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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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ließ er die Tasche fallen und langte nach der Beretta. Carmen stieß den Atem aus und rammte ihm ihren Ellenbogen in den Solarplexus.
    Diesmal sah er den Schlag kommen. Er drehte sich seitlich weg, um dem Treffer die Wucht zu nehmen. Seine Hand mit der Waffe kam hoch. Noch in der Bewegung sah er, wie Carmens Augen sich weiteten. Es gab ein stumpfes Geräusch, als der Griff der Beretta gegen ihre Schläfe prallte. Ihr Blick verlor den Fokus. Sie brach zusammen und er fing sie auf, bevor sie zu Boden ging.
    Er trug sie den Hügel hinunter zum Wagen. Grob warf er sie auf die Rückbank, fesselte ihre Fußgelenke und warf eine Decke über ihren Körper. Ihr Kopf rollte zur Seite, ihr Atem ging flach und ungleichmäßig. Er ignorierte es, obwohl es ihm einen Stich versetzte. Sie hatten keine Zeit.
    Er zog die Fahrertür zu und schob den Schlüssel ins Zündschloss. Im gleichen Moment erfasste er ein Motorengeräusch, das schnell lauter wurde. Ein Wagen näherte sich.
    Zu langsam, schoss es ihm durch den Kopf. Sie waren zu langsam gewesen.
    Mit einem raschen Handgriff löste er die Sitzverriegelung und drückte den Fahrersitz nach hinten, um mehr Platz zu schaffen. Der fremde Wagen würde gleich auf seiner Höhe sein.
    Er ließ sich im Sitz nach unten rutschen, so dass der Taurus für einen flüchtigen Blick verlassen wirken musste. Mit der linken Hand aktivierte er die Zentralverriegelung für alle Türen. Mit der Rechten hielt er die Beretta umklammert. Das Magazin war voll, die Waffe entsichert. Ihm blieb kaum mehr als ein schmaler Streifen Sicht. So sah er den Wagen erst in letzter Sekunde. Der Jeep rollte langsam den Weg herunter und zog einen dünnen Staubschleier hinter sich her. Sie würden gleich stoppen. Jeden Moment mussten sie die beiden Fahrzeuge bemerken. Er spielte seine Chancen durch, fragte sich, wie gut organisiert sie waren. Sein Finger berührte den Abzug der Pistole.
    Doch der Jeep bremste nicht. Er fuhr weiter und verschwand aus seinem Blickfeld. Fassungslos richtete Nikolaj sich auf und verfolgte, wie das Fahrzeug sich zwischen den Bäumen verlor. Der Weg war eine Sackgasse. Nach zwei Kilometern endete das Tal vor einer Felswand. Er presste die Lippen zusammen. Reines Glück, dass sie ihn nicht gesehen hatten. Wenn sie feststellten, dass es da vorn nicht weiterging, würden sie umkehren und auf dem Rückweg viel gründlicher suchen.
    Er ließ den Motor an und legte einen Gang ein, lenkte den Taurus aus dem Schutz der Kiefern hinaus auf den Schotterweg. Während er auf die Kehren am Talausgang zuhielt, beobachtete er die Straße hinter sich im Rückspiegel. Er lenkte den Wagen in die erste Kurve, und dann, für einen kurzen Moment, wurde der Jeep hinter ihm sichtbar. Er war noch weit entfernt, kaum mehr als ein dunkler Punkt am Horizont. Dann hatte Nikolaj die Kehre umfahren und sah nur noch den Felshang im Spiegel.
    Er schaltete einen Gang herunter und gab Gas. Der Motor heulte auf, der Wagen beschleunigte die Steigung hinauf. Er riss das Lenkrad herum, das Fahrzeug schleuderte um die Kurve.
    Sand knirschte unter den Rädern, als der Taurus auf die Teerstraße rollte. Er bog in Richtung Zgharta ab. Der schwere Wagen nahm Fahrt auf. Die Tacho-Nadel glitt über die Sechzig, dann die Neunzig-Meilen-Grenze. Bäume und Gebüsch am Straßenrand verwandelten sich in einen Schleier aus Lichtern und Schatten. Und die ganze Zeit behielt er den Rückspiegel im Auge.
    Doch der Jeep tauchte nicht wieder auf. Er entspannte sich, als die ersten Häuser von Zgharta auftauchten. Nach kurzer Zeit schwamm er im dichten Nachmittagsverkehr. Carmen lag noch immer reglos unter der Decke. Der Schlag war heftig gewesen. Es konnte noch Stunden dauern, bis sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte.
     
    In Zghartha passierte er eine Reihe von Kreuzungen, bog ein paar Mal ab und parkte den Taurus schließlich in einer Seitengasse zwischen umgestürzten Mülltonnen.
    Er schob seine Tasche unter den Beifahrersitz, verstaute die Beretta hinten in seinem Hosenbund und stieg aus dem Wagen. Hitze umfing ihn. Die Luft staute sich flimmernd, kein Windzug regte sich. Es roch nach verfaultem Gemüse, Öl und Abgasen. Verkehrslärm wehte von der Hauptstraße hinüber.
    Nikolaj öffnete den hinteren Wagenschlag und zog die Decke über Carmens Kopf. Er warf einen letzten prüfenden Blick durch die Seitenscheibe und schloss das Fahrzeug ab. Lärm und Staub umfingen ihn, sobald er die Hauptstraße erreichte. Zwischen den Ampeln stauten sich

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