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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Nikolaj gab sofort wieder Gas, für eine Sekunde war er auf gleicher Höhe mit dem syrischen Fahrer. Er zog die Pistole hoch und feuerte vier Schüsse ab. Mit halbem Blick registrierte er, wie der Körper des Mannes seitlich gegen den Beifahrer sackte. Abermals bremste er hart, lenkte den Taurus zur Seite und rammte den hinteren Kotflügel des Jeeps. Der Wagen geriet ins Trudeln, drehte sich. Nikolaj rammte ihn erneut und riss das Lenkrad wieder zurück, um nicht aus der Kurve getragen zu werden. Der Taurus schlingerte und prallte erneut gegen den Jeep, dieses Mal unkontrolliert, und stieß ihn aus der Spur. Mit mehr Glück als fahrerischem Können gelang es Nikolaj, den eigenen Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Im Rückspiegel beobachtete er, wie der Jeep gegen die Leitplanke prallte, über die Schiene katapultiert wurde und den Abhang hinab stürzte. Dann war er aus dem Blickfeld verschwunden.
     
    *
     
    „Alles in Ordnung?“, hörte Carmen ihn fragen.
    Qualvoll langsam richtete sie sich auf. Glassplitter hingen in ihrem Haar, in ihren Kleidern, hatten sich in den Ritzen der Sitzpolster gesammelt. Dann musste sie sich übergeben. Sie würgte krampfhaft, ihr Körper wurde von Zuckungen geschüttelt. Doch ihr Magen war leer, es kam nicht viel mehr als Schleim und etwas Flüssigkeit. Mit einem Ärmel wischte sie sich den Mund ab und sank rücklings gegen die Lehne. „Oh Gott.“
    „Sie sind weg“, sagte Nikolaj.
    Sie schloss die Augen und versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen.
     
    *
     
    Nach zehn Kilometern gabelte sich die Strecke. Eine unbefestigte Straße führte in Richtung Norden, lief ein Stück zurück in die Berge und schlängelte sich dann hinunter in die Ebene, bis sie sich kurz vor der syrischen Grenze zwischen den Hügeln verlor.
    Nikolaj drosselte die Geschwindigkeit, weil die Piste sich mit jedem Meter verschlechterte. Er wich Schlaglöchern und Wasserrinnen aus, um keinen Achsenbruch zu riskieren. Der Taurus war ein Straßenfahrzeug, kein Geländewagen.
    Die letzten Kilometer fuhr er nur noch im Schritttempo. Die Berge blieben hinter ihm zurück. Vor ihnen breitete sich eine hügelige Ebene aus. Der Boden war hartgebackene Erde, karg bewachsen mit Gras und niedrigem Buschwerk. Nicht weit entfernt weidete eine Schafherde. Der Schäfer war nirgends zu sehen. Die Sonne ging unter. In einer Stunde würde es dunkel sein.
    In der Ferne entdeckte er ein paar Häuser mit roten Ziegeldächern. Ein dunkles Band durchschnitt die Ebene. Eine Asphaltstraße.
    Er hielt an und faltete die Straßenkarte auseinander, die er in Zgharta gekauft hatte. Er musste herausfinden, wo er sich befand. Die syrische Grenze konnte nicht mehr weit sein, das war das Einzige, dessen er sich sicher war. Allerdings stellte ein regulärer Grenzübertritt inzwischen keine Option mehr dar. Er hatte gerade ein syrisches Militärfahrzeug von der Straße gedrängt und den Fahrer erschossen.
    Dann fragte er sich, ob er nicht überreagiert hatte. Eine Straßensperre der syrischen Armee, noch dazu im Grenzgebiet war nichts Ungewöhnliches. Dass sie den Checkpoint in aller Eile errichtet hatten, konnte alle möglichen Gründe haben. Warum ging er davon aus, dass sie ausgerechnet nach ihm suchten? Und als er versucht hatte zu flüchten, war ihre Reaktion nicht nachvollziehbar? Es war ja offensichtlich gewesen, dass er etwas zu verbergen hatte.
    Es war zermürbend, vor jemandem wegzulaufen, dessen Gesicht er nicht kannte. Er kehrte zurück zu der Überlegung, dass die Syrer tatsächlich nach ihm gefahndet hatten. Diese Möglichkeit bestand, egal wie er es drehte und wendete. Aber dann war es der endgültige Beweis für die Existenz einer zweiten Partei. Es war ausgeschlossen, dass ausgerechnet die Syrer mit dem Mossad paktierten. Wenn die Syrer einen israelitischen Spion in ihre Hände bekamen, knüpften sie ihn doch sofort auf. Diese Art von Allianz war schlicht undenkbar. Wer also steckte dahinter?
    Er legte den Plan zusammen und warf ihn auf den Beifahrersitz. Vor ihm befand sich ein Dorf namens Kouakh. Hermel lag weniger als zehn Kilometer entfernt.
     
    *
     
    Carmen schreckte hoch, als Nikolaj die Wagentür öffnete. Sie war weggedämmert. Ihr Kopf schwamm, sie spürte ihren rechten Arm nicht, weil sie darauf gelegen hatte. Sekundenlang fühlte sie sich orientierungslos. Nikolaj beugte sich vor und durchtrennte das Klebeband an ihren Fußgelenken. Dann half er ihr aus dem Wagen. Ihre Glieder fühlten sich wie Gummi

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