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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wenn das bedeutete, ihrer eigenen Seite einen Verrat zuzugestehen.
    Sie rückten ein paar Meter in der Schlange vor. Das Ehepaar mit den Kindern wurde durchgewinkt. Der Kontrolleur, ein kleiner adretter Levantiner, wandte sich Carmen zu. Lächelnd reichte sie dem Mann die Papiere. Der Beamte warf nur einen kurzen Blick hinein und bedeutete ihr mit einer gleichmütigen Handbewegung, dass sie weitergehen konnte. Als Nikolaj vor ihm stehen blieb, starrte der Mann länger auf das Foto. Er blätterte durch den Pass, dann sah er auf. „Woher kommen Sie?“
    „Wir waren zwei Wochen in Paphos. Jetzt wollen wir noch eine Woche nach Griechenland und dann müssen wir zurück. Leider.“
    „Zurück nach ...“, der Kontrolleur schaute noch einmal in den Ausweis, „Deutschland?“
    „Ja, genau.“
    „Na dann“, der Mann klappte den Pass zu, „gute Reise.“
    Carmen stieß gepresst ihren Atem aus. Sie rechnete damit, dass jeden Augenblick ein Unheil passieren konnte. In den letzten fünf Tagen war sie entführt und als Geisel festgehalten worden, hatte mehrere Schießereien überlebt und sich am Ende entschlossen, die Seiten zu wechseln.
    Angesichts dessen erschien es ihr beinahe unwirklich, wie leicht sie mit ihren gefälschten Pässen die Kontrolle passierten.

26
     
    T
    el Aviv stöhnte unter drückender Hitze. Selbst nach Einbruch der Nacht kühlte die Luft kaum ab. Rafiq beobachtete den Glutpunkt, der aufleuchtete, wenn Katzenbaum an seiner Zigarette zog. Lev saß in seinem Lehnstuhl, eine schwarze Silhouette, und hielt das bandagierte Bein vor sich ausgestreckt. „Komm, setz dich“, sagte er.
    Rafiq trat durch die Türöffnung hinaus auf die Veranda. Die Holzdielen knarrten unter seinem Gewicht. „Du solltest dir wirklich angewöhnen, die Tür abzuschließen. Irgendwann räumt dir mal jemand das Haus aus.“
    Der Katsa brummte eine unverständliche Antwort. Rafiq wusste, dass er darauf bestanden hatte, sofort nach Hause zu fahren, anstatt noch ein paar Tage im Krankenhaus zu bleiben, wie es ihm die Ärzte geraten hatten.
    „Wie geht es dir?“
    „Ich kann nicht schlafen, weil ich nachdenken muss.“ Katzenbaum blies den Rauch aus und machte eine ungeduldige Handbewegung. „Jetzt nimm dir einen Stuhl und setz dich hin. Es macht mich nervös, wenn du hinter mir stehst.“
    Rafiq gehorchte. Sie hatten kaum miteinander gesprochen, seit er den Katsa, halb ohnmächtig vom Blutverlust, auf dem Sandplatz oberhalb der Küste gefunden hatte. Die Kugel hatte Levs Oberschenkel durchschlagen und eine Arterie verletzt.
    „Die wollten mich zuerst nicht gehen lassen.“ Katzenbaum lachte leise. „Aber sie konnten mich ja schlecht am Bett festbinden.“
    Rafiq dachte an die hastige Säuberungsaktion. Acht Mann, die das Gelände durchkämmten und die Toten aufsammelten. Sechs Leichen, die in schwarzen Plastiksäcken nach Israel zurückkehrten, unter ihnen Eli Barel, der Einsatzleiter des Teams. Rafiq wusste, dass er eine junge Frau und ein Kind zurückließ. Und die anderen? Ihre Familien kannte Rafiq nicht, aber gewiss gab es auch da Ehefrauen, Kinder, Mütter und Väter, denen man die Nachricht vom Tod ihrer Söhne überbringen würde. „Ich wollte mit dir reden“, sagte er. „Über das, was da passiert ist.“
    Katzenbaum bückte sich nach einem Wasserglas, das neben ihm auf dem Boden stand. „Weißt du, worüber ich die ganze Zeit nachdenke? Fedorow war allein. Wie konnte er es schaffen, sechs Männer umzulegen? Einfach so?“
    „Nicht einfach so. Ich habe mich umgesehen, bevor unser Backup-Team aufgetaucht ist.“
    Katzenbaum hob den Kopf. Rafiq sah das Glitzern in seinen Augen. Eine schwer greifbare Spannung breitete sich zwischen ihnen aus. „Was meinst du?“
    „Drei Dinge.“ Rafiq hörte seine eigene Stimme vibrieren. Die innere Unruhe, die ihn seit seiner Entdeckung quälte und die sich seither kontinuierlich aufgestaut hatte, brach sich endgültig Bahn. „Aber zuerst muss ich dich etwas fragen. Hast du mir irgendwas verschwiegen, das mit dieser Zugriffsaktion im Zusammenhang steht?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst.“
    „Und das Team bestand aus unseren eigenen Leuten?“
    „Die waren von der Metsada. Worauf willst du hinaus?“
    „Also der Aman hatte da keine Anteile dran?“
    „Nein, verdammt“, fuhr Katzenbaum auf. „Wieso auch? Das war eine Mossad-Operation.“
    „Für mich sah es aber aus wie eine Sayeret Mat’Kal-Operation. Und die Einheit untersteht meines Wissens dem militärischen

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