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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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»Das hoffe ich jedenfalls.« Sie stand auf. »Der Antrieb gibt ein fast unhörbares Wimmern von sich, das mich sehr stört. Guten Abend, meine Herren.«
    Lars folgte ihr, und wie durch ein Wunder waren sie im Gang allein, als er sie zu ihrer engen Kabine begleitete.
    »Wird sie überwacht?« fragte sie ihn leise. Er nickte.
    »Brauchen Sie ein Schlafmittel, Gildenfrau?«
    »Ja, es wäre schön, wenn Sie mir etwas Brotbaumwein besorgen könnten, Kapitän.«
    »Der Steward wird einen Krug in Ihre Kabine bringen.«
    Mit einer Flasche Wein im Bauch schlief Killashandra trotz der immer stärker werdenden Verzerrung. Am nächsten Morgen war der Lärm auch für normale Menschen fast hörbar. Selbst Lars schien etwas zu bemerken. Sie war erleichtert, als Kapitän Festinel sie auf die Brücke bat.
    Und sie war besorgt, als sie den Computerausdruck des Antriebs las. Festinel und sein leitender Ingenieur waren zu Recht beunruhigt.
    »Wir wollten eigentlich die Werft ansteuern, als uns dieser Notfall dazwischenkam, Gildenfrau. Das Meer war unruhiger, als wir angenommen hatten, so daß unsere Kompensatoren und Stabilisatoren, besonders bei unserer Geschwindigkeit, stark belastet wurden.« Der Kapitän war schmeichelnd und unterwürfig, und Killashandra nahm seine Erklärungen stirnrunzelnd zur Kenntnis, während sie den Ausdruck las, als wüßte sie genau, was sie da sah.
    Glücklicherweise war die Brücke im Gegensatz zum Rest des Schiffes gegen die Kristallschwingungen abgeschirmt, so daß sie vor dem Lärm etwas Ruhe hatte. Bis sie die Hand auf ein Bullauge legte und die Schwingungen durchs Metall spürte.
    »Der Antrieb verliert Kraft«, sagte Killashandra, die Worte benutzend, die Carrik auf dem Shuttlehafen von Fuerte ausgesprochen hatte, und sie war seltsam stolz, daß ihr Gedächtnis eine so ferne Vergangenheit bewahrt hatte; eine Zeit, die mit ihrem augenblicklichen Leben überhaupt nichts mehr zu tun hatte.
    »Offengestanden würde ich gern beidrehen und den Kristallantrieb gründlich inspizieren, aber wir haben Befehl, mit Höchstgeschwindigkeit zum Festland zu fahren.« Der Kapitän zuckte die Achseln und seufzte.
    Killashandra beschloß, ihn nicht zu beruhigen. Der Antrieb war wirklich im Eimer: Sie brauchte keinen Ausdruck, um ihm das zu sagen. Aber sie hatte nur einmal mit einem Antrieb zu tun gehabt und wollte nicht mit einer unzutreffenden Behauptung ihren guten Ruf ver-spielen.
    Der Kapitän Festinel fragte sie zögernd: »Können Sie die Kristallresonanz wirklich hören?«
    Killashandra war sich des erwartungsvollen Schweigens auf der Brücke sehr bewußt, als jüngere und ältere Offiziere, ganz zu schweigen von Lars direkt neben ihr, auf ihre Antwort warteten.
    »Ja. Es fühlt sich an wie ein dumpfer Schmerz, der von den Ohren bis zu meinen Fersen durch meinen ganzen Körper zieht. Wenn es noch lauter wird, muß ich Sie um ein Rettungsboot bitten!«
    »Wir wissen so wenig über Ihren Beruf...«
    »Er ist im Grunde wie jeder andere, Kapitän. Er hat seine Gefahren und seine Belohnungen, man muß eine Lehrzeit durchlaufen und braucht dann immer noch mehrere Jahre, um seine Fähigkeiten zu vervollkomm-nen.« Killashandra war sich sehr bewußt, daß sie zu einem Ohrenpaar sprach, das viel schärfer hinhörte als al-le anderen. Sie sah Lars jedoch nicht an. »Eine Facette meiner Ausbildung umfaßte die Neuabstimmung feh-lerhafter Kristalle.« Sie verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Aber es ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung.«
    »Brauchen Sie für diesen Beruf irgendwelche Geräte?«
    fragte der ältere Ingenieur, während er vom Ausdruck aufblickte.
    »Ein vollkommenes, absolutes Gehör ist eine Grund-voraussetzung.«
    »Warum denn das?« fragte Lars, durch diese unerwartete Anforderung anscheinend verblüfft.
    »Wir werden Kristallsänger genannt, weil wir unsere Sonarschneider auf den dominanten Ton des Kristalls ein-stimmen müssen, den wir aus den Bergen schneiden. Das ist eine gefährliche und anstrengende Arbeit.« Sie hob die Hände, damit die anderen die feinen weißen Narben sehen konnten.
    »Man hat mir gesagt«, erklärte Lars in seinem Insel-Singsang, »daß Kristallsänger erstaunliche Regenera-tionskräfte besitzen.«
    »Das ist wahr. Die Kristallresonanz verlangsamt anscheinend die Zerfallsprozesse und beschleunigt die Re-generationsprozesse des Körpers. Kristallsänger bewahren ihr jugendliches Aussehen bis ins dritte Lebens-jahrhundert.«
    »Wie alt sind Sie denn, Gildenfrau?«

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