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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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guten Grund.“
    „Überlebensstrategie, schätze ich. Und irgendwann wurde es Gewohnheit.“
    „Und Rafiq? Er war aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass Israel das Böse verkörpert.“
    „Es war wegen mir. Ich bin eingeknickt. Ich habe das nicht ausgehalten. Ich wollte da raus. Egal um welchen Preis.“
    „Also habt ihr eine Vereinbarung mit dem Mossad getroffen.“
    „Mit der Zeit ist es ein Job geworden wie jeder andere. Sie zahlen gut.“
    „Und ihr habt eure Jugendideale aufgegeben.“ Er rieb sich übers Gesicht. „Aber das habe ich auch. Ich bin nicht in der Position, das zu verurteilen.“
    „Nein, bist du nicht.“
    „Und jetzt? Was war der Plan?“
    „Was dich betrifft?“
    „Hmhm.“
    Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. „Ich habe es dir gesagt. Ich hatte lediglich die Aufgabe, dich zu identifizieren.“
    „Und Rafiq?“
    „War da für den Fall, dass etwas schief gehen würde. Ein Zugriff war nicht geplant. Noch nicht jedenfalls.“ Sie seufzte. „Es gab keine Genehmigung. Zuerst mussten wir sicherstellen, dass du der richtige Mann bist.“
    „Wer waren diese Revolvermänner?“
    „Die die Schießerei angefangen haben? Keine Ahnung. Von uns kamen die jedenfalls nicht.“ Sie verzog einen Mundwinkel. „Du bist ein gefragter Mann.“
    Die Anspannung zwischen ihnen war abgeflaut. „Warum habt ihr mich nicht einfach liquidiert? Das wäre viel einfacher gewesen.“
    „Weil es darum nicht geht.“
    „Worum dann?“, fragte er ratlos. „Ich dachte, es geht um Rache.“
    „Mein Gott, habt ihr eigentlich jemals was anderes im Kopf als Rache?“ Ein scharfer Unterton sprang in ihre Stimme. „Wenn überhaupt, dann geht es um recht. Aber ich glaube, auch das spielt hier keine Rolle. Versteh mich nicht falsch. Ich bin nur ein kleines Licht in der Operation. Ich habe gehört, dass sie vor allem Informationen wollen. Sie interessieren sich für deine Auftraggeber. Sie wollen wissen, wer für den Tod des Senators bezahlt hat.“
    Er betrachtete die Rostflecke auf der Wand und fragte sich, was Carmens Leute tun würden, wenn sie herausfanden, dass er auf ihre Fragen keine Antworten hatte.
     
    Kurz vor Tagesanbruch flaute der Sturm ab. Eine dünne rote Linie teilte den Horizont. Dort, wo in einer Stunde die Sonne aufgehen würde, färbte der Nachthimmel sich dunkelblau. Ein weicher Wind kräuselte die Wellen. Nikolaj beugte sich über die Reling und starrte hinab auf die Gischt, die an der Wasserlinie verwirbelte. Weit entfernt markierten Lichtpunkte eine Küste.
    Abrupt stoppten die Maschinen. In die plötzliche Stille klang nur das Plätschern des Wassers. Planken knarrten unter schweren Schritten. Er richtete sich auf und drehte sich um. Delacroix’ gedrungene Gestalt löste sich aus der Dunkelheit. „Da vorn“, der Franzose machte eine Handbewegung zur Küste, „sehen Sie die Lichter? Das ist der Flughafen von Larnaca. Und da“, seine Hand bewegte sich ein Stück nach links, „das ist Limassol.“
    Auf dem Schiff entstand Bewegung. Männer eilten über das Deck, gedämpfte Rufe, geräuschvoll löste jemand Vertäuungen. Eine Kette klapperte gegen die Bordwand. Sie ließen das Boot herunter.
    „Wir laufen eine kleine Bucht in der Nähe von Kalymnos an, genau zwischen zwei Bergen. Ihr folgt einfach dem Bachbett hoch zur Straße. Zu dieser Jahreszeit führt es kein Wasser. Das könnt ihr nicht verfehlen, es ist der einzige Weg.“
    „Kalymnos“, wiederholte Nikolaj. „Ist die Küste bewacht?“
    „Das wird kein Problem. Die fahren immer die gleichen Routen.“ Freundschaftlich schlug Delacroix ihm auf die Schulter. „Kommen Sie, wir fahren gleich los.“
    Die Erschütterung jagte einen scharfen Schmerz durch die Wunde. Nikolaj zuckte zusammen, seine Muskeln versteiften sich unter dem plötzlichen Schock. Er sah Überraschung auf Delacroix’ Gesicht, der Kapitän setzte zu der Frage an, ob alles in Ordnung sei. Hastig drehte er sich zu Carmen. „Kommst du?“
    Sie löste sich von der Reling und trat an seine Seite.
    „Dann bliebe da nur die Frage der noch ausstehenden Verbindlichkeiten“, sagte der Kapitän in seinem Rücken. Ein dünnes Lächeln, in der Dunkelheit nur vage zu erkennen, spielte um die Lippen des Mannes.
    „Begleiten Sie uns an Land?“, fragte Nikolaj.
    „Das werde ich.“
    „Gut. Wenn das Boot angelegt hat, gebe ich Ihnen den Briefumschlag mit der zweiten Hälfte des Geldes.“
    Delacroix gefiel das nicht, es war ihm anzusehen. Vielleicht

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