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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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...“ Er zögerte. „Dann wurde ich verlegt. Sie brachten mich nach Camp Khiyam. Offenbar glaubten sie, dass sie mit mir den großen Fang gemacht hatten, weil nämlich plötzlich Leute vom Shaback auftauchten, vom israelischen Inlandsgeheimdienst.“
    Er drückte die Zigarette aus und veränderte seine Sitzposition. Lange musterte er einen imaginären Punkt an der Wand. „Sie verhörten mich erneut.“ Die Bilder waren über die Jahre verblasst. Was er in seinem Gedächtnis fand, war faktisch nur noch reine Information. Seine Erinnerung beschränkte sich auf wenige Details.
    Kabelbinder um seine Handgelenke, die ihm das Blut abschnürten. Verschwommene Gesichter, Satzfetzen, eine Sprache, die er nicht verstand. Die Schmerzen, als sie begonnen hatten, ihm die Finger zu brechen. Mein Gott. Er presste seine Fingerspitzen gegen die Schläfen. Diese spezielle Erinnerung war lebendiger, als er erwartet hatte.
    „Die Shaback-Leute waren wirklich effizient, was Verhöre angeht.“
    Carmen bewegte sich neben ihm.
    „Ich habe ihnen alles erzählt.“ Mechanisch formte er die Worte. Er hatte sich davor gefürchtet. Nun stellte er fest, dass es ganz leicht war. „Ich habe ihnen alles gesagt“, wiederholte er. „Alles, was sie wissen wollten. Es gibt einen Punkt beim Verhör, an dem du dich selbst aufgibst. Von da an spielt nichts mehr eine Rolle, nur noch das Wissen, dass sie aufhören werden, wenn du ihnen gibst, was sie wollen.“ Er stieß geräuschvoll den Atem aus. „Man muss sich da nichts vormachen. Jeder kann an diesen Punkt gebracht werden, egal, wie trainiert er ist. Ist nur eine Frage der Zeit und der Mittel.“
    Das Schiff legte sich zur Seite, so dass die Beretta über den Boden zu rutschen begann. Er fing sie mit einer Hand und hielt sie fest. „Allerdings nützt dir dieses Wissen nichts. Es hilft nicht gegen die Schuldgefühle.“
    „Ich weiß.“ Carmens Stimme klang ausdruckslos.
    Er drehte den Kopf und sah sie an. Mit einem Mal fühlte er sich sehr verletzlich. Er wusste nicht genau, welche Reaktion er sich von ihr erhoffte. Vergebung? Mitgefühl? Nein, das auf keinen Fall. Verständnis vielleicht. Er wollte, dass sie verstand . Danach mochte sie urteilen, wie sie wollte. Aber sie sollte ihr Urteil auf der richtigen Basis fällen. Sie sollte nicht die Geschichten glauben, die der Mossad ihr erzählt hatte.
    „Woher weiß ich, dass du mich nicht belügst?“, fragte sie.
    „Gute Frage.“
    Ein nachdenklicher Zug glitt über ihr Gesicht. „Wie ging es weiter?“
    Er hatte einen faden Geschmack im Mund. „Ich war eine Zeitlang in Khiyam inhaftiert. Vielleicht zwei Monate. Dann brachten sie mich nach Israel. Sie verlegten mich nach Megiddo, das ist eine Haftanstalt für politische Gefangene. Ein Militärgefängnis.“
    „Ich weiß, was Megiddo ist.“
    „Ich bekam eine Nummer und das war’s. Keine Anklage, kein Prozess. Ich vermute, sie hatten nicht vor, mich jemals wieder gehen zu lassen.“
    „Trotzdem bist du jetzt hier.“
    „In Megiddo habe ich zwei Jahre gesessen. Ich habe mich mit zwei Mitgefangenen zusammengetan. Wir haben gemeinsam unsere Flucht geplant. Einer der beiden hatte die richtigen Verbindungen, um uns außer Landes zu bringen.“
    „Und danach hast du dich als Killer verdingt, oder was?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“
    Sie zog die Beine an den Körper und schlang ihre Arme um die Knie. „Und was erwartest du jetzt von mir?“
    „Wie ist es dir damals ergangen? Dir und Rafiq?“
    „Oh, Rafiq“, sie lachte kurz auf, „es gab mal eine Zeit, da hat er Tag und Nacht darüber nachgedacht, wie er dich finden und töten könnte. Er hat dir den Verrat ziemlich krumm genommen.“
    „Ich kann’s ihm nicht verübeln.“
    „Wir dachten, du hast uns verkauft. Rafiq sagte mir, du hättest den Israelis erzählt, dass er zum engsten Führungskreis der PFLP gehört. Um den Preis hochzutreiben.“
    „Und das habt ihr geglaubt?“
    Ihre Stimme wurde hart. „Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, was ich glauben soll.“
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Zeiger standen auf Viertel nach zwei. Der Sturm schien allmählich abzuflauen. Noch immer pflügten sie durch unruhige See, aber er hatte nicht länger das Gefühl, dass die Wassermassen jeden Augenblick den Rumpf eindrücken wollten. „Kann ich dich was fragen?“
    „Du willst wissen, warum wir jetzt für Israel arbeiten?“ Sie lachte leise. „Das war eine Folge der Umstände.“
    „Es gibt immer einen

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