Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
lutschen. Plötzlich ein Schlag ins Gesicht. So ein Rave-Typ hat sich eingemischt. Dann sind wir woanders, und ich bin hoch oben auf einem Riesenrad mit Ross. Wir schnüffeln Poppers und biegen uns vor Lachen, während die kalte schwarze Luft um uns herumwirbelt und wirbelt und wirbelt. Tausende orangenfarbene Feuer und farbige Lichter leuchten hinaus in die Nacht. Anschließend gibt es Streit mit dem Eigentümer einer Ethnofressbude, der völlig durchdreht, nachdem ich in seinen Falafel-Wagen oder Tofu-Karren gestolpert bin, ihn dabei in seine Einzelteile zerlegt habe und ihm anstatt einer Entschuldigung einfach ein Bündel Fünfziger in die Hand gedrückt habe. Und ununterbrochen denke ich: Verfickter Parker-Hall, verfickter Parker-Hall, verfickter Parker-Hall.
    Jetzt geht die Sonne auf, und wir liegen der Länge nach in der grünen Wiese. Aus irgendeinem Grund kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, dass wir alle Hüte trugen, riesige Narrenkappen aus Filz in Lila, Kanariengelb und Rot. Wo hatten wir die her?
    Ich liege flach auf dem Rücken und lausche einem Gespräch zwischen Darren, Ross und Leamington.
    »Was meinst du, wie lange es dauert, das wieder in Ordnung zu bringen?«
    »Wimbledon?«
    »Die Hüte?«
    »Nein, ich meine …«
    »Auf dem Centre Court?«
    »Hüte?«
    »Käse?«
    »Ich möchte wissen, was da in Wimbledon los ist …«
    Ich habe keine Ahnung, wer was sagt, und es scheint auch nicht von Bedeutung zu sein.
    »Oh mein Gott …«, stöhne ich leise, setze mich auf und begutachte die Wiese und den klammen Morgennebel. Es ist eine fast schon klischeehafte, postapokalyptische Landschaft. Verlorene, einsame Figuren stapfen, in zerfetzte Laken gehüllt, durch den kalten Matsch. Der ganze Ort ist übersät mit herumliegenden Körpern. Der Rauch von Tausenden schwelenden Feuern hat sich wie ein Leichentuch über einem Schlachtfeld auf die Szenerie gelegt. Es sieht aus wie nach einem Atomschlag.
    »Ist das die grüne Wiese?«, fragt jemand.
    »Wen interessiert’s?«, gibt Trellick zurück, zückt sein Nokia, dessen Display bereits in einem wundervoll zivilisierten Grün leuchtet, als wäre es das einzige Stück Technologie, das das Epizentrum überlebt hat. Aus unserer Perspektive sieht Trellicks Mobiltelefon aus wie der schwarze Obelisk in 2001: strahlend, in der Wüste, zwischen den Affen.
    »Wie wär’s mit einem Lift zurück ins Hotel, Jungs und Mädels?«, sagt er und tippt seelenruhig eine Nummer ein.
    ***
     
    Knapp eine Stunde später versinken Ross und ich bis zum Hals in heißem, blubberndem Wasser und lassen übersprudelnde Flöten mit Bollinger aneinanderklirren. Einen Meter entfernt bereitet Trellick, behaglich in einen der dicken, kuscheligen Hotelbademäntel gehüllt, einige Lines vor und bestellt beim Room Service lautstark mehr und vor allem kälteren Champagner. Aus der Bang & Olufsen-Anlage schnurrt sanft Burt Bacharach.
    »Oh, ich liebe Glastonbury«, seufzt Ross zufrieden.
    Trellicks Telefon klingelt. Er hebt es auf und schaut aufs Display. »Scheiße, der bekackte Derek.«
    »Was, zum Teufel, kann der um diese Zeit wollen?«, sagt Ross.
    »Eine Sex-Hotline?«, erwidere ich, bevor ich mit pochenden Schläfen untertauche, während das heiße Wasser langsam den Dreck des Festivals von meiner Haut löst.
    Trellick ist für eine Weile verschwunden. Als er zurückkommt, wirkt er fassungslos. Und es braucht einiges, um Trellick aus der Fassung zu bringen.
    »Was ist passiert?«
    »Schnall dich gut an, Sportsfreund«, sagt er, schaut mich an und gönnt sich eine dramatische Pause.
    »Gottverdammte Scheiße noch mal, James …«
    »Hör gut zu! Es sieht ganz danach aus, als würden wir die Lazies doch noch kriegen.«
    »Jawohl, weiter«, brülle ich, erhebe mich aus der Wanne und strecke die geballte Faust. Ich bin der King! Ich bin der beschissene König des Rock ’n’ Roll. Scheiß auf Parker-Hall. Scheiß auf ihn. Ross beginnt zu klatschen und mich anzufeuern.
    »Ruhig, Brauner«, sagt Trellick, der nun anfängt zu lachen. »Parker-Hall ist trotzdem derjenige, der sie unter Vertrag nimmt.«
    Äh? »Wie meinst du das …?«
    »Die Band will bei Parker-Hall unterschreiben. Bei niemandem sonst. Es sieht ganz danach aus, als wäre Derek bereits seit geraumer Zeit mit Parker-Hall im Gespräch. Und, nun ja … er ist der neue Chef unserer A&R-Abteilung.«
    »Ich verstehe nicht …« Die Worte tropfen mir wie Sabber aus dem Mund. Der Kiefer stellt einfach seinen Dienst ein. Ich stehe

Weitere Kostenlose Bücher