ihn mit Wucht eine Wagentür, die unmittelbar vor ihm aufgestoßen wurde. Der Aufprall schleuderte ihn rücklings gegen die Brüstung. Instinktiv zog er die Beretta, aber über ihm tauchte ein Mann auf und stieß ihm den Lauf einer Pistole gegen die Stirn. Das Gesicht wirkte vage vertraut.
    „Lass sie fallen“, sagte der Mann. „Und Hände in den Nacken.“
    Nikolaj starrte ihn an. Er spürte, wie sein Bewusstsein ins Delirium abglitt.
    „Hände in den Nacken“, wiederholte der Mann.
    Der Lauf schrammte hart gegen seinen Wangenknochen. Er beobachtete den Daumen des Mannes, der sich nervös um den Abzug schmiegte. Kurz senkte er die Lider, um seine Kapitulation anzudeuten.
     
    *
     
    Rafiq rannte die Bodestraße hinunter, Tal dicht hinter ihm. Als er die Brücke zur Hälfte überquert hatte, konnte er den Mann erkennen, der zwischen der Ufermauer und ihrem Wagen lehnte, vor ihm Katzenbaum, der ihm die Pistole ins Gesicht drückte.
    Fußgänger, die auf die Situation aufmerksam wurden, wechselten hektisch auf die andere Straßenseite. Rafiq zog seine eigene Waffe, während er die letzten Meter hinter sich brachte.
    Katzenbaum blickte ihm entgegen. „Im Kofferraum sind Kabelbinder“, sagte er. „Fesselt seine Hände.“
    Rafiq blieb dicht vor Fedorow stehen und starrte auf ihn herab. Blut besudelte das Gesicht und die Hände des Russen. Nikolaj erwiderte den Blick unstet, mit flackernden Lidern. Er stand kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Rafiq zwang ihm die Arme auf den Rücken und schnürte den Kunststoffstreifen um seine

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