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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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gab, ihn bei Laune zu halten, noch dazu ohne den leisesten negativen Aspekt, hatte ich 500 Pfund aus unserem Demofonds springen lassen und ihn mit seiner Band ins Stonerroom-Studio in Acton geschickt. Dort hatte es das dämliche Arschloch doch tatsächlich fertiggebracht, in nur zwei Tagen glatte vierzehn Songs rauszurotzen. Ich überwand mich, zwei oder drei der Tracks anzuhören, und fand sie haarsträubend. Noch nicht einmal letztes Jahr, als jeder lumpige Müllsammler nördlich von Watford mit einem Scheck vom Arbeitsamt in der einen und einer Halbakustikgitarre in der anderen Hand, eine Titelstory im NME bekam, hätte man mit diesen Songs etwas reißen können. Woodhams Demo ist dermaßen schlecht, dass selbst mir dazu kein Euphemismus mehr einfällt. Weder »sehr viel Potenzial« noch sonst etwas von diesem Mist greift da noch. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als ihm gegenüber absolut aufrichtig zu sein und ihm geradeheraus zu sagen, dass es keinen Zweck hat.
    Er kommt herein, und wir absolvieren den üblichen Hey-wie-geht’s-denn-so-kann-ich-Ihnen-was-bringen-Quatsch, bevor ich sage: »Sehen Sie mal, Alan, wegen Ihrer Demos …«
    »Bevor wir darauf zu sprechen kommen, hätte ich erst noch etwas wegen Mr. Waters mit Ihnen zu bereden.« Sein Tonfall ist anders. Formeller. Weniger kumpelhaft.
    »Roger?«, sage ich.
    Er zückt sein Notizbuch und blättert zielstrebig zu einer bestimmten Seite vor. Was zur Hölle geschieht hier gerade? »Eine Sache will mir nicht ganz einleuchten. Sie sagten, dass Sie ihn das letzte Mal lebend gesehen haben, als Sie ihn gegen 23 Uhr zu Hause absetzten und dann mit dem Taxi weiter nach Maida Vale fuhren.«
    »Das ist korrekt.«
    Er blickt in sein Notizbuch und klopft nervös mit dem Kugelschreiber gegen sein Bein. »Sie waren im Dublin Castle am Parkway, richtig?«
    Er sieht mir in die Augen. Mit einem Mal scheint er völlig verändert zu sein. Er wirkt älter, ernster. Er ist plötzlich so verdammt ernst.
    »Ja, genau …«
    »Und Sie stoppten das Taxi am Parkway?«
    »Ähm … ja. Ich denke, so war’s.«
    »Scheint mir ’ne ziemliche Strecke zu sein, oder?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Parkway ist eine Einbahnstraße. Sie mussten ganz bis nach Camden rein und dann hoch, Richtung Chalk Farm.«
    »Entschuldigen Sie, Alan, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Also gut. Sie sagten, Sie setzten ihn ab. Aber Sie wohnen in Maida Vale. Nach Maida Vale von Chalk Farm über Notting Hill? Sie müssen doch eigentlich genau durch Maida Vale fahren, um von dort nach Notting Hill zu kommen, oder? Warum haben Sie sich nicht zuerst absetzen lassen?«
    »Ähm …« Meine Stimme versagt. Mein Kopf hämmert. Denk nach. »Warum habe ich mich nicht zuerst absetzen lassen?«, wiederhole ich, während in meinem Kopf Def Con 3 ausgerufen wird. Eine lange Zeit verstreicht. Woodham sagt kein Wort, schaut mir direkt in die Augen. Das Schweigen im Walde.
    »Äh!«, sage ich und bin mir tatsächlich nicht zu schade, auch noch mit den Fingern zu schnippen. Herr im Himmel, als wäre ich im Leistungskurs für schauspielerische Stümperei. »Tut mir leid, ursprünglich sollte ich auch als Erster aussteigen, aber keiner von uns hatte mehr Bargeld dabei.« Wie schwach ist das denn? »Und ich hatte meine Brieftasche im Büro vergessen, also sind wir weiter zu Roger gefahren, weil er noch etwas Bargeld in der Wohnung hatte, und, na ja …« – er blickt mir ununterbrochen in die Augen –, »das war’s. Tut mir leid, ich hatte etwas getrunken.« Ich lache. Er nicht.
    »Somit haben Sie ihn zuerst abgesetzt und sind dann zurück nach Maida Vale gefahren?«
    »Ja, genau so war’s. Tut mir leid.«
    Er notiert sich etwas. Heilige Scheiße. Heilige beschissene Scheiße.
    »Okay«, sagt er und klappt das Notizbuch zu. »Also, was wollten Sie mir zu den Demos mitteilen?«
    Ich räuspere mich. »Lassen Sie mich ganz ehrlich sein … Ich denke, Ihre Songs sind absolut unglaublich. Mit das Beste, was ich seit verdammt langer Zeit hören durfte.«
    »Tatsächlich?«
    »In der Tat. Was wir tun sollten, damit wir es gemeinsam schaffen, ist … wir sollten versuchen, Ihnen einen Verlagsdeal zu besorgen.«
    »Im Ernst?«, sagt er und lächelt zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hat. »Nun, das wäre wirklich fantastisch, Steven«, sagt er und steht auf.
    »Na klar, lassen Sie mich nur machen. Kostet mich ein paar Anrufe. Und entschuldigen Sie noch mal das ganze Durcheinander.«
    Wir schütteln uns die

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