Killashandra
können. Und jetzt zöge ich mich gern zurück.«
»Gildenfrau, wir haben noch viel zu besprechen ...«
»Das können wir auch morgen früh tun, Ältester Torkes. Es war ein langer und anstrengender Tag für mich, vergessen Sie das nicht. Wir haben Bar Island heute morgen mit den Verletzten verlassen, und jetzt ist es fast Mitternacht.« Sie wandte sich wieder an Olav.
»Werde ich heute abend in der Residenz untergebracht?«
»Hier entlang, bitte!« Olav und Lars eskortierten sie zu einer Tür, die sich als Aufzugtür entpuppte. »Ich kann Ihnen versichern, daß dies der einzige Zugang zum Wohnbereich der Residenz ist. Der Ausgang wird heute nacht gut bewacht werden.« Er winkte einen Soldaten heran, der sich sofort neben der Tür aufbaute.
»Ältester Torkes, dies ist das erst Mal, daß wir das Privileg haben, Mitglieder des Rates zu beherbergen«, sagte Teradia, und ihre tiefe Stimme verriet ihre Ehrfurcht, während sie Torkes am Arm nahm und ihn in den Empfangssaal zurückführte.
Olav beugte sich höflich über Killashandras Hand, kam lächelnd wieder hoch und deutete auf den Lift. Die Tür schloß sich hinter Killashandra und Lars. Killashandra lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen an ihn.
Er machte eine rasche Handbewegung und starrte demonstrativ die Decke der Aufzugkabine an.
»Ich bin völlig erschöpft, Kapitän Dahl.« Also ließ Torkes die Räume überwachen. Das machte es Lars und ihr nicht leichter.
Der Lift fuhr beinahe geräuschlos, und als sich die Tür wieder öffnete, sah sie eine Szenerie, die ihr den Atem raubte. Aus dem breiten Fenster überblickte sie den ganzen mondbeschienenen Hafen. Durch einen zweiten Mond, der hinter dem alten Vulkan aufging, bekam der Berg einen Heiligenschein. Sie standen lange schweigend am Fenster und nahmen die Schönheit des Anblicks in sich auf.
Lars führte sie über einen kurzen Flur zu zwei Türen.
Dort blieb er stehen und sah auf seine Armbanduhr. Killashandra hatte gerade noch Zeit, sich über sein Grinsen zu wundern, bevor alle Lichter erloschen. Im gleichen Augenblick sah sie drei blaue Blitze, zwei auf dem Flur und einen dritten vor der Eingangstür.
»Was ...«, begann sie erschrocken, doch dann ging das Licht wieder an, und Lars nahm sie in die Arme.
»Jetzt sind wir sicher!«
»Habt ihr die Monitore durchschlagen lassen?«
»Und alle Systeme auf seinem Schiff. Vater kennt sich mit Elektronik gut aus, und ...« Er zog sie fest an sich und schob sie zur ersten Tür, die automatisch aufglitt, als sie sich näherten. »Jetzt kann ich endlich ungestört über dich herfallen.«
Und das war natürlich genau das, was Killashandra gehofft hatte.
17
TERADIA BRACHTE AM nächsten Morgen das Frühstück.
Erst jetzt konnte Killashandra sich gründlich umsehen.
Sie war in einem großen Zimmer, das vom Widerschein des sonnenbeschienenen Hafenwassers erhellt wurde.
Killashandra hätte einiges dafür gegeben zu erfahren, wie es diese Frau schaffte, stets vollendet gekleidet und völlig ausgeglichen zu sein. Vielleicht hatte es mit der Gelassenheit und der Lebenserfahrung eines fortgeschrittenen Alters zu tun; der Begriff >alt< in physiologi-schem Sinne schien auf Teradia allerdings überhaupt nicht zu passen.
»Und wieder kommt ein Tag, voller Freude und Entzücken«, zitierte Lars, während er in Killashandras Rük-ken einige Kissen aufbaute. »Olav hat gestern abend wirklich keinen Trick ausgelassen, was?«
»Er ist schon wieder am Werk.« Teradia lächelte leicht. »Darf ich dir zu deiner gestrigen Vorstellung gra-tulieren, Killashandra? Du warst wirklich beeindruk-kend. Ich glaube, so etwas haben Torkes' Leute noch nie gesehen.«
»In gerechtem Zorn verzehrt' ich mich«, erwiderte Killashandra. »Stell dir vor, jemand hat mich mit einer Waffe bedroht! Mich, eine Kristallsängerin!«
Lars streichelte ihr beruhigend den Arm und schenkte ihr eine Tasse des belebenden Morgengetränks ein. »Was hat Olav denn heute morgen vor?«
Teradia setzte sich auf die Bettkante, faltete die Hände im Schoß und strahlte sie an. »Wie du schon angenommen hast, hat der Stromausfall tatsächlich den Kreuzer beschädigt, denn Olav hatte höflicherweise vorgeschlagen, die Energieversorgung des Kreuzers an die Generatoren an Land zu koppeln, um die Batterien des Schiffs zu schonen. Torkes war ziemlich aufgeregt, als alles auseinanderflog. Er hat sich Sorgen um dich gemacht, Killashandra, und geglaubt, es werde wieder ein Anschlag auf dein Leben verübt. Aber
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