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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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und kriechen heraus.
    Herr im Himmel.
    Ein schwarzer Kellner – ein junger Kerl, groß, dünn – steht in der Mitte der Suite und stellt Cocktails von einem Tablett auf den Beistelltisch. Er dreht sich herum und sieht uns. Wir erstarren auf der Stelle.
    »Hast du das Koks?«, sagt einer der Badezimmer-Idioten zu dem Kellner, weil er ihn trotz seines Tabletts, der schwarzvioletten Uniform, des goldenen Namensschildchens an der Brust und der Tatsache, dass er eindeutig ein beschissener Kellner ist, nur den Kaffer in ihm sieht und ihn deshalb für den Dealer hält.
    »Tut mir leid«, sage ich, »tut mir schrecklich leid.« Der schwarze Junge nimmt sein leeres Tablett, steckt die 20 Dollar Trinkgeld ein und macht sich verängstigt, so schnell er kann, aus dem Staub.
    »Du Scheißkerl«, sage ich zu Leamington, der sich den Arsch ablacht.
    »Oh Gott, jetzt sind wir am Ende«, sagt Darren.
    »Nimm dir einen Drink«, sagt Leamington.
    »Kapierst du’s nicht? Es ist vorbei!« Darren wird offensichtlich hysterisch. »Er wird nach unten gehen und ihnen erzählen, was los ist. Und sie werden raufkommen, und sie werden reinkommen und …«
    »Halt’s Maul, und nimm dir einen verfickten Cocktail, du Affe. Hier, gönn dir einen Cosmopolitan.« Leamington reicht Darren ein gigantisches Glas voll mit dünnflüssigem, hellem Blut. Er scheint jeden Cocktail auf der Karte bestellt zu haben.
    »Haben wir irgendwelche beschissenen Pillen?«, frage ich.
    »Oh ja«, sagt jemand.
    »Sollten wir vielleicht den Raum wechseln?«
    »Wenn wir ein paar Pillen einwerfen, könnten wir vielleicht ausgehen.«
    »Habt ihr den Stardust-Bootleg gehört?«, fragt jemand.
    »Hier.« Irgendjemand drückt mir eine E in die Hand, die ich mit einem Schluck Tequila Sunrise runterspüle.
    »Hey, wusstet ihr, dass sie hier Goldfinger gedreht haben?«, sagt Leamington, der gar nicht mehr aufhört zu lachen.
    ***
     
    Dieser Abend und der nächste Tag sind wie eine schemenhafte Erinnerung: eine Folge verwackelter Schnappschüsse, wahllose Filmfetzen von Überwachungskameras, wackelige, verpixelte Momentaufnahmen eines Bootleg-Videos, von dem ich gar nicht weiß, dass ich darin mitgespielt habe. Ich tanze hinter dem DJ-Pult zu »Praise You«. Ich werfe mit Leamington Pillen ein. Ich kotze auf dem Strip aus einem fahrenden Taxi. Ich werfe in der Lobby des Delano mit Eiswürfeln nach irgendeinem DJ (Rampling? Oakenfold?). Ich werde irgendwo aus der DJ-Kanzel geschmissen. Ich kaufe in einer Seitengasse hinter dem Strip gläserne Ampullen voll Koks. Ich kaufe eine in Zellophantütchen verpackte E. Ich wichse in einer Privatkabine im Lapdance-Club. Die Propellerheads stehen auf der Bühne. Ich liege auf dem Boden irgendeines Hotelzimmers und schaue einer Stripperin dabei zu, wie sie es sich selbst mit einer Bierflasche besorgt. Beim Sonnenuntergang am Strand starren Leamington und ich sprachlos aufs Meer, während am Horizont ein Öltanker von der Größe des Westway vorüberfährt. Ich trinke ein Frühstückstässchen Rum-Cola an der Bar in der Mitte des Fontainebleau-Pools.
    Der nächste Morgen und der frühe Nachmittag sind herrlich. Während ich beide verschlafe, verpasse ich sowohl meinen planmäßigen als auch meinen umgebuchten Flug nach Texas. Am späten Nachmittag schaffe ich es schließlich doch noch zum Flughafen, und – wie kann es anders sein – die Maschine, die ich gerade so geschafft hätte, hat Verspätung.
    Ich finde eine ruhige Ecke in der British Airways Exec-Lounge und versinke in einem Sessel. Der von der Decke hängende Bildschirm erneuert gerade seine Daten, und es erscheinen die neuen Abflugzeiten: AA157, MIA nach Houston, Texas, startet jetzt um 18.10 Uhr.
    Ich mache es mir gemütlich und ziehe mir eine lange Reihe von Bloody Marys rein. Nachdenklich kaue ich eine halbe Quaalude und versuche, meinen Kater auf meiner persönlichen Richterskala zu platzieren. Zwanzig Minuten später, als ich immer noch keine Platzierung ermittelt habe – genau genommen habe ich noch nicht einmal die Frage verstanden –, dämmert mir langsam, dass ich meinen Kater gar nicht berechnen kann. Denn ich habe überhaupt keinen. Ich bin immer noch völlig drauf.
    ***
     
    »Sir, bitte entschuldigen Sie, Sir? Sind Sie in Ordnung?«
    Ich blicke auf. Er ist etwa in meinem Alter, Flughafenuniform, besorgter Gesichtsausdruck. »Huh, ja, ja«, huste ich. Pisswarmer Sabber tropft von meinem Kinn. Draußen ist das sonnige Florida der Dunkelheit und einem Gewirr von

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