Killashandra
der Lift hat natürlich nicht funktioniert, und die Soldaten haben rasch bemerkt, daß man nicht einfach von außen her-aufsteigen kann. Sie haben Wachen am Wasser aufgestellt. Deshalb konntet ihr so ruhig schlafen.« Sie schlug für einen Augenblick die Augen nieder. »Olav hat die ganze Nacht mit den Ingenieuren des Kreuzers zusam-mengearbeitet, um die Störung in den Generatoren zu beseitigen, die, wie ihr sicher schon vermutet habt, durch den Sturm einen bisher unbemerkt gebliebenen Schaden erlitten haben. Und jetzt ist alles wieder in Ordnung, abgesehen natürlich von den Geräten, die durchgeschlagen sind!« Sie deutete auf die verkohlten Flecken in einer Ecke des Zimmers. »Und es stellte sich natürlich heraus, daß die durchgeschlagenen Chips naß geworden waren. Dein Vater ist — was Elektronik angeht — wirklich ein Genie, aber ich glaube, ihr zwei solltet möglichst bald draußen erscheinen. Im Ankleidezimmer liegen Kleider für euch bereit, und man hat mich gebeten, dir alles auf den Kreuzer zu bringen, was du brauchst, Killashandra.«
Teradia erhob sich mit einer fließenden Bewegung, zögerte und kam zu Killashandras Bettseite herum. »Du hast ja keine Ahnung, wie ich den Anblick eines sprach-losen Ältesten genossen habe. Das war wirklich eine ausgezeichnete Strategie. Du hast sie aus dem Gleichgewicht gebracht, und jetzt zerbrechen sie sich den Kopf.
Damit haben sie wenig Erfahrung!« Teradia drückte Killashandra an ihre weiche duftende Wange und war, bevor die Kristallsängerin reagieren konnte, schon aus dem Zimmer gegangen. Die Tür schloß sich hinter ihr.
»Du hast wirklich Eindruck gemacht«, sagte Lars.
»Wenn ich dir von Teradias Erfahrungen mit dem Rat erzähle, wirst du verstehen, was sie meinte. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich über diesen Wachposten zu beschweren«, sagte Lars mit einem belustigten Schnaufen, »aber andererseits bin ich daran gewöhnt. Es muß daran liegen ...« Er suchte nach dem passenden Wort und zuckte die Achseln, als er es nicht fand. »Es kommt mir seltsam vor, keine Waffen oder Wächter zu brauchen. Ist das so auf Ballybran, und war es auch auf deiner Heimat Fuerte so?«
»Auf beiden Planeten. Auf Fuerte aus Mangel an Angreifern und auf Ballybran, weil alle viel zu sehr damit beschäftigt sind, in den Ranges Kristalle zu schneiden.
Wir wissen, wo wir hingehören, und fühlen uns sicher«, imitierte sie Ampris' Tonfall. »Lars, wie wollen wir die Überwachungsanlagen im Konservatorium lahmlegen?
Da gibt es nämlich auch welche.«
»Du könntest ja ein bißchen toben.«
»Nein, vielen Dank. Leidenschaft ist anstrengend.«
»Oh, bist du deshalb so müde?«
»Vom Vergnügen werde ich nie müde. Komm, laß uns essen und uns anziehen. Sonst kommen wir nie aus dem Bett.«
Ein paar Minuten später gelangten sie ohne weitere Verzögerungen in den Empfangssaal. Als sie eintrafen, sprang sofort ein Offizier auf und erkundigte sich stam-melnd nach Killashandras Schlaf. Er entschuldigte sich wegen etwaiger Unbequemlichkeiten durch den Stromausfall und bat Killashandra und Kapitän Dahl unterwürfig, dem Hafenmeister und dem Ältesten Torkes im Funkraum Gesellschaft zu leisten.
Olav Dahl wirkte müde, doch seine Augen strahlten belustigt, als er fragte, ob alles zu Killashandras Zufriedenheit verlaufen sei. Sie bejahte, wandte sich an Torkes und gab sich angesichts seiner offensichtlichen Mü-
digkeit überrascht. Sie wünschte ihm höflich gute Besserung.
»Wenn die Gildenfrau einverstanden ist, möchte ich sofort aufbrechen«, erwiderte Torkes, als die Höflichkei-ten ausgetauscht waren. Er beäugte sie, als erwarte er Einwände.
»Ich habe die Aufgabe, die mich nach Optheria brachte, noch nicht erledigt und noch nicht einmal in Angriff genommen«, erwiderte sie. »Ich brenne wirklich darauf, die Orgel zu reparieren und abzureisen. Ich bin sicher, daß wir alle erleichtert sein werden, wenn ich wohlbehalten in das Schiff steige, das mich nach Hause bringt.«
Und natürlich mußte der Älteste Torkes sich damit zufrieden geben, wenn er auch Killashandra skeptisch beobachtete, während er sich von Olav Dahl verabschiedete. Lars hielt sich zurück. Unterdessen hatten sich Matrosen in der Uniform des Rates vor der Tür zu einem Ehrenspalier aufgebaut, das sich von der Residenz bis zum Hafenkai erstreckte, wo ein Beiboot des Kreuzers auf die geehrten Passagiere wartete.
Als sie auf die Treppe hinaustraten, blieb Killashandra stehen und überblickte
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