Kill your friends
nur noch da – bis zu den Knien in heißem Wasser.
»Derek, unser Marketing-Manager, hat soeben Anthony Parker-Hall angestellt«, sagt Trellick so laut und deutlich, als ob er mit einem Kind sprechen würde. »Parker-Hall wurde engagiert, um für uns als Leiter der A&R-Abteilung zu arbeiten. Mit sofortiger Wirkung. Er bringt die Lazies als erstes Signing mit.«
Sie sehen mich beide an, wie ich mit offenem Mund mitten in der Wanne stehe.
»Er ist dein beschissener Boss«, sagt Ross.
Beide beginnen sich vor Lachen zu bepissen.
Parker-Hall – jünger als ich –, der mich in den Meetings in die Mangel nimmt. (»Gottverdammte Kacke, Steven, was läuft’n da für’n endkrasser Kack mit den bekackten Remixen …äh?«)
Parker-Hall, der seinen Wagen um einiges näher am Gebäude parkt als ich.
Parker-Hall, der meine Spesenabrechnung kritisiert.
»Wie viel?«, flüstere ich mit bebender Stimme. Inzwischen zittere ich. »Wie viel zahlen wir ihm?«
Trellick: »Ich wurde angewiesen, das nicht zu thematisieren, und – vertrau mir –, du willst es verdammt noch mal auch nicht wissen.«
Ich bin Hervé Villechaize.
Oh, das tut weh.
Ich sterbe.
***
Simon Cowell hat eine Boyband namens Five gesignt +++ Aus mir unverständlichen Gründen wird jede Menge Hokuspokus um eine Paki-Band namens Asian Dub Foundation gemacht. (Wer zum Teufel ist Sarpal Ram?) +++ Sony schicken einen Popsänger namens Jimmy Ray ins Rennen, der von Simon Fuller betreut wird, seines Zeichens Manager der Spice Girls. Sonys Marketing-Mann Mark Richardson sagt dazu: »Wagen Sie es nicht, mir zu sagen, sie würde kein Hit werden, nachdem Sie die Single ›Are You Jimmy Ray‹ gehört haben. Diese Nummer ist retro und zeitgemäß zugleich.«
***
»Und wenn du noch so clever bist, ohne Glück kommst du in der Musikindustrie nicht weiter.«
Dick Asher, Managing Director von CBS Records
***
Derek steht am Kopfende des großen Konferenztisches. »Wie ihr ja alle wisst«, mahnt er an, und seine Blicke – die Blicke eines Raubtiers, eines schwulen Raubtiers – flackern durch den Raum, »war dieses Jahr bisher kein einfaches für die Firma. Über Rogers tragischen Tod …« – jedermann nickt niedergeschlagen. Ich schaue mich im Raum um. So ziemlich die komplette Firma – etwa dreißig Leute – wurde aus Anlass dieser jämmerlichen »Feier« hier zusammengetrommelt. Ich kreuze Rebeccas Blick, und sie sieht weg – »… und Paul Schneiders Entscheidung, sich zu verändern (Sich zu verändern? Alles klar), haben wir …« – er sucht nach der angemessenen Formulierung, einer, die mir und Hastings den Stiefel nicht zu tief in den Hintern rammt, aber eindeutig nach einer, die in unsere Richtung tritt – »… in der A&R-Abteilung die Führung verloren. Weshalb es mir eine außerordentliche Freude ist, euch mitteilen zu können, dass sich das ab heute ändern wird.« Er legt Parker-Hall, der die ganze Zeit verlegen dreinblickend neben ihm gesessen hat, seine Hand auf die Schulter. »Wie euch sicher bereits bekannt sein dürfte, hat Anthony letzte Woche seinen Vertrag unterzeichnet und ist somit offiziell der neue Leiter unserer A&R-Abteilung.« Derek gibt das Startsignal für den nun folgenden Applaus, während Parker-Hall sich in seinem Stuhl windet und gestikulierend die Leute zu beschwichtigen versucht. Aber der Applaus verebbt nur langsam. Wenn du im stalinistischen Russland der Erste warst, der nach einer von Onkel Josefs Reden aufgehört hat zu klatschen, haben sie dich in der Nacht abgeholt, dir eine Autobatterie an die rasierten Nüsse geklemmt und dich ein paar Wochen lang, täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, nach Strich und Faden verprügelt. Anschließend haben sie dich für die nächsten vierzig Jahre in den Salzminen verschwinden lassen. Guter Mann, dieser Stalin.
»Ich möchte Anthony nicht unnötig in Verlegenheit bringen, indem ich hier seinen kompletten Lebenslauf runterbete, zumal ich mir sicher bin, dass seine außergewöhnlichen Erfolge bei der EMI niemandem von euch entgangen sein werden. Immerhin hat er Ellie Crush unter Vertrag genommen, deren Album hier in Großbritannien sowie in den Staaten mit Doppel-Platin ausgezeichnet wurde und weltweit über eine Million Einheiten verkauft hat.«
Wer könnte das nicht wissen? Letzte Woche war es die Titelstory der Music Week. Ein großes Foto zeigte Derek, Parker-Hall, Trellick und Marcy von den Lazies. Im dazugehörigen Artikel wurde berichtet, wie
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