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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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hatte es damit zu tun, dass er die Geldübergabe gern unbeobachtet abwickeln wollte. Im Boot würden seine Leute Zeugen sein. Möglicherweise wussten die Männer nicht, dass Delacroix so viele Dollars für die Überfahrt kassierte.
    „Warum nicht jetzt gleich?“, fragte Delacroix verdrossen. „Trauen Sie mir etwa nicht? Da vorn ist die Küste, weniger als zwei Meilen entfernt. Ich habe meinen Teil des Vertrags erfüllt.“
    „Sie bekommen Ihr Geld, sobald ich zypriotischen Boden unter den Füßen habe. Das war die Abmachung.“
    „Was soll das, mein Freund?“ Delacroix’ Stimme klang angriffslustig.
    Nikolaj beobachtete, wie die Crew ein paar Meter entfernt Holzkisten verlud. „Wir können das gern an Ort und Stelle austragen“, sagte er leise.
    Delacroix starrte ihn sekundenlang an, dann wich er zurück und drehte die Handflächen in einer fatalistischen Geste nach oben.
    „Hören Sie“, fügte Nikolaj hinzu, „ich will Sie nicht um Ihr Geld betrügen. Ich bin nur penibel, was Geschäftsmodalitäten angeht. Sie müssen mich immer noch durch die zypriotische Küstenwache bringen.“
    „Ja, ja“, knurrte der Franzose. Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger. Abrupt drehte er sich um und entfernte sich mit weit ausholenden Schritten.
    Zwanzig Minuten später stiegen sie ins Beiboot.
    Der Rumpf glitt gespenstisch leise durch die Wellen. Pierre und ein zweiter Mann tauchten nahezu lautlos die Paddel ein. Wortlos koordinierten sie ihren Rhythmus. Delacroix blieb den größten Teil der Fahrt still. Nikolaj sah, wie sich das Bergmassiv aus dem Dunkel löste. Pierre lenkte das Boot zwischen den Klippen hindurch, die in Ufernähe aus dem Wasser ragten. Dann glitten sie in eine natürliche Bucht, ein kleines, fast kreisrundes Becken, das von den beiden Berghängen begrenzt wurde. Ein Holzsteg ragte ins Wasser.
    „Hier setzen wir Sie ab“, sagte Delacroix.
    Das Boot schrammte an einem Pfosten entlang. Pierre zog das Ruder ein und warf eine Seilschlinge um den Holzpoller. Nikolaj schulterte seine Umhängetasche. Er zog den Umschlag mit dem Geld aus der Jacke und reichte ihn dem Franzosen. Delacroix warf nur einen kurzen Blick hinein, dann ließ er das Kuvert verschwinden. „ Bien . Unsere Wege trennen sich hier.“
    „Sie gehen nicht an Land?“, fragte Nikolaj überrascht.
    Delacroix zuckte mit den Schultern. „Es gibt noch mehr verschwiegene Orte an der Küste. Wir müssen das Boot verstecken. Sicher verstehen Sie, dass das vertraulich ist.“
    „Natürlich.“ Nikolaj streckte den Arm aus, um sich am Poller festzuhalten. Der Steg schwebte nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Mit einem großen Schritt stieg er vom Boot hoch auf die Holzplanken. Carmen blieb dicht hinter ihm. Pierre löste das Seil und stieß das Boot vom Steg ab. Lautlos verschwanden sie in der Dunkelheit.
    „Das war’s“, sagte Carmen. „Du bist raus aus dem Libanon.“
    Er nickte. Ein vages Gefühl von Enttäuschung stellte sich ein, ohne dass er den Grund festmachen konnte. Vielleicht lag es einfach daran, dass er müde war.
    „Wohin jetzt?“, fragte sie. „Versuchen wir es in diesem Dorf?“
    „Nein.“ Limassol war das nächste logische Ziel. Limassol war eine große Stadt, da würde es leicht sein, unterzutauchen. Er drehte sich um und folgte dem Steg bis zum Ufer. Der Boden war kahl und steinig. Im Zwielicht des aufdämmernden Morgens zeichneten sich Baumkronen ab, dahinter die steil ansteigende Bergflanke. Nach kurzer Zeit stieß er auf das trockene Bachbett, von dem Delacroix gesprochen hatte. Er drehte sich zu Carmen um, die ein Stück hinter ihm stehen geblieben war.
    Im gleichen Augenblick kam Leben in die Schatten. „Hände in den Nacken“, befahl eine grobe Stimme. „Und runter auf die Knie.“
    Er erfasste mit raschem Blick die Männer, die vor ihm aufgetaucht waren. Mindestens vier Kombattanten, die Gesichter mit schwarzen Masken verhüllt, Sturmgewehre im Anschlag. Wahrscheinlich gab es noch mehr von ihnen, die in sicherer Deckung warteten, das Backup, falls etwas schief ging.
    Das war’s, dachte er.
    Eine Falle. Und er war hineingetappt wie ein Anfänger. Es gab keinen Ausweg. Er spielte mit dem Gedanken, sich fallen zu lassen. Zu schießen, bevor sie reagieren konnten. Er verwarf die Idee im gleichen Moment. Sie hatten die Waffen schussbereit, sie würden ihn durchsieben, bevor er auch nur den Boden berührte. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe blendete ihn. Unwillkürlich kniff er die Augen

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