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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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er sagt dann: ‚Übrigens, ich habe da einen lukrativen Nebenjob als Auftragskiller, das ist ganz nett, hat immer Saison und die zahlen auch gut.’ Hey, vergiss es.“ Sie ließ sich auf die Sessellehne sinken. „Oder es ist Nikolaj, aber er hat mit Fabio nichts am Hut, sondern kümmert sich nur um seine eigenen schmutzigen Geschäfte. So sehe ich das.“
    Rafiq musterte ihr Gesicht, die grauen Augen, die helle, beinahe durchscheinende Haut. Nie wusste er, was sie wirklich dachte. Sie wirkte so gefasst, so ungeheuer pragmatisch. Als könne das alles sie nicht berühren. Unwillkürlich streckte er eine Hand nach ihr aus.
    Carmen wich vor der Berührung zurück und schüttelte den Kopf. „Jetzt nur nicht sentimental werden. Das passt nicht zu dir.“
    Er versuchte sich den Stich nicht anmerken zu lassen, den die Zurückweisung ihm versetzte. Stattdessen stand er auf, ging in die Küche und nahm die angebrochene Flasche Rotwein aus dem Kühlschrank. „Willst du auch was vom Wein?“, rief er durch die geöffnete Tür.
     
    Sie betranken sich nicht wirklich, aber der Wein trug dazu bei, dass sie sich entspannten. Carmens kühle Zurückhaltung bekam Risse. Sie erzählte von ihrem letzten Job in Deutschland. Es fühlte sich fast wie früher an. Als die anderen nach Hause kamen, war die Flasche leer. Sofia und Tal wollten schlafen gehen. Lev setzte sich vor den Fernseher und schaltete durch die Programme.
    „Wir könnten noch eine Runde um den Block drehen“, schlug Rafiq ohne große Überzeugung vor. Carmen nickte. „Ja?“, fragte er überrascht.
    „Ja.“ Sie leerte ihr Glas und erhob sich. Katzenbaum blickte nur kurz auf, als sie sich anschickten, die Wohnung zu verlassen.
    Ein Pulk Studenten kam die Straße hinunter. Gelächter schwang in die Nacht, melodisches Französisch, dazwischen arabische Wortfetzen. Rafiq dirigierte Carmen in die andere Richtung, den Berg hinunter. Sie schlenderten an den Hauswänden entlang, bogen in eine schmale Quergasse und wechselten dann die Straßenseite, weil eine Baustelle den Weg versperrte.
    „Ihr seid hier aufgewachsen“, sagte Carmen plötzlich.
    „Na ja, fast.“ Er blieb vor einem verrosteten Zaun stehen. Dahinter lag ein verwilderter Garten. Zwischen den Bäumen zeichneten sich die Ruinen einer Villa ab. „Soll ich dir zeigen, wo wir uns als Kinder herumgetrieben haben?“ Er drückte gegen das schief in den Angeln hängende Gitter. Das Tor bewegte sich nicht. „Haben die das zugemacht?“ Er griff nach ihrer Hand. „Na komm.“
    Sie liefen weiter, bis zu einer Stelle, wo der Zaun vor einer Sandsteinmauer endete. Die Quader waren mit breiten Fugen getrennt, die sich leicht erklettern ließen. Als sie auf der anderen Seite im Gras landeten, fühlte er sich so lebendig wie lange nicht mehr. Sie kämpften sich durch Unterholz und Brombeerranken bis zur Rückseite des Hauses. Durch einen Riss in der Mauer stiegen sie ins Innere. Es war stockfinster, aber er fand den Weg auf Anhieb. Es fühlte sich an wie ein Zurückgleiten in die Vergangenheit. „Warte mal“, bat er.
    Sie blieb stehen.
    „Du musst die Augen zumachen.“
    „Was?“ Sie kicherte.
    „Warte.“ Er stellte sich hinter sie und hielt ihr mit einer Hand die Augen zu. Der Duft ihrer Haare kitzelte ihn in der Nase. Hitze stieg ihm in den Körper.
    „Was machst du?“
    „Eine Überraschung.“ Jetzt musste er ebenfalls lachen. Seine Finger schmiegten sich fest gegen ihre Haut. „Nicht bewegen. Sonst ist die Überraschung hinüber.“ Er legte den zweiten Arm um ihre Hüfte und dirigierte sie auf den letzten Metern. Sie bogen um eine Ecke und passierten einen offenen Durchgang. Überraschend öffnete sich der Blick auf den Innenhof mit einem verwitterten Wandelgang. Mondlicht fiel schräg ins Geviert und zeichnete eine Hälfte der Anlage in silbrigen Konturen, während die andere in tiefem Schatten lag. Der Anblick war überwältigend. Märchenhaft und surreal. Selbst für ihn, der die Wirkung dieses Ortes kannte.
    „Was ist?“, fragte sie.
    Er nahm die Hand von ihren Augen. „Die Überraschung. Wie findest du es?“ Sie war beeindruckt, das konnte er an ihren Augen sehen. „Wahrscheinlich werden wir gleich ein paar verliebte Teenager aufschrecken. Dieser Ort war zu meiner Zeit sehr populär für Schäferstündchen.“
    „Kann ich mir vorstellen.“
    Sie machte ein paar Schritte in den Hof hinein. Ihre Hand strich an einer Fliederhecke entlang. Die kleine Gartenanlage war vollkommen verwildert. Gras

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