Kill your friends
tatsächlich funktionieren. Aber es gibt noch immer offene Fragen. In der Wohnung? Im Hotel? Und wie ehrgeizig ist Woodham? Wie sehr will er es wissen? All das denke ich, während ich in dem Reis auf meinem Teller herumstochere und Rebecca im Hintergrund erzählt. Sie sagt: »… und du willst doch auch keine Stretchlimo. Das ist so geschmacklos, vielleicht einen Lincoln Town Car. Für die Gäste könnten wir den Limoservice von Addison Lee nehmen, und wenn wir …«
Während sie spricht sehe ich ihr ins Gesicht, das von einer flackernden Kerze, die in einer Schüssel auf unserem Tisch schwimmt, beleuchtet wird und in einem sanften Orange erstrahlt. Rebeccas Augen sind leuchtend grün, und das Licht darin flackert ebenfalls. Es ist das flackernde Funkeln des blanken Wahnsinns.
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Michael Hutchence dreht sich im Verlauf einer ekstatischen Wichsorgie selbst den Hahn ab +++ Die Teletubbies gehen auf Nummer eins +++ Chris Evans kauft Virgin Radio +++ Martin Heath wird bei Arista gefeuert +++ A&R-Mann Jono Cox bekommt aufgrund des Potenzials einer von ihm gesignten Band namens Superstar einen Labeldeal von Deconstruction/BMG angeboten. Sein Kommentar: »Unser Geschäftsverhältnis ist langfristig angelegt.«
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»Was auch immer getan werden muss …«
Motto von Casablanca Records
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Woodham unterschreibt seinen Verlagsvertrag. Er nimmt sich den Tag frei, und ich lade ihn zum Mittagessen ins Groucho ein.
Wir sind gerade bei der zweiten Flasche Perrier Jouet angelangt, als er anfängt, die gewohnte vorhersehbare Scheiße zu labern. Diesen Schwachsinn, mit dem diese Typen einem immer kommen. »… jetzt wird endlich etwas passieren … so lange schon … mein ganzes Herzblut … ich habe nur diese eine Chance gebraucht …« Schließlich entblödet er sich noch nicht einmal, über die Kunst des Songwritings zu dozieren. Für wen hältst du dich?, denke ich. Du bist nichts weiter als ein 28-jähriger Bulle.
Als ich die zweite leere Champagnerflasche in den Eiskübel lege und der Bedienung (der niedlichen, der ich immer zu viel Trinkgeld gebe) signalisiere, dass wir noch eine dritte wünschen, frage ich nach seinen Kindern. Er bekommt versonnene Augen und beginnt draufloszuplappern. So tun sie es alle, in dem Glauben, du würdest dich auch nur einen feuchten Hosenschiss für diese heulenden Blagen interessieren, die sie sich mit einem schlampigen Fick eingehandelt haben. Er quatscht ohne Punkt und Komma, während ich über solche Dinge wie Immobilienpreise, Geld, Remixe und Chartpositionen nachdenke. Mit halbem Ohr erhasche ich Floskeln wie »… so ein schlaues kleines Kerlchen … kommt nach seiner Mutter … das Besondere daran, Vater zu sein …« Scheiße. Verschon mich.
»Möchtest du auch einmal Kinder haben, Steven?«, fragt er schließlich.
»Oh, definitiv«, sage ich. Dann füge ich eilig hinzu: »Möchtest du etwas Chang?«
Er versteht mich nicht, also erkläre ich es ihm, indem ich einen gebräuchlicheren Begriff verwende. Eine Pause tritt ein.
»Hier?«, sagt er und schielt in die halb leere Bar.
Wir verschwinden nach unten auf die Toilette mit der kleinen Büchersammlung, und ich komme in den Genuss, den Detective Constable beim Schniefen einer hirnvereisenden Line erstklassigen Kokains zu beobachten.
Das Ganze hat den Nachteil, dass das Arschloch kurz darauf einen unglaublichen Haufen Bockmist verzapft: Er erzählt, wie dankbar er mir ist, dass ich in zehn Jahren der einzige A&R gewesen sei, der ihm eine Chance gäbe, wie er von den anderen Bullen ausgelacht wurde, seine wenige Freizeit beharrlich in seinen Traum zu investieren, dass sie ihn »Noel« nannten, dass sein – inzwischen verstorbener – Vater niemals seine Leidenschaft für die Musik verstanden habe. »Er sagte mir, es wäre Zeitverschwendung«, erzählt Woodham traurig, und auf der Stelle überkommt mich eine große Welle der Zuneigung für den alten Herrn Woodham, der so weise war, seinem missratenen Sohn das zu verklickern, was man all diesen Typen eintrichtern sollte: »Besorg dir einen richtigen Job, du dämlicher Arsch!«
Wir sind höchstens noch einen Atemzug davon entfernt, dass er mir erzählt, wie er mit neun Jahren vom Fahrrad gefallen ist, als ich ihn unterbreche.
»Hör mal, Alan«, sage ich, schluckend an meinem ernstesten Gesichtsausdruck arbeitend, »jetzt, wo wir dabei sind … nun, Freunde zu werden, nehme ich an …«
Er nickt eifrig und voller Überzeugung, der vollgekokste, hirntote
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