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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Platte, die ich in einer Spackendisko erlebt habe, seit wir vor einigen Jahren in einer Viehauktionshalle außerhalb von Marbella gemeinsam zum ersten Mal »Saturday Night« von Whigfield gehört haben. Barry taucht verschwitzt und volltrunken aus der Menge auf. »Was habe ich euch gesagt?«, brüllt er über den Dex & Del Mar-Remix von »Fully Grown« von den Songbirds hinweg.
    Ross flippt aus. »Sie haben einen Tanz!«, schreit er. »Sie haben ihren eigenen verfickten Tanz!«
    »Vielleicht ist es nur diese Disko …«, sage ich.
    »Blödsinn«, brüllt Barry, »ich war letztes Wochenende in Leeds. Und in Glasgow ist es dasselbe. Es geht überall so ab!«
    Trellick legt mir den Arm um die Schulter. »Das, mein Junge«, sagt er, in Richtung der Musik, des Mobs, des ganzen Wahnsinns gestikulierend, »wird ein verfickter Superhit.« Und dann tanzen wir vier im Kreis, balancieren die Champagnerflöten auf unseren Köpfen und lachen, bis uns die Tränen das Gesicht herunterlaufen.
    Auf der Stelle – und ohne Parker-Hall oder Derek zu konsultieren – autorisiere ich Barry, die Club-Bemusterungen zu verdreifachen, um die Platte jedem Schaumstoffschwanz-auf-dem-Kopf-tragenden-DJ des Landes, jedem Ritzy-Cinderella-Rockafeller-Stück-Scheiße, jeder Ich-schlitz-dir-das-Ge-sicht-mit-einer-abgebrochenen-Becks-Flasche-auf-Groß-raumdisko von Land’s End bis John O’Groats zu schicken.
    Es traf mich aus heiterem Himmel. Abgelenkt von schwachsinnigen Kleinigkeiten, hatte ich das große Ganze aus den Augen verloren. Das Einzige, was zählt: Verfickt. Fette. Hit. Platten. Und zwar viele davon. Mach sie klar, und du kannst tun und lassen, was du willst.
    Zurück im Hotel lasse ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen – Woodham, Waters, Rebecca, Parker-Hall –, und mir stellt sich wieder und wieder dieselbe Frage: Wie weit? Wie weit kann man gehen? Ich krame in meiner Tasche, nehme die abgegriffene Ausgabe von Hauptmans Unleash your Monster heraus und blättere darin herum, bis ich die richtige Passage gefunden habe. »In jeder schwierigen, lohnenswerten Unternehmung erreicht man irgendwann einen Punkt, an dem es die einfachste aller möglichen Handlungen wäre, in der Vorwärtsbewegung innezuhalten, der Trägheit zu erlauben, das Ruder zu übernehmen und zum Status quo zurückzukehren. Den Tüchtigen und Unerschrockenen kennzeichnet jedoch, dass er, sobald er jenen Punkt passiert, der Trägheit widersteht und sich zur anderen Seite durchschlägt. Ganz gleich, was es ihn kostet. Ich nenne diesen neuralgischen Punkt den kritischen Augenblick des Willens.«
    Ich unterstreiche die letzten vier Worte mehrfach.
    Zahltag.
    ***
     
    Ich führe Rebecca zum Dinner in ein obskures sudanesisches Restaurant aus, um die Details unserer Hochzeit zu besprechen. Rebecca bestreitet den größten Teil des Gesprächs, und ich beschränke mich weitestgehend auf zustimmendes Nicken. »Wir könnten es«, sage ich schließlich großspurig, »auf der Firmenweihnachtsfeier bekannt geben.«
    »Oh ja!«, gurrt sie begeistert – zweifellos stellt sie sich dabei vor, wie all ihre engstirnigen, infantilen, überdreißig-Sekretärinnen-Freundinnen vor Neid erblassen, während sie herumstolziert und ihren Ring zeigt – und plant begeistert weiter die Arrangements ihrer Hochzeit. Einer Hochzeit, die niemals stattfinden wird.
    »… in Gold oder Elfenbein. Dann gibt es Platzschildchen und Serviettenringe möglicherweise an einem Ort wie … eventuell Claridge’s – oder dem Babington. Aber ich finde, wir sollten dann gleich den ganzen Laden mieten. Dann wäre da auch noch die Frage, wie lange man dort eigentlich feiern kann … DJs oder eine Band? Oh! Vielleicht könnten wir …«
    Mir dämmert, dass dies der Grund dafür ist, warum Tussen wie Rebecca unbedingt geheiratet werden wollen. Es ist diese ultimative Organisations-Erektion.
    Früher am Tag habe ich Woodham angerufen. Ohne Geplänkel kam ich sofort zur Sache: »Möchten Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«
    »Erst die schlechte«, sagt er.
    »Gut, der Deal ist nicht der dickste, und es ist ein relativ kleiner Verlag.«
    »Welcher Deal?«
    »Ihr Verlagsdeal.«
    Das muss er erst mal verdauen. »Allen Ernstes?«, fragt er schließlich.
    »Meinen Glückwunsch«, sage ich.
    »Sie haben mir einen Verlagsdeal besorgt?«
    »Jawohl.«
    Das stimmt sogar beinahe. Nachdem mich so ziemlich jeder ernstzunehmende Verleger im Geschäft in die Wüste geschickt hatte, rief ich Benny Gold

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