Kill Order
Nachrichtendienst und nicht dem Mossad.“
Katzenbaum richtete sich in seinem Stuhl auf. „Wie kommst du darauf?“
„Dass die Typen von der Einheit waren?“ Rafiq schnaubte. „Ich habe die Leichen durchsucht. Einer von ihnen hatte ein Tattoo auf dem Unterarm. Und die Ausrüstung hat dazu gepasst.“
„Das ist unmöglich.“
„Als die Schießerei losging und ich den Hang hinuntergelaufen bin, habe ich gesehen, wie die Mat’kal-Typen versucht haben, Carmen umzulegen. Und sie wäre auch tot, wenn nicht Fedorow die beiden erschossen hätte. Danach hatte ich ein Handgemenge mit ihm. Er hat mich“, steif zuckte er mit den Schultern, „überwältigt und bewusstlos geschlagen. Als ich wieder klar denken konnte, habe ich die zwei Toten untersucht und festgestellt, dass die jedenfalls nicht zum Mossad gehörten. Das wäre auch seltsam gewesen, wenn ich so darüber nachdenke. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, dass der Plan vorgesehen hätte, Carmen auszuschalten.“
„Rafiq – “
Er ließ den Katsa nicht zu Wort kommen. „Und dann habe ich mir die Toten weiter unten am Hang angesehen. Dort wo sie auf Fedorow und Carmen gestoßen sind. Und stell dir meine Überraschung vor, als ich sehe, dass zwei von ihnen Kugeln im Rücken haben. Jemand hat sie aus dem Hinterhalt erschossen. Und Fedorow kann das nicht gewesen sein. Der kam von vorn, von der Küste.“
Katzenbaum antwortete nicht. Rafiq hörte nur das leise Knistern der Plastikfolie, als der Katsa eine neue Zigarette aus dem Päckchen schüttelte. Ein aufflammendes Streichholz vertiefte die Schatten auf seinem Gesicht.
„Jemand pfuscht uns in die Operation. Ich könnte mir vorstellen, dass die Kerle in Beirut von derselben Adresse geschickt worden sind.“ Rafiq lehnte sich vor. „Jemand will Fedorow tot sehen. Und er tritt immer dann in Aktion, wenn wir den Mann aufgespürt haben.“
„Du glaubst, er hat eine Quelle beim Dienst?“
„Ist nicht ganz abwegig, oder? Wer kommt an die Informationen über diesen Fall ran?“
„Zu viele“, erwiderte der Katsa müde. „Es könnte praktisch jeder gewesen sein. Innerhalb des Dienstes gibt es keine spezifische Geheimhaltung für die Operation.“
„Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment, die Sicherheitsbestimmungen anzuziehen.“ Der Gleichmut, der in Levs Stimme schwang, ärgerte Rafiq.
„Die Frage ist nur, was will unser Unbekannter?“
„Also was er will, scheint mir ziemlich klar.“
„Sie wollen Fedorow ausschalten. Sicher. Aber viel interessanter ist doch die Frage nach dem Motiv. Will hier jemand eine alte Rechnung begleichen und ist dankbar, dass wir Fedorow aufgestöbert haben? Oder will er verhindern, dass wir ihn lebend fassen? Weil er uns vielleicht belastende Informationen geben könnte?“
Rafiq starrte an Katzenbaum vorbei ins Dunkel. Darüber hatte er bisher nicht nachgedacht. Dass jemand Fedorow am Reden hindern wollte. Und erklärte das nicht auch, warum Carmen ins Schussfeld geraten war? Ihr unbekannter Gegenspieler mochte annehmen, dass Carmen wegen ihres Kontakts zu Fedorow inzwischen ebenfalls in den Besitz brisanten Wissens gelangt war.
„Was machen wir jetzt?“ Es war zum wahnsinnig werden. Fedorow mochte mit Carmen inzwischen wer weiß wo sein, einen Killer auf ihren Fersen, während sie hier in Jaffa hockten und fruchtlose Überlegungen wälzten.
„Morgen früh“, sagte Katzenbaum, „treffe ich mich mit Binyamin Shalev. Wir werden die beiden schon wieder finden.“
*
Es war kühl und regnerisch, als sie mit einer Lufthansa-Maschine auf dem Franz-Josef-Strauß-Airport in München landeten.
Nikolaj und Carmen unterschieden sich kaum von den zahlreichen Geschäftsleuten im Flugzeug. In Athen hatten sie sich neu eingekleidet. Nikolaj trug jetzt einen dunkelgrauen Anzug und darunter ein weißes Hemd, Carmen ein Kostüm und hochhackige Schuhe.
Ihre Reise war glatt verlaufen. Bei der Flugbuchung und beim Einchecken hatte Nikolaj den Pass benutzt, der auf Giacomo Sebastiano ausgestellt war. Sie befanden sich innerhalb der EU, das bedeutete, dass die Passkontrollen, wenn sie denn überhaupt stattfanden, eher formalen Charakter besaßen. In München liefen sie vom Flugsteig aus direkt zum Ausgang, ohne noch einmal aufgehalten zu werden.
Es war Carmens Idee gewesen, nach München zu fliegen. Hier kannte sie sich aus, hier konnte sie ohne Papierkram einen Unterschlupf, ein Auto und eine nicht registrierte Waffe besorgen. Nikolaj hatte seine Beretta in
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