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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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nicht wahr?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern packte sie am Ellbogen. „Wir müssen von hier verschwinden.“ Sie reagierte nicht gleich. „Die Typen wollten dich umlegen. Willst du vielleicht auf ihre Freunde warten?“
    Ihr Blick wurde unstet und schweifte ab, blieb endlich an Rafiq hängen, der reglos am Boden lag. Er verstärkte seinen Griff um ihren Arm und zog sie mit sich.
    An der oberen Abbruchkante blieb er stehen und betrachtete das Gelände, das sich flach vor ihnen ausbreitete. Inzwischen dämmerte blau und rosa der Morgen herauf. Olivenbäume und Johannisbrotbäume säumten einen kurzen Weg, der sich nach einigen Metern zu einem Sandplatz verbreiterte. Durch die Baumkronen konnte er Fahrzeuge erkennen. Er verließ den Pfad und drang ein Stück ins Unterholz ein, ohne Carmens Arm loszulassen.
    Sie näherten sich dem Rand des Parkplatzes. Nikolaj zählte nur zwei Fahrzeuge, einen Suzuki Geländewagen und einen Renault Megane mit rotem Kennzeichen, das ihn als Mietwagen markierte. Ein einzelner Mann stand dort und rauchte. Und dann hörte er Stimmen in seinem Rücken.
    Mit einem Fluch zog er Carmen mit sich und rannte los. Er riss die Beretta hoch und feuerte im Laufen auf den Mann, der mit einem überraschten Aufschrei zu Boden ging. Carmen wehrte sich plötzlich und unerwartet gegen seinen Griff. Er warf einen Blick in den Renault. Der Schlüssel steckte. Er gab zwei Schüsse auf die Reifen des Geländewagens ab, stieß Carmen auf den Beifahrersitz und stieg auf der Fahrerseite ein. Ruppig legte er den Vorwärtsgang ein und fuhr los. Im Rückspiegel beobachtete er, wie der Mann versuchte, sich aufzurichten. Nach ein paar Metern erreichten sie die Landstraße und bogen ab in Richtung Limassol.
    „Kennst du den Kerl?“, fragte er nach einigen Minuten.
    „Den du niedergeschossen hast?“
    „Er wird’s überleben.“
    „Lev Katzenbaum.“ Ihre Stimme klang rissig. „Er ist unser Verbindungsoffizier beim Dienst.“
    „Leitet er diese verdammte Operation?“
    „Ja.“
    „Vielleicht hätte ich doch auf den Kopf zielen sollen.“ Er bereute seinen Kommentar sofort, als Carmens Blick ihn traf.
    Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge. In ihrem Rücken ging die Sonne auf. Die Straße vor ihnen lag verlassen. Er versuchte die Schießerei unten an der Bucht zu rekapitulieren. Warum hatten sie das Feuer eröffnet? Die Sayeret Mat’kal - Leute hatten die Konfrontation doch längst für sich entschieden, als er sich ergeben hatte. Die ganze Aktion hätte ohne einen einzigen Schuss beendet werden können.
    Dennoch hatte jemand zu schießen begonnen. Die Männer, die ihm aufgelauert hatten, schien das ebenso überrascht zu haben wie ihn selbst. Dass er im allgemeinen Chaos hatte entkommen können, war reines Glück. Und wie passte Rafiq ins Geschehen, der nicht einmal Teil des Zugriffsteams gewesen war? Erneut warf er Carmen einen Blick zu. Ihr Gesicht wirkte versteinert. „Das waren doch eure Leute, oder?“
    „Ich glaube schon.“
    „Dann sag mir, warum sie auf dich geschossen haben.“
    Sie starrte geradeaus auf die Straße. „Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit.“
    „Diese beiden Kerle waren vom Sayeret Mat’Kal.“
    „Was heißt das?“, fragte sie tonlos.
    „Oh, alles Mögliche. Sayeret Mat’Kal gehört zum Aman, dem militärischen Nachrichtendienst. Mit dem Mossad haben die nur bedingt was zu tun. Das könnte bedeuten, dass wir inzwischen auch die Aufmerksamkeit der israelischen Streitkräfte erlangt haben. Oder dass dort mehr als nur eine Partei mitmischt, und sie sprechen nicht miteinander.“ Er bremste ab, als sie einen Ort passierten. „Wer weiß, vielleicht glauben sie, dass du durch den Kontakt mit mir an bestimmte Informationen gelangt bist. Und damit wollen sie dich nicht einfach so herumlaufen lassen. Solche Dinge entwickeln eine seltsame Eigendynamik.“
    Der Theorie mit den zwei voneinander unabhängigen Parteien wohnte einige Plausibilität inne, je länger er darüber nachdachte. Wenn Carmen nicht gelogen hatte, dann war der Mossad ihm auf den Fersen, um die Namen seiner Auftraggeber für das Rosenfeldt-Attentat zu erfahren. In diesem Zusammenhang schien es aber unlogisch, dass sie plötzlich versuchten, ihn zu töten. Das hätten sie viel früher tun können. Sowohl die Auseinandersetzung in Carmens Apartment als auch der Kampf gerade eben trugen die Handschrift eines dritten Spielers. Über seine Identität konnte er allerdings nur

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